Ende Februar hat sich ein neues Wort in den deutschen Sprachgebrauch eingenistet: Anzeigenhauptmeister. So nennt sich Niclas Matthei, der durch eine "Spiegel TV"-Dokumentation bekannt wurde. Sein Hobby: Leute anzeigen. Möglichst viele. Die Leidenschaft des 18-Jährigen hat vor allem bei Social Media eine Debatte ausgelöst. Ist das Verhalten des selbsternannten "Anzeigenhauptmeisters" vertretbar oder unsolidarisch?
In jeder Stadt Deutschlands will Niclas Matthei eine Anzeige durchbringen, so lautet sein großes Ziel und natürlich macht er sich damit Feinde. Je bekannter er wird, desto mehr werden es und desto gefährlicher lebt Matthei wohl auch. Dass sein Verhalten nicht "nur" Hasskommentare im Internet auf sich zieht, sondern auch direkte körperliche Übergriffe zur Folge haben kann, zeigte sich bei einem Vorfall Anfang März, der erst am vergangenen Montag bekannt wurde.
Der "Anzeigenhauptmeister" wurde verschiedenen Berichten zufolge in einer S-Bahn in Sachsen-Anhalt von Fußball-Fans attackiert. Ein Unbekannter habe Niclas Matthei das Handy aus der Hand gerissen. Er wurde bei dem Übergriff offenbar derart stark verletzt, dass herbeigerufene Rettungskräfte ihn in ein Krankenhaus einliefern mussten. Auch die Polizei war vor Ort.
Der Vorfall trug sich bereits am 2. März zu, also etwa eine Woche nach Veröffentlichung der "Spiegel TV"-Doku und damit dem Beginn des "Ruhmes" von Niclas Matthei.
Vor vier Tagen wiederum veröffentlichte Rapper Finch einen Song über den "Anzeigenhauptmeister", der durchaus positiv eingefärbt ist. Von einem Diss-Track, wie Finch ihn angedroht hatte, nachdem er selbst von Matthei angezeigt wurde, kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Finchs Loblied auf den "Anzeigenhauptmeister" irritierte seine Fans, die gegenüber Matthei deutlich negativer eingestellt sind, genau wie ein Großteil des Internets. Auf seinem Instagram-Kanal klärte der Rapper auf, woher sein Bedürfnis kam, Matthei mit seinem Song zu unterstützen – und stellte gleichzeitig klar, dass er weiterhin hinter dem Freizeit-Polizisten steht.
In dem Post beschreibt der Rapper seine persönliche Beziehung zum "Anzeigenhauptmeister" und veröffentlicht einen privaten Chat, in dem Matthei den Übergriff in der Bahn schildert.
In dem Post rechtfertigt der Rapper seinen positiv gestimmten "Anzeigenhauptmeister"-Song: Finch habe durch seinen Kontakt mit Matthei deutlich früher von dem Übergriff erfahren. "Jetzt verstehen vielleicht einige, warum der Song geworden ist, wie er jetzt ist", schreibt er. Finch heißt das Verhalten von Matthei nicht gut und er sei auch "kein Fan von Denunzianten". Aber: Es gebe "eine Grenze und die wurde hier ganz klar überschritten".
Und der Rapper wird hinsichtlich der Attacken und des Hasses auf den "Anzeigenhauptmeister" noch deutlicher: "Ich hoffe, dass das ein Einzelfall bleibt und der Täter seine gerechte Strafe bekommt".
Zumindest einen (durchaus einflussreichen) Fürsprecher hat der "Anzeigenhauptmeister" also sicher auf seiner Seite.