Als Kult-Auswanderer Jens Büchner im vergangenen Jahr völlig unerwartet an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung starb, brach für seine Frau Danni, seine fünf Kinder und die drei Stiefkinder, denen er ein liebevoller Ersatz-Vater war, ihre Welt zusammen.
Seine älteste Tochter Jenny erreichte nur fünf Tage nach der Geburt ihres Sohnes Carl die schreckliche Nachricht, dass ihr Vater im Sterben liegt. Hals über Kopf flog sie mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Jessica nach Mallorca, um sich im Krankenhaus von ihrem Papa zu verabschieden.
"Er hat sich mit letzter Kraft hochgestemmt, uns in den Arm genommen, er hat wirklich noch mitbekommen, dass wir da sind. 'Nicht weinen', hat er gesagt. Es war sehr schön. Ich hätte es bereut, wenn ich nicht zu ihm geflogen wäre. Das war sehr wichtig für uns", erinnert sich Jessica in der Doku "Jens Büchner – Auf den Spuren eines Auswanderers", die Vox am Samstagabend zeigte. 700.000 Zuschauer verfolgten die XXL-Betrachtung von Büchners Leben.
Bis heute ist die Trauer bei den beiden Schwestern groß, viele Fragen sind offengeblieben und die schmerzhaften Gefühle schwer zu verarbeiten. Denn als Jens Büchner 2010 mit seiner neuen Familie, seiner damaligen Verlobten Jennifer und dem gemeinsamen Sohn Leon (damals acht Monate alt) von Bad Schmiedeberg nach Mallorca auswanderte, wurde der Kontakt zu seinen beiden ältesten Kindern weniger. Jenny, die sich selbst als "Papa-Kind" bezeichnet, sieht ihn – wie Millionen Deutsche – fast nur noch im Fernsehen.
Als vor zwei Jahren Jennys erste Tochter Jasmin auf die Welt kommt, ist Jens auf dem Zenit seiner Karriere und sehr beschäftigt, wie es in der Vox-Doku heißt. Trotzdem gibt er sich Mühe, am Leben seiner Ältesten teilzuhaben: "Ich sollte immer viele Fotos schicken, er hat sich dann so gefreut". Noch heute hört sich Jenny Sprachnachrichten ihres Vaters an sie und die Kinder an. "Ihr seid wirklich Zucker", tönt Jens‘ Stimme leicht blechern aus dem Handylautsprecher. Jenny kämpft mit den Tränen.
Im Laufe der Jahre sahen die Schwestern ihren Vater nur noch selten, jetzt fehlt er ganz. Tochter Jenny möchte deshalb nach Mallorca reisen, auf Spurensuche gehen und die Menschen treffen, die ihren Vater in den letzten Jahren begleiteten und prägten. "Damit unser Vater uns noch mal nah ist. Aber auch, um die Trauer verarbeiten zu können. Ich möchten realisieren, dass er wirklich nicht mehr da ist. Ich glaube, dass das der Seele guttut."
Zusammen wühlen sich die Schwestern auch durch eine alte Fotokiste mit Erinnerungen, die sie erst vor Kurzem von Jens‘ Eltern bekommen haben. "Oma und Opa hatten so eine Phase, in der sie von Papa nichts hören wollten, weil es sie [sein Tod, Anm. d. Red.] so mitgenommen hat", erinnert sich Jenny. Die Fotos zeigen ein glückliches junges Paar, 18 Jahre alt sind Jens und seine erste Frau bei ihrer Hochzeit, dann kommen die Kinder. Als die 5 und 3 Jahre alt sind, lassen sich die Eltern scheiden – ihre Ehe habe dem Alltag einfach nicht stand gehalten.
Schwierig wurde die Beziehung zu Jens als Vater aber nicht durch die Scheidung, sondern erst durch seine Auswanderung nach Mallorca. Schwester Jessica würde die letzten, teils verlorenen Jahre gerne nachholen: "Für mich ist es wichtig herauszufinden, was er die ganzen Jahre gemacht hat, weil ich ja so wenig mitbekommen habe. Ich habe tatsächlich nur die erste Folge 'Goodbye Deutschland' gesehen", erzählt sie dem Vox-Team unter Tränen.
Sie hätte, nachdem ihr Vater Deutschland verließ, ihr Leben einfach weiter gelebt – "ohne ihn": "Wir haben den Alltag immer ohne ihn gelebt und das werden wir auch weiter machen". Mit ihrer gemeinsamen Reise nach Mallorca möchten Jenny und Jessica aber "endlich abschließen".
Tochter Jenny schließt die über dreieinhalbstündige Vox-Doku mit den Worten: "Ich glaube, dass Papa unvergessen bleiben wollte. Dass sich jeder an 'Malle-Jens' erinnert". Und als sie das sagt, muss sie lächeln.
"Jens Büchner – Auf den Spuren eines Auswanderers" ist nach TV-Ausstrahlung 30 Tage lang kostenlos bei TV Now abrufbar.
(ab)