Rache-Filme sind oft eine zwiespältige Angelegenheit, denn nicht selten wird am Ende indirekt oder auch ganz offensichtlich Gewalt verherrlicht. Auch "Revenge" kommt äußerst brutal daher, erweist sich bei näherer Betrachtung aber gar nicht als plump.
Unter der sengenden Wüstensonne entfaltet sich ein Pop-Art-Inferno, das mit grell übersteuerten Bildern und surrealer Ästhetik spielt. Entscheidend ist aber die Selbstermächtigung der weiblichen Hauptfigur, die auch in Details überzeugt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Jen (Matilda Lutz), die mit ihrem verheirateten Liebhaber Richard (Kevin Janssens) ein Wochenende in einem abgelegenen Luxushaus in der Wüste verbringt. Als zwei seiner Jagdfreunde unangekündigt auftauchen, eskaliert die Situation.
Jen wird brutal missbraucht und Richard versucht, sie zum Schweigen zu bringen. Doch Jen überlebt den Mordversuch und verwandelt sich in eine unaufhaltsame Kämpferin, die blutige Gerechtigkeit sucht.
Der Film nimmt, wie der Titel schon andeutet, Bezug auf das Subgenre des "Rape-and-Revenge"-Thrillers: Das Opfer Jen bleibt nicht passiv, im Gegenteil reclaimt sie ihre souveräne Rolle mit überlebensgroßer Wucht.
Statt sich in Voyeurismus oder Viktimisierung zu verlieren, entzieht "Revenge" dem Publikum bewusst den üblichen "Male Gaze" (also den in vielen Filmen dominierenden männlichen Blickwinkel), womit sich eine feministische Deutung eröffnet. Ein Beispiel: Der eigentliche Gewaltakt gegen Jen wird gerade nicht explizit gezeigt.
Die Kamera sexualisiert die Figur nicht, sondern zeigt ihren physischen wie psychischen Überlebenskampf mit drastischer Direktheit. Der Thriller wird damit konsequent von Minute zu Minute brutaler.
Bei der Filmkritik kommt "Revenge" übrigens extrem gut an. 92 Prozent der Besprechungen auf "Rotten Tomatoes" fallen positiv aus. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Gewaltfaktors polarisiert der Film jedoch auch, womit sich der deutlich niedrigere Publikumsscore von 61 Prozent erklären lässt.
Der Horrorfilm "Revenge" von Regisseurin Coralie Fargeat ("The Substance") ist ab dem 22. Juni 2025 bei Amazon Prime Video in der Flatrate enthalten.