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Vom Journalistenpreis für die eigene Arbeit beim Sturm aufs US-Kapitol zur gescheiterten Recherche zu den alltäglichen Kämpfen von Texas' Frauen, und das innerhalb weniger Minuten – für Bradley Jackson ist der Journalismus ein einziger Kampf. Die am Mittwoch erschiene dritte Staffel von "The Morning Show" auf Apple TV+ führt die Existenzkrise des Fernsehsenders UBA und des namensgebenden Frühstücksfernsehens fort. Die Serie zeigt die tiefenmenschlichen Abgründe der Medienbranche.
Um die beiden Moderatorinnen Alex Levy (Jennifer Aniston) und Bradley Jackson (Reese Witherspoon) brennt es an allen Ecken und Enden, seit sich in der ersten Staffel herausstellte, dass Alex' Co-Moderator Mitch Kessler (Steve Carell) sich jahrzehntelang systematisch übergriffig gegenüber ihm unterstellten Frauen verhielt. In Staffel drei bahnt sich nun ein großer Konflikt mit Milliardär Paul Marks (Jon Hamm) an.
Paul Marks soll nämlich den Sender UBA kaufen und sein Geld in die digitale Transformation des Senders stecken. Zumindest, wenn es nach dem Geschäftsführer Cory Ellison (Billy Crudup) geht. Doch Marks hat einen anderen Plan. Er will den Sender dazu benutzen, die Verträge seines Weltraumunternehmens mit der NASA zu behalten. Dafür will er Alex zum 20-jährigen Jubiläum bei UBA einen Weltraumflug spendieren.
Auf X (ehemals Twitter) meinen einige Fans amüsiert: Die Figur Marks ist offensichtlich von SpaceX-Leiter Elon Musk inspiriert.
Das alles passiert in einer US-Gesellschaft, die unter Präsident Donald Trump immer frauenfeindlicher wird. Alex und Bradley erleben in der dritten Staffel den Zwiespalt zwischen dem journalistischen Tagesgeschäft und den großen Geschichten, "die wirklich zählen"... mit denen man sich aber auch bei der Geschäftsführung unbeliebt macht.
Bradley fand zum Ende der zweiten Staffel ihren verlorenen drogenabhängigen Bruder Hal Jackson (Joe Tippett) verprügelt auf einer Intensivstation wieder. Mitten im Horror, den New York in den ersten Pandemiewochen erlebte, machen die beiden ihren Frieden miteinander. Und auch beruflich läuft es gut: Bradley schafft es gleich zu Anfang von Staffel drei zur Moderatorin der Abendnachrichten.
Den wohl eindrucksvollsten Auftritt legt sie in der ersten Folge bei der Journalistenpreis-Verleihung hin: "Es wird immer Leute geben, die euch verstummen lassen wollen, lasst das nicht zu", ruft sie in die Menge der versammelten Kolleg:innen. Den Horror der ersten Covid-Welle erlebte Alex in ihrem Apartment, wo sie vor Live-Publikum auf Sendung geht, während ein Social-Media-Shitstorm gegen sie lief. "Ich bin damit fertig, mich für mich selbst zu entschuldigen", schleudert sie im Corona-Fieberwahn dem Publikum entgegen. Es war der letzte Versuch, Alex als Moderatorin zu retten.
Und der scheint funktioniert zu haben: Im Staffelauftakt bekommt Alex ihre eigene Talkshow, "Alex Unfiltered", mit einem Gast und ohne Einspieler. Sie soll ins All fliegen, ihr wird ein herzerwärmender Nachruf gewidmet – für alle Fälle. Aber sie kämpft damit, in der verdorbenen Medienwelt journalistische Haltung zu bewahren.
Alex ist es, die Bradleys in Texas verhaftete Informantin mit einem Kamerateam aufsucht. Die Frauenrechtlerin hatte Abtreibungspillen über die mexikanische Grenze geschmuggelt, um die christlich-nationalistische Anti-Abtreibungspolitik des Bundesstaates zu unterlaufen. Bradley wurde von der Nachrichtengeschäftsführerin die Recherche verboten: "Du bist nicht neutral", schleudert Stella Bak (Greta Lee) Bradley entgegen.
"Warum? Weil ich betroffen bin?", fragt Bradley. Stellas erste, stille, Antwort spricht Bände über die Medienbranche. Wie persönlich die Geschichte für sie ist, wird sich im Verlauf der Staffel zeigen. Als Bradley auf eigene Faust nach Texas fliegt, fängt UBA-Präsident Cory Ellison sie ab, und lotst sie zur Rakete des Milliardärs Paul Marks, in der sie Alex' Platz einnimmt. Zu allem Überfluss kriegt sie noch einen unerwünschten Besuch ihrer alten Chefin.
Ob Alex Levy jemand als Moderatorin ablösen könnte, blieb am Ende der zweiten Staffel offen: Der Politikjournalist Daniel Henderson (Desean Terry) hatte das Warten auf seine Chance aufgegeben. "Ich möchte nicht auf meinen Platz an ihrem Tisch warten, ich will meinen eigenen", sagt er zur Produzentin Mia Jordan (Karen Pittman) im Gespräch über ihre Kämpfe als Person of Color in der Medienbranche.
Ob er im Verlauf der Staffel um einen Platz am Tisch kämpft? In der zweiten Staffel stirbt Mitch Kessler, aber im Finale taucht die italienische Dokumentarfilmerin Paola Lambruscini (Valeria Golino) mit einem Interview auf. In diesem bezieht Mitch ausführlich Stellung zu den Vorwürfen. Kurz zuvor hatte er noch versucht, eines seiner Opfer Hannah Schoenfeld (Gugu Mbatha-Raw) zu einem Interview zu überreden, das ihn entlasten würde. Hannah starb an einer Überdosis.
"Das ist nichts in dem Interview, was mich davon überzeugt, dass er kein ekliger Drecksack ist", sagte UBA-Präsident Cory Ellison über Mitch, nachdem Paola es ihm gezeigt hat. Im Verlauf der Staffel wird sich zeigen, ob hier noch etwas herauskommt.
