Die 15. (!) Staffel "Grill den Henssler" begann in mehrfacher Hinsicht speziell. Zum Einen gab es als Auftakt-Folge eine, die ganz im Zeichen von Halloween stand. Davon war allerdings bei Moderatorin Laura Wontorra wenig zu erkennen, ihre kleinen Spinnen, die sie sich auf den Hals malen lies, waren eher harmloser Natur. Jury-Mitglied Mirja Boes fuhr da deutlich mehr auf, sie präsentierte sich erst als eine Art Horror-Clown, dann im Kürbis-Ganzkörperanzug. Laura Wontorra verriet, dass sie dieses Kostüm bei der Recherche für die Sendung auch immer wieder angelacht hätte, sie sich aber dagegen entschieden hat. Der Grund ist klar: Im Fernsehen möchte niemand so richtig unattraktiv aussehen. Schade eigentlich, denn zu Halloween gehört ja auch immer ein bisschen Mut zur Hässlichkeit.
Aber die Lust am Verkleiden war auch bei den Promis, bei Christian Rach und Reiner Calmund und nicht zuletzt bei Steffen Henssler selbst sehr unterschiedlich ausgeprägt. Marijke Amado verzichtete komplett auf einen Halloween-Bezug, Verona Pooth zeigte Rücken und sehr viele Spinnen und Ross Anthony war irgendwas zwischen Vampir und Duracell-Hase. Henssler "verkleidete" sich, in dem er in rosa Glücksjacke kochte. Die begleitet den Koch ja bereits seit sechs oder sieben Staffeln, wie er an diesem Abend überlegte. Ein bisschen Nostalgie war da schon dabe
Henssler selbst witzelte zu Beginn der Sendung darüber, dass er endlich mal wieder in "top Shape" sei, aber "Oppa braucht ne Showtreppe". Irgendwo runterspringen, das wird zukünftig vielleicht nicht mehr vorkommen, die Verletzungsgefahr ist einfach zu groß. An diesem Abend verletzte Henssler aber wohl nur sein Ego. "Ihr könnt sagen, was ihr wollt, wir werden trotzdem gewinnen", gab sich Ross Anthony zu Beginn der Sendung selbstbewusst – und genauso kam es dann auch.
Das lag vielleicht auch am Kochcoaching durch die Gebrüder Eggert. Denn als Laura Wontorra im Gespräch mit Marijke Amado fragte, wieso sie sich für eine Kombination aus Blutwurst und Maracuja beim Impro-Gericht entschied, gab sie sich die Antwort dann auch gleich selbst, "weil die das gesagt haben". Wenigstens ehrlich. Die Kombi kam bei der Jury auch deutlich besser an, Christian Rach kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "Ich habe noch nie so einen guten Impro-Gang gehabt", lobhudelte er und vergab dafür glatt 10 Punkte.
Ganz so viele Punkte konnten die Promis bei ihren einzelnen Gängen dann nicht mehr einsammeln, aber gerade Verona Pooth beim Dessert räumte trotzdem ordentlich ab. 19 zu 7 Punkten lag sie am Ende vorn. Der Grund: Steffen Henssler hatte die Aufgabe "Süße Kürbiscreme mit Horrorriegel" etwas wörtlich genommen. Nicht nur, dass der Riegel optisch alles andere als ansprechend war, was der Koch mit den Worten "Der Riegel sieht aus wie eine Kackwurst, das ist Horror genug", kommentierte – er schmeckte auch furchtbar. "Es war alles zu scharf auf dem blauen Teller [Hensslers Teller, Anmerkung der Redaktion], es war eigentlich nicht genießbar", urteilte Christian Rach. Punkte verteilte er dann für die Physalis, die auf dem Teller lag und lecker war.
Mirja Boes jammerte, dass der Horrorriegel ihre Geschmacksnerven zerstört hätte und Reiner Calmund sah die Aufgabe als erfüllt an. "Horror auf dem Teller" war dieses Gericht auf jeden Fall. Ein "optimaler Diätteller" sei das gewesen, denn niemand würde davon gern mehr essen als unbedingt nötig.
Die eher geschmacklosen Skelett-Witze auf Kosten des einst übergewichtigen Fußballmanagers waren dann genauso unangebracht wie der Spruch Mirja Boes', als sie sich im Kürbiskostüm hinter das Jurypult setzen wollte und es nicht recht gelang. "Jetzt weiß ich, wie es dir mal ging", witzelte sie und irgendwie war das mal wieder einer der Momente, in denen man sich wünscht, dass alle Welt begreift, dass das Gewicht von Menschen einfach kein Smalltalk- oder Scherz-Thema ist.
