Der Film "Emilia Pérez" geht mit 13 Nominierungen ins Rennen um einen Oscar, er galt zuvor als absoluter Favorit bei der wichtigsten Preisverleihung überhaupt. Der Musical-Thriller von Jacques Audiard dreht sich um einen mexikanischen Drogenboss, der sich von seinem früheren Leben verabschiedet und nach einer Transition noch einmal von vorne starten will.
Für "Emilia Pérez" könnte es derzeit trotz des bisherigen Erfolges allerdings nicht schlechter laufen. Der Grund dafür ist Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die sich mit fragwürdigen Tweets und Äußerungen ins Aus schoss. Dabei geht es um Rassismus und Islamfeindlichkeit. Auch von bösartiger Kritik in Richtung ihrer Kolleginnen der Branche ist die Rede.
Die Schauspielerin bestritt zunächst die Echtheit der Tweets, schloss ihren X-Account und entschuldigte sich. Damit konnte sie aber den Schaden nicht mehr abwenden. Womöglich hat sie ihre Hoffnung zunichtegemacht, als Transfrau Filmgeschichte zu schreiben. Nun distanziert sich auch der Regisseur von ihr.
In einem ausführlichen Interview mit dem Branchenportal "Deadline" meldet sich der französische Starregisseur Jacques Audiard zu Wort. Er betont, dass die hasserfüllten Äußerungen von Sofía Gascón unentschuldbar seien, die Debatte rund um die Schauspielerin würde jetzt alles überschatten. Aktuell habe er nicht mit ihr gesprochen und möchte dies auch nicht tun.
Er gibt zu verstehen: "Sie hat einen selbstzerstörerischen Ansatz, in den ich nicht eingreifen kann, und ich verstehe wirklich nicht, warum sie weitermacht. Warum tut sie sich selbst weh?"
Audiard merkt mit Blick auf den Skandal an: "Leider nimmt es den ganzen Raum ein, und das macht mich sehr traurig. Es fällt mir sehr schwer, an die Arbeit zurückzudenken, die ich mit Karla Sofía gemacht habe." Damit meint er "das Vertrauen, das wir teilten, die außergewöhnliche Atmosphäre, die wir am Set hatten, die tatsächlich auf Vertrauen basierte".
Darüber hinaus könne Jacques Audiard nicht verstehen, warum sie sich und anderen ihr nahestehenden Personen weiter Schaden zufüge. Im Zuge dessen nimmt er auch Bezug auf das Team von "Emilia Pérez". Er fügt hinzu, dass Gascón Verantwortung übernehmen müsse. Sie sollte sich nicht als Opfer sehen.
Er merkt an: "Was ich auch nicht verstehe, ist, warum sie Menschen wehtut, die ihr sehr nahestanden. Ich denke dabei daran, wie sie andere verletzt, wie sie der Crew und all diesen Leuten wehtut, die so unglaublich hart an diesem Film gearbeitet haben."
In einem Statement entschuldigt sich die Oscar-Nominierte selbst dafür, "Schmerz verursacht" zu haben. Sie stellt klar, nicht rassistisch zu sein, räumt aber ein "viel Ironie, Sarkasmus, manchmal auch Übertreibung" in ihren Aussagen zu verwenden. Es sei regelrecht eine "Kampagne des Hasses" gegen sie gestartet worden, die auch auf sie als Transfrau abziele.