Unterhaltung
Prominente

"ZDF Magazin Royale": "Nazis keulen"-Spruch hat Nachspiel bei Böhmermann

Jan Böhmermann
Jan Böhmermann nimmt in der aktuellen "ZDF Magazin Royale"-Ausgabe einen AfD-Politiker ins Visier.Bild: ZDF/Jens Koch
Prominente

Nach "Nazis keulen"-Spruch: Böhmermann schießt bei "ZDF Magazin Royale" gegen AfD-Politiker

24.02.2024, 07:31
Mehr «Unterhaltung»

"Du willst dich über Politik informieren? Bloß nicht bei ARD und ZDF", erklärt Maximilian Krah in einem seiner zahlreichen TikTok-Videos. Krah ist Abgeordneter der in Teilen rechtsextremen AfD im EU-Parlament und Spitzenkandidat für die bevorstehende Europa-Wahl im Juni.

Am Freitagabend wird er aber vielleicht beim ZDF eingeschaltet haben, denn ein Großteil der "ZDF Magazin Royale"-Sendung drehte sich um ihn und seine rassistischen, misogynen und demokratiefeindlichen Äußerungen der vergangenen Jahre.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Die Empörung über die vorangegangene Folge des "ZDF Magazin Royale" rund um die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ist indes noch gar nicht abgeebbt. Jan Böhmermann hatte sich in der vorigen Woche nämlich den FPÖ-Kanzlerkandidaten Herbert Kickl vorgeknöpft und unter anderem die Nähe seiner Partei zur rechtsextremen "Identitäten Bewegung" thematisiert.

Am Ende der Sendung provozierte der Moderator mit einem Appell an die Zuschauer:innen: "Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern lieber ein paar Nazis keulen." Umgangssprachlich steht "keulen" für masturbieren. In der Tiermedizin spricht man von "keulen" allerdings, wenn man Nutztiere tötet, um Tierseuchen einzudämmen.

"Nazis keulen"-Spruch aus Vorwoche hat Nachspiel

Obwohl Böhmermann in dem Satz von "Nazis" sprach und nicht direkt von der FPÖ oder deren Kanzlerkandidat Kickl, fühlte der sich prompt angesprochen und schrieb auf seiner Facebook-Seite von einem "Tötungsaufruf". Es folgte eine Welle der Empörung von Seiten der FPÖ und mehrere Strafanzeigen gegen den ZDF-Moderator.

Womöglich folgt an diesem Wochenende eine weitere Empörungswelle von rechter Seite – dieses Mal aus Deutschland. Denn in der aktuellen Ausgabe bekommt AfD-Politiker Maximilian Krah sein Fett weg. Der fiel in der Vergangenheit immer wieder durch grenzüberschreitende Aussagen auf: "Feminismus heute ist Krebs", schreibt er beispielsweise auf X.

Bei einer Veranstaltung einer Dresdner Burschenschaft fragte er das Publikum, was die großen Treiber der "Massenmigration" seien. Seine Antwort: "Das ist Hartz IV und Ficki-Ficki".

Krahs Erfolg auf Tiktok scheinen solche Aussagen nicht zu schaden. Im vergangenen Sommer ging ein Video von ihm viral, in dem er behauptet, echte Männer seien rechts. "Lass dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast", erklärt er in dem Video, das mittlerweile 1,4 Millionen Aufrufe hat.

AfD auf Tiktok so erfolgreich wie keine andere Partei

Wenn es nach Böhmermann geht, ist die Strategie leicht zu enttarnen: Mit solchen Videos will die AfD die Menschen erreichen, die viel Zeit auf Tiktok verbringen. Das sind überwiegend junge Leute und Jugendliche und die sind bei der anstehenden Europa-Wahl im Juni potentielle Wähler:innen für die Partei. Denn wie es der Zufall will, dürfen dieses Jahr erstmals auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben.

Und bisher scheint die TiktokStrategie der AfD sehr gut aufzugehen, denn was die Reichweite angeht, ist die AfD den anderen Parteien aktuell meilenweit voraus. Gemäß einer Auswertung des Politikberaters Johannes Hillje, die Böhmermann zitiert, erreicht die Partei auf Tiktok durchschnittlich 430.000 Impressionen. Weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz liegt die FDP. Ihre Beiträge werden im Schnitt nur 53.000-Mal angezeigt, die restlichen Parteien liegen noch weiter zurück.

Doch laut Böhmermann zielt Krahs Tiktok-Strategie nicht nur auf Jugendliche und junge Menschen ab, sondern auch auf Menschen mit Migrationsbiografie. Deutschtürken empfiehlt der AfD-Politiker zum Beispiel eine Partei zu wählen, die weitere Zuwanderung blockiert. Denn neu Zugewanderte würden ihnen, den Deutschtürken, die Arbeitsplätze und den Wohnraum wegnehmen – so Krahs Behauptung.

Jan Böhmermanns Urteil dazu fällt eindeutig aus:

"Es ist im Grunde genommen der alte Fascho-Trick: Die Ängste der einen gegen die Nöte der anderen ausspielen."
-

Und diese Strategie fährt die Partei nicht zufällig. Die Migrationsforscherin Naika Foroutan erklärt in der Sendung, dass die AfD ihr Wähler:innenpotential bereits ausgeschöpft habe. Wenn sie wirklich stärkste Kraft in Deutschland werden will, muss sie auch Migrant:innen ansprechen. Dabei sei genau das die Gruppe, gegen die sich die AfD stelle, so Foroutan.

Noch absurder erscheint da nur, dass sich Krah in ein Parlament wählen lassen will, das die AfD eigentlich abschaffen will. So steht es zumindest im Wahlprogramm der Partei zur Europawahl 2024.

Hat Krah eine Vorliebe für Autokraten?

Egal ob Viktor Orbán, Recep Tayyip Erdoğan oder Matteo Salvini – für Rechtspopulisten und Autokraten scheint Krah durchaus Sympathien zu hegen, wie Böhmermann anhand von Social-Media-Posts des AfD-Politikers belegt. Und nicht nur das: Auch nach China und Russland soll er mehr oder minder enge Verbindungen haben.

Vor dem Hintergrund hoher Umfragewerte für die AfD zieht Böhmermann zum Schluss noch den Bogen zur Folge aus der Vorwoche und zeigt sich selbstkritisch: "Das Bekämpfen von Rechtsextremen und Demokratiefeinden kriegen wir in Deutschland genauso schlecht hin wie in Österreich". Ob das wirklich stimmt, wird sich wohl erst an der Wahlurne zeigen.

Herber Rückschlag für RTL: TV-Flop mit Dieter Könnes rutscht immer weiter ab

Im Februar 2023 gab es erstmals das neue RTL-Format "Achtung Verbrechen!" mit Moderator Dieter Könnes zur Primetime zu sehen. Der Sender teilte damals mit, dass "wahre Betrugsfälle mit nachgestellten Filmszenen und enthüllenden investigativen Reportagen genau unter die Lupe" genommen werden. Mit seinen Studiogästen spreche Könnes zudem ausführlich über die Betrugsdelikte und ihre Auswirkungen, hieß es.

Zur Story