Die britisch-französische Beziehung ist von einer langen Rivalität geprägt, deren Geschichte zurückreicht bis ins Mittelalter. Später setzte sich der Konflikt im kolonialen Wettstreit fort, beide Länder beanspruchten eine globale Vorherrschaft. Einen vorerst letzten Höhepunkt erlebte das angespannte Verhältnis während der Napoleonischen Kriege, die im 19. Jahrhundert endeten.
Seitdem nähern sich die beiden europäischen Nationen an, bildeten etwa jeweils einen Teil des Alliiertenbündnisses während des Zweiten Weltkrieges. Schon zuvor, im Jahr 1904, wurde der historische Konflikt zwischen Frankreich und Großbritannien offiziell beigelegt – mit dem sogenannten Entente cordiale. Das Abkommen sollte den kolonialen "Wettlauf um Afrika" beenden und wurde zum Meilenstein in der diplomatischen Beziehung der Länder.
120 Jahre später feiert auch der britische Königspalast den Abschluss des Entente cordiale mit einem Novum: Erstmals werden französische Soldaten vor dem Buckingham Palace stehen.
Wie der britische "Mirror" berichtet, hat König Charles eine Übung französischer Soldaten vor dem Buckingham Palace anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Entente Cordiale abgesegnet. Am kommenden Montag werden bei der traditionellen Wachablösung 32 Soldaten der Republikanischen Garde der Nationalen Gendarmerie zusammen mit den sogenannten Scots Guards aufmarschieren.
Inspiziert werden die Soldaten nicht von König Charles persönlich, sondern vom Duke und der Duchess von Edinburgh. Dennoch sorgt der Aufmarsch für Aufsehen.
"HAVE THEY GONE MERDE?", titelt etwa der "Mirror" mit einem Wortspiel über seinem Bericht. Grob übersetzt: "Sind sie verrückt geworden?" Der Besuch ist historisch streng eingerahmt. Die französischen Gäste werden während ihres Aufenthalts in den Wellington Barracks residieren. Die Kaserne wurde benannt nach dem Herzog, der die britischen Truppen in die berühmte Schlacht von Waterloo gegen Napoleon Bonaparte führte, heißt es in dem Bericht.
Oberstleutnant James Shaw ist für die Gestaltung des militärisch-royalen Ereignisses zuständig. Er sagt über die Bedeutung der symbolischen Geste: "Ich bin sicher, Wellington wäre erfreut über die Stärke der Beziehungen in diesen Tagen. Die Tatsache, dass die Franzosen hier sind, ist wirklich historisch".
Auch der Hauptmann der französischen Garde erkennt die historische Bedeutung an: "Allein der Händedruck mit meinem britischen Amtskollegen bedeutet so viel."
Wichtiger für die französisch-britische Beziehung als ein militärischer Aufmarsch vor dem Buckingham Palace je sein könnte, sind aber wohl folgende Worte des französischen Hauptmanns: "Alles, was wir über britisches Essen sagen, ist Quatsch, denn es ist wirklich gut."