Etwas mehr als neun Monate liegt die Krönung von König Charles III. nun zurück. Doch durch die Berichterstattung rund um die Thronfolge entstand schon lange der Eindruck, dass Charles für viele Briten nur eine Art Übergangskönig ist. Die tiefgreifenden Reformen in der britischen Monarchie, die in den Augen vieler notwendig ist, soll eines Tages Thronfolger William angehen.
Ein neues Buch über die britische Königsfamilie befeuert nun die Spekulationen, dass William tatsächlich so einiges anders machen könnte als sein Vater. William und Charles sind in einigen Punkten unterschiedlicher Meinung und vor allem bei einem Thema tickt der Thronfolger ganz anders. Das könnte weitreichende Folgen haben, die nicht nur das britische Königshaus betreffen.
Die "Daily Mail" veröffentlicht seit einigen Tagen Auszüge aus einer neuen Biografie über Charles. Die verursacht schon vor ihrem Erscheinen jede Menge Wirbel. Unter anderem enthüllt Autor Robert Hardman darin einen bisher unbekannten Konflikt im Königshaus.
Eine Person unter Queen Elizabeths Angestellten habe demnach behauptet, die Königin sei "so wütend gewesen, wie ich sie noch nie gesehen habe", nachdem Harry und Meghan öffentlich gesagt hatten, sie hätten ihre Tochter nie Lilibet genannt, wenn die Königin das nicht unterstützt hätte.
Doch nicht nur diese Behauptung über Harry ist brisant, sondern auch eine Aussage über William. Hardman schreibt in seinem Buch, dass William offensichtlich weniger religiös sei als sein Vater. Der Autor sagt über den Thronfolger:
Als Beweis dafür führt er unter anderem an, dass William hauptsächlich zu den großen Gottesdiensten an Ostern und Weihnachten in die Kirche gehen würde. Das entspricht laut der "Daily Mail" zwar dem generellen Verhalten der Briten, die Zahl der wöchentlichen Kirchengänger:innen hat sich demnach von 2009 bis 2022 um 228.000 Menschen verringert. Doch in Williams Fall hat dieses Verhalten eine besondere Brisanz.
Denn mit seiner Ernennung zum König wird er automatisch auch Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Den Titel "Defender of the Faith and Supreme Governor of the Church of England" haben britische König:innen seit der Gründung der Kirche im Jahr 1513 inne.
In seinem Krönungseid schwor Charles im vergangenen Jahr, dass er das Abkommen zur Kirche von England erhalten werde. Die Aussagen in Hardmans Buch über William schüren nun Spekulationen, dass dieser das Amt des Supreme Governors ablehnen könnte. Sollte das der Fall sein, wäre es ein Bruch mit royalen Traditionen, wie er laut der "Daily Mail" in den letzten 500 Jahren nicht vorgekommen ist.
Eine Quelle, die Hardman in dem Buch zitiert, glaubt, dass William die Kirche als Institution zwar respektiere, sich aber "in einem religiösen Umfeld nicht automatisch wohlfühlt." Sowohl Charles als auch die Queen hätten im Gegensatz zu William regelmäßig Gottesdienste besucht.
Ob all das aber tatsächlich dazu führt, dass William nicht das Oberhaupt der anglikanischen Kirche wird, wird sich erst noch zeigen müssen. Mit seiner Krönung erhält er den Titel automatisch. Wie er letztlich damit umgeht, wird sich erst noch herausstellen.