Worüber sich Smalltalk immer lohnt? Über die Schweinesammlung von Marijke Amado. Die Moderatorin hat in ihrem Garten Schweinskulpturen aufgestellt, für jeden Ex-Partner eine, und für Menschen, die es nicht gut mit der 67-Jährigen meinten. Ihre Hoffnung auf die (große) Liebe hat die Holländerin aber noch nicht aufgegeben, weswegen sie Laura Wontorra auch dringend darüber informierten musste, dass sie deren Vater schon immer attraktiv gefunden habe.
"Ich fand auch immer, das ist ein toller Mann", gurrte sie. Und um keinen Familienstreit vom Zaun zu brechen, schob sie schnell noch die Frage hinterher "Ist er noch mit deiner Mutter zusammen?". Laura verneinte, wies in einem Nebensatz aber darauf hin, dass ihr Vater recht glücklich vergeben sei. Amado schien das geflissentlich zu überhören und bat darum, dass Wontorra den Kontakt zum Vater herstellen möge.
Wenn das nichts wird, hat die Holländerin aber mehrere Eisen im Feuer, denn als Christian Rach ihr Gericht, die "dikke en grote Mosselen" und "dikke en grote Aardappelen" (im Prinzip Muscheln mit Pommes) lobte, gurrte sie: "Von so einem Mann so ein Kompliment zu kriegen, da wachsen meine Hötze-Klötze." Weiter gedieh diese Romanze vor den Kameras aber nicht.
Ross Anthony dagegen gab alles, um mehr Sendezeit für sich rauszuschlagen. Da waren auch angedeutete Zungenküsse mit Steffen Henssler und einem Gerippe kein Problem. Der 47- Jährige kochte Risotto mit Salsicca, ein "schönes klassisches Gericht, kannste nicht viel Chi-Chi machen", urteilte Henssler und unterlag in der Jury-Wertung dann trotzdem. Anthony war sehr kurzfristig eingesprungen, weil ein anderer Gast krankheitsbedingt ausgefallen ist und sein Koch-Coaching schien eher knapp ausgefallen zu sein. "Ich weiß es doch nicht", erklärte Ross und darauf angesprochen, wie das Gericht letztlich schmeckte, urteilte der Sänger "nach Risotto". Na immerhin. Steffen Henssler verriet, dass der "geile Entertainer" Ross Anthony ein "Lieblingsgast" sei und die Gebrüder Eggert nicht nur "geil" kochen, "sondern auch menschlich cool" sind.
So viel Lob ist bei Henssler ja eher selten, aber die ruhig-besonnene und freundliche Art der Koch-Coaches fiel schon sehr angenehm auf. Immer wieder lobten sie die Promis, dass sie das alles "sehr gut" machen würden. Und die Taktik ging auf. Während Steffen Henssler zugeben musste, dass seine Glücksjacke "schwächelt" und "stottert", waren alle Aufgaben für die Promis kein größeres Problem. "Denen könnte heute die perfekte Sendung gelingen", orakelte Wontorra zur Halbzeit. "So möchte man eigentlich nicht in die neue Staffel starten", schob sie hinterher, und sollte doch Recht behalten.
Immerhin, ihren Arbeitsplatz hat sie sich vielleicht noch für eine Weile gesichert. Denn Laura Wontorra ließ sich das Sendungslogo, eine Flamme, auf den Oberarm tätowieren. Der Grund: Wettschulden aus dem Sommerspecial von "Grill den Henssler". Sie stand zu ihrem Wort und findet das Tattoo inzwischen ziemlich gut. "Eine Frau, ein Wort – Respekt", urteilte Henssler und freute sich, dass die Moderatorin nicht, wie im TV wohl öfter üblich, gekniffen hatte.
Die Anarcho-Sendung, in der Kochen fast zur Nebensache verkommt, alle wild durcheinander reden, Küchengeräusche manchmal alles übertönen und die gesamte Belegschaft wie durch den Wind gewirbelt wirkt, ist also zurück. Für Steffen Henssler liefs in der ersten Folge nicht wirklich gut, vermutlich werden die nächsten Sendungen also noch chaotischer. Denn Verlieren stachelt den TV-Koch ja oft gerade so richtig an.