Das Vereinigte Königreich und die Commonwealth-Staaten trauern um ihr Staatsoberhaupt: Queen Elizabeth II. ist am Nachmittag des 8. September im Alter von 96 Jahren verstorben. Zuletzt hatte sie immer mehr Verpflichtungen an andere Senior Royals, vor allem William und Kate sowie ihren ältesten Sohn Charles und dessen Frau Camilla abgegeben. Elizabeth hatte jedoch bis zum Schluss ihren Titel als Königin behalten.
Ihr Gesundheitszustand gab in den vergangenen Monaten immer wieder Grund zur Sorge. Aufgrund von Mobilitätsproblemen konnte sie sich nur noch eingeschränkt mit einem Stock fortbewegen, bei den Feierlichkeiten rund um ihr 70. Thronjubiläum ließ sie sich nur selten blicken. Die Ärzte der britischen Königin zeigten sich nach Palastangaben zuletzt "besorgt" wegen ihres Gesundheitszustandes und hätten der Queen empfohlen, "weiter unter ärztlicher Aufsicht" zu bleiben. Nach der jüngsten Meldung eilte schließlich ihre gesamte Familie nach Schloss Balmoral in Schottland, wo sie sich zum Zeitpunkt ihres Todes aufhielt.
Für die Royal Family ist der Tod von Königin Elizabeth II. ein herber Verlust: Seit Jahrzehnten war sie das Familienoberhaupt, das "die Firma", wie die Queen die Familie nannte, zusammengehalten hat. Nun müssen ihre vier Kinder, acht Enkel und zwölf Urenkel ohne sie auskommen. Elizabeths Mann Philip war im April 2021 im Alter von 99 Jahren gestorben.
Königin Elisabeth II. wurde am 21. April 1926 als Tochter von Prinz Albert, dem späteren König George VI. und dessen Frau Elizabeth, Herzogin von York geboren. Ihre jüngere Schwester Margaret war vier Jahre jünger. Zum damaligen Zeitpunkt stand Elizabeth an dritter Stelle der Thronfolge. Nachdem ihr Onkel, König Edward VIII. nach knapp einem Jahr Regierungszeit abdankte, um die bürgerliche US-Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, rückte ihr Vater unerwartet auf den Thron nach.
George VI. übernahm den britischen Thron kurz vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1937. Während des Kriegs blieb die Familie in England und die damalige Prinzessin Elizabeth leistete in dieser Zeit Militärdienst bei der britischen Armee. Dabei erhielt sie unter anderem eine Ausbildung als LKW-Fahrerin und Mechanikerin.
Im November 1947 heiratete Prinzessin Elizabeth ihren Verlobten, Prinz Philip von Griechenland und Dänemark. Die beiden hatten sich bereits kennengelernt, als Elizabeth 13 und Philip 18 Jahre alt waren. In den folgenden Jahren hielten sie über Briefe Kontakt. Philip wurde von der britischen Öffentlichkeit und auch von der Königsfamilie zunächst als nicht gut genug für die zukünftige Königin wahrgenommen. So hatte Philip deutsche Wurzeln, was zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und auch kurz danach nicht gut bei der britischen Bevölkerung ankam.
Über die Jahre konnte der als charismatisch geltende Philip seinen Beliebtsgrad jedoch steigern. Das königliche Paar bekam insgesamt vier Kinder: Prinz Charles wurde 1948 und Prinzessin Anne 1950 geboren. 1960 und 1964 bekam das Paar noch zwei Söhne, Prinz Andrew und Prinz Edward.
Ab 1951 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des regierenden Königs George VI. immer weiter, bis er schließlich am 6. Februar 1952 starb. Elizabeth befand sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer Auslandsreise mit Philip in Kenia. Von einem Tag auf den anderen stand die junge Frau nun auf Platz eins der Thronfolge. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Tod ihres Vaters wurde Elizabeth am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey in London zur Königin des Vereinigten Königreichs, Kanadas, Australiens, Neuseelands, Südafrikas, Pakistans und Britisch-Ceylons gekrönt.
Ende 1992 bezeichnete Queen Elizabeth II. in einer Rede das vergangene Jahr als ihr "Annus horribilis", ihr "Schreckensjahr". Damit meinte sie die Scheidungen ihres Sohnes Andrew von Sarah Ferguson und ihrer Tochter Anne von Mark Phillips sowie einen Brand am Windsor Castle. Die folgenden Jahre wurden jedoch auch nicht unbedingt leichter: Die ehemalige Traumehe von Charles und Diana zerbrach vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Es folgte die Scheidung im Jahr 1996 und Dianas tragischer Unfalltod 1997.
2011 heiratet Prinz William, der auf Platz zwei der britischen Thronfolge steht, seine Kate. Von Anfang an sind die beiden Sympathieträger und machen vor, wie eine perfekte königliche Ehe auszusehen hat. 2013 wird ihr Sohn George, 2015 Tochter Charlotte und 2018 Sohn Louis geboren. 2018 verlobt sich auch Prinz Harry mit Meghan, die als Schauspielerin große Erfolge mit der US-amerikanischen Serie "Suits" feierte. Die Traumhochzeit der beiden folgt 2019, ein Jahr darauf wird ihr Sohn Archie geboren.
Auch Meghan und Harry sind in der Öffentlichkeit beliebt, doch mit der Zeit zieht sich das Paar immer weiter zurück. Anfang 2020 geschieht dann, was viele nicht für möglich gehalten haben: Der Duke und die Duchess of Sussex ziehen nach Los Angeles und geben ihre Aufgaben als Senior Royals auf.
Außerdem wird ein anderer Skandal öffentlich: Prinz Andrew, der zweitjüngste Sohn von Elizabeth und Philip, soll in den Missbrauchsfall um Jeffrey Epstein verwickelt sein. Seit dem Bekanntwerden wurde er von öffentlichen Auftritten der Royals verbannt und musste alle militärischen Titel abgeben. Somit ist er auch nicht mehr ein repräsentatives Mitglied der königlichen Familie.
Nach 73 Ehejahren stirbt Prinz Philip am 9. April 2021, zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag. Bereits 2017 hatte er sich im Alter von 96 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Die Trauerfeier fand pandemiebedingt im kleinen Familienkreis statt. Die Queen hatte bereits kurze Zeit nach der Beerdigung ihres Mannes wieder ihre royalen Pflichten aufgenommen und zeigte sich im Sommer 2021 bei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen.
Im Herbst 2021 verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand immer weiter, sodass sie zeitweise ins Krankenhaus eingeliefert wurde und sogar darauf verzichten musste, ihre geliebten Corgis auszuführen. Nichtsdestotrotz nahm sie weiterhin noch pflichtbewusst an manchen offiziellen Terminen teil, wenn auch über Videotelefonie. Nun ist die am längsten regierende Monarchin der Welt verstorben.
(si)