Austeilen konnte Raab schon immer gut. Einstecken weniger. Sein Privatleben hält der Mann, der auch viele Nicht-Prominente im Laufe seiner TV-Karriere genüsslich vorgeführt hat, ziemlich geheim. Und er teilt auch gern gegen seine TV-Kolleg:innen aus.
In der vergangenen Woche hat er auf eine flapsige Bemerkung Florian Silbereisens reagiert. Der ARD-Moderator hatte sich im Gespräch mit Thomas Gottschalk über Raabs schwächelnde Abrufzahlen beim Streaming-Dienst RTL+ lustig gemacht. Dort läuft seine wöchentliche Show "Du gewinnst hier nicht die Million".
Wörtlich hatte Silbereisen bei seinem "Adventsfest der 100.000 Lichter“ in der ARD gesagt: "Auf jeden Fall gucken heute mehr zu." In der vergangenen Woche hatte Silbereisen im Zentrum von Raabs Witzen gestanden, auch diesmal kehrt der Entertainer noch einige Male zu Silbereisen zurück. Raabs Argument:
Raab verteilt immer wieder kleine Schläge gegen Silbereisen. Und gegen dessen Publikum, das ja so alt sei, dass es sich noch an die erste Oscarverleihung im Jahr 1929 erinnern würde. Besonders fies: Stefan Raab erinnert innerhalb einer Reihe bewusst absurder Apropos-Überleitungen an einen der wenigen bekannten dunklen Flecke auf der weißen Weste Silbereisens: "Apropos Randale am Glühweinstand – Florian Silbereisen".
Viele halten das vielleicht für einen so daher gesagten Gag – aber es hat einen realen Hintergrund: In der Vorweihnachtszeit 2010 hat ein Passauer Weihnachtsmarktwirt die Polizei gerufen, weil ein Gast aggressiv geworden war. Als der Stand um 22 Uhr schließen wollte, hat er keinen Glühwein mehr ausgeschenkt. Ein Gast hat "heftig an den Tischen gerüttelt", so der Wirt. Aber er blieb standhaft. An Betrunkene werde grundsätzlich nichts mehr ausgeschenkt, egal, um wen es sich handelt, sagte der Wirt.
Der betrunkene Gast war Silbereisen. "Ich habe auf dem Weihnachtsmarkt wohl leider ein bisschen zu viel Glühwein getrunken. Das ist mir sehr peinlich und ich kann mich dafür nur entschuldigen", gestand der TV-Liebling danach.
Ob Silbereisen den Beef nach Raabs unsanfter Retourkutsche noch einmal weiterspinnt? Raab ist es fast zu wünschen. Denn sonst zündet in dieser Woche wenig in Raabs Sendung: Da gibt es immer wieder Ausschnitte aus den unfassbar trashigen "Reality Awards" bei RTL. Da stehen zwei Reality-Machos bei der Preisverleihung auf der Bühne, der eine in Unterhose, der andere ganz nackt, sein Gemächt mit der Hand verdeckt. Als "RTL-Chef" habe er ja danach allen die Hand geben müssen, behauptet Raab und desinfiziert sich betont sorgfältig die Hand mit Sprühmittel.
Außerdem macht er Witze über die Preiserhöhung von Sanifair – immerhin 50 Prozent mehr will das Unternehmen auf Autobahntoiletten kassieren. Das sei ja wie an der Börse. "Ich bin mal gespannt, wann die Blase platzt." Mittlerweile sei Urin wie "flüssiges Gold". Raab rechnet um: "Viermal pinkeln ist ein RTL+ Abo." Dann arbeitet er sich noch am TV-Rücktritt von Carmen Nebel ("Sie kennen Carmen Nebel – die aus der DDR") und Andrea Bergs Aussehen ab ("Der große alte Mann des Schlagers").
Nebenbei verkommt Raabs Show zum überlangen RTL-Programmhinweis: Da kommt Martin Klempnow in seiner Rolle als "Dennis aus Hürth" und wirbt für seine Weihnachtssendung bei RTL. Völlig unglaubwürdig ruft Raab "spontan" Michael "Bully" Herbig an, um ihm die Erlaubnis abzutrotzen, die gemeinsamen Outtakes für einen Trailer für die gemeinsame Show "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" zu präsentieren.
Diese Fehlversuche seien sehr lustig gewesen, verspricht er. Bully tut so, als wisse er von nichts, willigt dann aber ein. Leider sind die Ausschnitte nur mäßig unterhaltsam.
Erwartungsgemäß wird auch der zweite Teil der Sendung, wo eben diese zur Spielshow wird, nicht besser. Spielmoderator ist an diesem Abend "Let's Dance"-Juror Joachim Llambi. Er hatte es vorab seinen gut 113.000 Follower:innen in einer Instagram-Story erzählt und auf Raabs Platz im Studio begeistert an dessen "Meme-Pad" herumgespielt.
Meik aus der vergangenen Woche steigt bei 5000 Euro wieder ein, fliegt aber gleich wieder raus. Der nächste Kandidat, Pressesprecher und Hobby-Comedian Alexander aus Berlin, fliegt genau wie Plattenspieler-Vertriebler Mark aus Bergisch-Gladbach ebenfalls schnell. Als letzter schafft es Immobilienkaufmann Jendrik, sich zu qualifizieren – allerdings ertönt die Sirene noch vor Beginn des ersten Spiels.
Natürlich gibt es auch noch Werbung für die Weihnachtsausgabe von "Let's Dance" und Llambi versucht, Raab als Tanz-Kandidat zu locken. Doch der winkt ab: "Zu anstrengend. 14 Wochen Training und immer von Profitänzern angebaggert werden", das sei nichts für ihn.
(Ark)