Nach einer intensiv geführten Debatte hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den Beitrag von Comedian Dieter Nuhr wieder online gestellt. Das teilt die DFG in einer Presseerklärung mit.
In der Erklärung bedauert man die Entscheidung, den Beitrag zunächst zu löschen, ausdrücklich und bezeichnet die Löschung als "vorschnell". Nuhr sei eine Person, die mitten in unserer Gesellschaft stehe und sich zu Wissenschaft und rationalem Diskurs bekenne.
Daher habe man den Beitrag wieder aufgenommen. Die Diskussion um den Beitrag verdeutliche außerdem exemplarisch die Entwicklungen, die aktuell viele Diskussionen um die Wissenschaft kennzeichne, heißt es weiter. In verschiedenen Bereichen der Gesellschaft habe sich eine Debattenkultur entwickelt, in der oft nicht das sachliche und stärkere Argument zähle, in der weniger zugehört und nachgefragt, sondern immer häufiger vorschnell geurteilt und verurteilt werde.
Gerade bei zentralen Fragen wie dem Klimawandel oder der Coronavirus-Pandemie würde damit die notwendige Diskussion um wissenschaftliche Themen und der konstruktive Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft behindert. Die DFG wolle diese Beobachtungen zum Anlass nehmen, eine intensive Auseinandersetzung mit der aktuellen Debattenkultur rund um die Wissenschaft anzustoßen. Man stehe für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit sowie für eine differenzierte Diskussionskultur.
Es ist bereits die vierte Wendung in einem Mini-Drama, das mit einem Beitrag von Nuhr für die Online-Aktion #FürdasWissen seinen Anfang genommen hatte. Zunächst hatte die DFG den Comedian gegen Kritiker in den sozialen Medien verteidigt. Diese hatten Nuhrs Witze über Klimaaktivisten sowie eine angebliche "Hörigkeit" von Bundeskanzlerin Merkel gegenüber Virologe Christian Drosten zum Anlass genommen, Nuhrs Verhältnis zur Wissenschaft infrage zu stellen.
Doch dann hatte die DFG Nuhrs Beitrag plötzlich gelöscht. In einer Erklärung betonte man, dies sei nicht auf öffentlichen Druck geschehen, sondern weil man Nuhrs Aussagen inzwischen kritisch sehe. Nuhr hatte scharf auf die Löschung reagiert und gegen "Denunziaton" und "Cancel Culture" gewettert.
Am Dienstag folgte eine weitere Volte der DFG: Man hätte den Beitrag nicht ohne vorherige Absprache mit dem Comedian löschen sollen, hieß es nun. In einer Entschuldigung bot man Nuhr außerdem an, den Beitrag wieder online zu nehmen – allerdings mit einem Kommentar versehen. Das hatte der Comedian jedoch zurückgewiesen. Nun hat man also auf den Kommentar verzichtet, den Beitrag ohne Bedingungen wieder veröffentlicht und sich erneut entschuldigt.
Dieter Nuhr selbst reagiert positiv auf diese neuerliche Wendung: "Ich freue mich sehr über diese Erklärung der DFG", schreibt er auf Facebook. Außerdem zitiert er den Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, der zur Entscheidung der DFG folgendes sagt: "Lasst uns gemeinsam die Chance ergreifen und Zuhören statt Verurteilen, Fragen statt Antworten, Verstehen statt Verdammen, Argumentieren statt Diffamieren und Einladen statt Ausgrenzen... Ein guter Tag!"
(om)