Endlich ist es so weit: Die neue Staffel der beliebten HBO-Serie "White Lotus" wird veröffentlicht. Wie in den bisherigen Teilen der Serie können sich Fans auf eine hochkarätige Besetzung, einen unabsehbaren Plot und beeindruckend schöne Filmszenen in atemberaubenden Landschaften freuen.
Diesmal spielt die Gesellschaftssatire mit Thriller-Komponenten auf einer idyllischen Insel in Thailand. Doch der zu erwartende Tourismus-Boom droht, sie zu zerstören.
Es gibt Serien, die schaut man und vergisst sie sofort wieder. Und dann gibt es "The White Lotus". Ursprünglich nur als sechsteilige Miniserie geplant, eroberte sie schnell die Streaming-Welt.
Mit ihrem hochkarätigen und exzentrischen Cast sind die Absurditäten menschlicher Beziehungen untereinander bereits vorprogrammiert und doch überrascht sie jedes Mal aufs Neue. Sie hält den Schönen und Reichen bitterböse einen Spiegel vor und entlarvt Oberflächlichkeit, Doppelmoral und unterdrückten Machtkämpfe.
Auch Staffel drei fährt mit einem Cast auf, der wilder kaum sein könnte: Harry Potter-Bösewicht Jason Isaacs, Arnold Schwarzeneggers Sohn Patrick und K-Pop-Megastar Lisa von Blackpink sind dieses Mal mit dabei.
Und auch die Kulissen tragen ihren Teil zum Erfolg bei: erst Hawaii in Staffel eins, dann Sizilien und nun eine Insel in Thailand – die Orte sind paradiesisch.
So vorhersehbar wie der Erfolg einer jeden neuen Staffel ist auch der Hype, die Drehorte der Serie im Anschluss zu bereisen. Das Four Seasons Resort Maui, Schauplatz der ersten Staffel, erlebte nach der Ausstrahlung 425 Prozent mehr Anfragen.
Gerade mal halb so groß wie das kleinste deutsche Bundesland Bremen droht die Insel Koh Samui schon vor dem Ansturm unter dem Tourismus unterzugehen.
Meterhohe Müllberge, die sich nur wenige Kilometer entfernt von Luxusresorts stapeln, gehören für die Bewohner:innen der zweitgrößten Insel Thailands zum Alltag. Der Grund: Vor Jahren ist die Müllverbrennungsanlage kaputtgegangen, eine neue wurde nicht installiert. So werden Anwohner:innen vom Geruch und verseuchtem Wasser belästigt.
"Es ist unfair für die Gemeinde vor Ort", sagt Anwohnerin Samaporn Boonsa gegenüber "Context" zu der Priorisierung Thailands, in Tourismusmaßnahmen wie eine bessere Infrastruktur zu investieren, statt in eine Verbesserung der Lebensrealität der Menschen vor Ort. Denn die Regierung hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: 40 Millionen Tourist:innen in 2025.
Der Bürgermeister von Koh Samui gesteht gegenüber "Context": "Wir sind im Moment nicht stabil genug, den Tourismus auszuhalten." Damit bezieht er sich auf die Menschen, die wegen "White Lotus" anreisen könnten.
Zusätzlich zur Müllkrise herrscht eine starke Unterversorgung von Wasser. Mit 21.000 Kubikmeter Wasser muss die Insel klarkommen, damit hat sie eigentlich einen Bedarf von Minimum 30.000.
Wenn es nach Kannapa Chieochan, einer Professorin an der Thammasat University geht, sind die Schuldigen klar: "Es gibt viel Überkonsum, insbesondere im Tourismussektor." Auch glaube sie nicht, dass der "Großteil des Geldes aus dem Tourismussektor der lokalen Gemeinschaft zugutekommt, sondern eher den Großunternehmen und großen Investoren".
Dabei könnte der thailändischen Rapperin Lisa eine entscheidende Rolle zu kommen. Sie gilt als ein weltweiter Superstar, mehr als hundert Millionen folgen ihr auf Instagram. Bereits in der Vergangenheit hat allein ihr Aufenthalt an touristischen Orten dafür gesorgt, dass diese sich vor Besucher:innen kaum noch retten konnten.
Andere Thailänder:innen sehen Lisas Auftritt in der Serie als "kleinen Gewinn" für die Repräsentation ihrer Kultur. Es bleibt abzuwarten, ob ihr Schauspieldebüt für einen zusätzlichen Reisehype zu der Insel im Golf von Thailand sorgen wird.
HBO rechnet jedenfalls mit einem weiteren Mega-Erfolg. Noch vor Veröffentlichung der dritten Staffel wurde die Serie um eine vierte verlängert. Ob sich die Produktion einen Ort aussuchen wird, der mit dem Ansturm zurechtkommt, kann man nur hoffen.