So etwas nennt der Journalist "Aktualitätsfalle". Die Meldung, dass sich das Ehepaar Trump mit dem Coronavirus infizierte, kam offenbar (obwohl sie früh am Freitagmorgen viral ging) zu spät für die Redaktion der "Heute-Show". Mehr als ein blasser Gag ("Man rätselt noch, wie Trump das Virus auf seine Frau hat übertragen können") war kreativ nicht mehr drin für das Team der Nachrichtensatire, am Freitagabend übrigens ausgezeichnet mit dem Deutschen Comedypreis.
Für die wöchentliche Dosis Trump war trotzdem gesorgt. Natürlich dank der sogenannten "Fernsehdebatte" ("Tiefpunkt der Debattenkultur"), mit der die beiden US-Präsidentschaftskandidaten ("Die zwei von der Brüllabfuhr") "uns allen anderthalb Stunden Lebenszeit geklaut" hätten. Mit "Erkenntnisgewinn null, Fremdschämfaktor 1.000."
Moderator Oliver Welke vermutete, dass sich Trump bewusst als "der wilde Affe" inszeniere: "Er weiß, dass er angesichts der Lage keine Argumente hat. Also schreie er rum, und "alle meckern über den schlechten Moderator, aber kaum noch über den unfassbar schlechten Präsidenten". Welkes Appell: "Solche Shows brauchen einen Live-Fakten-Check."
Angeprangert wurde auch Trumps strikte Weigerung, einen friedlichen Machtwechsel im Weißen Haus (derzeit regiere er aus dem "Oval Home Office") im Falle einer Wahlniederlage zu garantieren oder sich von der radikalen gewaltbereiten Rechten zu distanzieren. Welke stellte fest:
Ein Problem sei auch, dass Kontrahent Joe Biden nur "genau zwei Trümpfe im Ärmel" habe: "Er ist nicht Donald Trump. Und er lebt noch." Gewonnen habe bei dieser Debatte nur der, der nicht einschaltete.
Schlimm sei, dass die Trump-Fans ihren Schwarm genau so haben wollten. Denen sei auch völlig egal, dass Trump wohl in 10 von 15 Jahren keinerlei Einkommensteuer zahlte. Angeblich sei Trump mit 420 Millionen Dollar verschuldet. "Das ist Peter Zwegats schwerster Fall", sah Welke auch den TV-Schuldenberater auf aussichtsloser Position.
Andererseits sei es schon faszinierend, dass Trump jahrelang 70.000 Dollar pro Jahr für seine Friseurkosten von der Steuer absetzte. "70.000 pro Jahr für diese Frise? Das Einzige, das noch schlechter frisiert ist als Trump, ist seine Steuer!" Die große Frage, so Welke: "Ist Trump am Ende nur ein schlechter Geschäftsmann oder ein guter Steuerhinterzieher?"
Am Vorabend des 30. Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung beziehungsweise dem "Anschluss der neuen BRD-Kolonie Deutsch-Nordost", wollte sich Welke trotz Corona die Freude von "Nörgelfritzen" nicht vermiesen lassen. Umfragen zeigten ohnehin, dass für Menschen unter 30 Jahren "das ganze Ossi-Wessi-Ding kein Thema" mehr sei.
Auch wenn sich immer noch 57 Prozent der Ostdeutschen als Bürger zweiter Klasse fühlten und kein einziger DAX-Konzern in den neuen Bundesländern ansässig sei, sei doch "alles viel, viel besser als vor ein paar Jahren". Und zwar auch im Osten. Welke: "Den niedrigsten Anteil an prekär Beschäftigten hat heute Brandenburg, den höchsten Bremen."
Die Gräben in der Gesellschaft liefen "längst nicht mehr entlang der alten Zonengrenze, sondern zwischen arm und reich, Stadt und Land und Jung und Alt".
Deshalb appellierte Welke: "Weg mit dem ganzen Ossi-Wessi-Quatsch" und forderte auch die Abschaffung des Ost-Beauftragten der Bundesregierung. Stattdessen könnte man jährlich reihum ein anderes Bundesland kritisch hinterfragen. Zum Beispiel Baden-Württemberg, die "Problemregion mit drei Baustellen: Wirtschaft, Mentalität und Sprache".
Immerhin: Laut der Studien zur Eignung für Atommüllendlagerstätten, sind zwar 54 Prozent der bundesdeutschen Fläche geeignet, Baden-Württemberg steht aber nicht zuvörderst im Fokus. Klar sei aber: "Am Ende muss eine Region unser aller Atomsünden auf sich nehmen. Einer hat die Arschkarte." Das könnte Bayern sein, denn zwei Drittel dessen Freistaat-Fläche sind Endlager-geeignet, was Bayerns Ministerpräsident Söder und seinen Innenminister Aiwanger "stinksauer" mache. Ober-, Unter- und Mittelfranken, berichtete Söder bedröppelt, seien betroffen, "komplett!" Welke: "Schön, dann kriegt Bayern halt drei Endlager."
Weil "Bayerns Vizekönig" Hubert Aiwanger die wissenschaftliche Expertise diskreditierte, wurde ihm zu Ehren sogar eine neue Rubrik eingeführt. In "Hubi will‘s wissen" wurde ihm erklärt, warum er als "Bauer" doch nicht den Geologen deren Job erklären solle.
Es gab noch eine weitere Rubriken-Premiere. In "Irgendwer mit Medien" nahm sich Friedrich Küppersbusch das "Geschenk der Woche" vor. Verlagschefin Friede Springer hat ihrem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner Firmenanteile im Wert von einer Milliarde Euro geschenkt – so gut wie steuerfrei natürlich.
Steckt dahinter ein fieser Enkeltrick? Eine Schlagzeile aus der Bild-Zeitung (Küppersbusch: "Bild, dieser tollwütige kleine Bastard unter den deutschen Hütehunden.") wurde entsprechend eingeblendet. Dahinter könnte zwar auch ein richtig raffinierter Steuertrick stecken, andererseits habe sich Döpfner, so würde die "Bild" exklusiv melden, per Parship bereits mit Queen Elizabeth II. von England befreundet. Die ist 16 Jahre älter als Friede Springer. Steht Enkel Mathias (57) auf reifere Damen?