Der dystopische Horror-Film "Der Schacht" war einer der größten Streaming-Erfolge zu Zeiten der Pandemie, nun legt Netflix mit einer Fortsetzung nach. Seit dem 3. Oktober ist "Der Schacht 2" als Stream verfügbar.
Wie der Vorgänger ist auch dieser Film ultra-brutal und lässt das Publikum darüber hinaus mit offenen Fragen zurück. Vor allem das Ende sorgt für Verwirrung. Im Zentrum steht die Frage: Was geschieht mit Perempuan, nachdem der Grund für ihren Aufenthalt im Schacht enthüllt wurde?
Achtung: Es folgen starke Spoiler zu "Schacht 2"!
Direkt zu Beginn wird eine Regel etabliert: Die Gefangenen dürfen sich quasi Essen "bestellen", aber sie dürfen eben auch nur das Bestellte essen. Und nicht mehr, als ihnen zusteht. Essen sie mehr, sorgt das unweigerlich für Unmut bei den Personen in den unteren Stockwerken. Insgesamt gibt es 333 Etagen, die alle von zwei Menschen bewohnt werden.
Wie schon im ersten Teil fährt eine Plattform mit Essen von oben nach unten. Die Personen in den oberen Stockwerken sind klar im Vorteil, denn bei ihnen ist die Plattform noch voll. Diejenigen weiter unten müssen bangen und sind auf die Fairness der Personen über ihnen angewiesen.
Das Problem: Nicht alle sind mit der Regel einverstanden. Manche vertreten das Prinzip, dass jede:r im Schacht für sich selbst kämpft. Daher essen sie auch so viel sie wollen. Andere wiederum pochen hart auf das Einhalten der Regel, da nur so Gerechtigkeit herrschen kann und alle Essen bekommen. Unweigerlich kommt es zur Konfrontation zwischen den "Loyalen" und den "Barbaren".
Die Künstlerin Perempuan gehört zunächst zu den Loyalen, wechselt dann aber sie Seiten, nachdem ihr heftige Gewalt angetan wird. Nach einer massiven Auseinandersetzung gibt es kaum Überlebende auf beiden Seiten. Perempuan hat den Kampf jedoch überstanden.
Sie nutzt die Gelegenheit, um ihre Atemwege zu blockieren, indem sie einen Teil eines Gemäldes verschluckt. Infolgedessen erstickt sie beinahe und fällt zu Boden. Das wiederum verhindert, dass sie das Gas einatmet, mit dem die Reinigungskräfte der Grube die verbleibenden Gefangenen bewusstlos machen.
Als sie zusammen mit den Leichen auf die unterste Ebene hinabgleitet, merkt sie, dass dort ein Kind vom Schacht-Personal platziert wurde. Damit steht sie vor einer Entscheidung: Sie kann entweder selbstsüchtig handeln und, wie sie es im Laufe des Films auch geplant hat, an die Oberfläche der Grube fliehen – oder ihr Leben aufs Spiel setzen, um das Kind vor den Gräueltaten des Gefängnisses zu schützen.
Perempuan erinnert sich an ihre eigenen kriminellen Handlungen, aufgrund derer sie sich im Schacht befindet: Ein Kind starb aufgrund eines ihrer Kunstwerke und diese Schuld hat sie zunächst nicht angenommen. Das ändert sich jetzt.
Die Plattform sinkt jetzt unter Ebene 333 auf eine Ebene, die anscheinend Perempuans Gewissen darstellt. Hier begegnet sie anderen Seelen, darunter ihrem einstigen Zellengenossen Zamiatin. Es handelt sich um Projektionen ihres sterbenden Geistes, die sie ermutigen, das Kind aufsteigen zu lassen. Das Kind steht dabei auch für Unschuld, die dabei helfen könnte, die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen. Perempuan hingegen ist nicht mehr "zu retten".
Indem sie das Kind aufsteigen lässt, während sie selbst zurückbleibt, bringt Perempuan ihr letztes Opfer, um sich von ihrer Schuld zu befreien. Sie akzeptiert, dass Erlösung ihren Preis hat. Das Problem: Sie rettet damit nur einen einzigen Menschen. Die Verantwortlichen hinter dem System werden voraussichtlich dennoch weitermachen wie bislang, und auch auf Kinder keine Rücksicht nehmen.