Gieriger die Augen nie glänzen, als zur Finalzeit der ganz besonderen Zocker-Woche bei "Wer wird Millionär?". Neun Kandidaten hatten sich an drei Vorrundenabenden für ein Comeback im Kölner Ratestudio qualifiziert und hofften, ihre in den Vorrunden erstrittene Beute noch zu vergrößern. Aber, und das ist a) die Natur von WWM und b) die schlechte Nachricht: Es schafften nur drei auf den heißen Stuhl. Die aber zündeten dort ein kleines Zocker-Feuerwerk.
Günther Jauch lockte mit "unmoralischen Angeboten". Die Kandidaten sollten sich von der bereits erreichten Gewinnsumme verabschieden, diese gegen eine (geringere) Garantiesumme tauschen sowie die Chance, beim neuen Ratedurchlauf (noch) mehr Kohle einzusacken. Robin Romahn aus Essen, der 125.000 Euro erreicht hatte, lehnte die Garantie von 30.000 Euro schon mal rundweg ab. Auch Lukas Körber, ebenfalls 125.000-Euro-Zocker, winkte ab. Sogar bei 40.000 Garantie "zuckt noch gar nichts". Kurzzeitig sah es nach einem tristen Finale aus. Dann erbarmte sich aber ein Patentanwalt.
Christoph Klöckner schlug erst mal seine vier anderen 64.000-Euro-Kolleginnen und -Kollegen aus dem Rennen und Jauch dann einen Deal vor: 15.000 Euro Garantie und einen fünften Joker. Und ab ging die wilde Fahrt – die bis zur 10.000-Euro-Frage so langweilig für den Kandidaten war, dass er zwischenzeitlich ins Hier und Jetzt zurückgeholt werden musste: "Sorry, bin bei der Fragestellung kurz eingeschlafen." Wach wurde er, als es um 5.000 Euro und den Zierlauch ging. Da entlockte er Jauch das Geheimnis, dass der Hobbygärtner ist.
Klöckner wusste viel und hatte Instinkt für die richtigen Joker. Das Gesamtpublikum führte ihn zu 10.000 Euro, Zuschauerin Helene bescherte ihm 30.000 und Telefonjoker Friedrich, ein Pub-Quiz-Kumpel, sicherte seine Ahnung für die 50.000 Euro ab. Die 100.000 Euro machte er dank des zusätzlichen Publikumsjokers klar: Tobias wusste, dass der Norweger Karsten Warholm Weltrekordler im Hürdenlauf ist.
Bei der 250.000-Euro-Frage hatte er zwar eine (richtige) Ahnung, aber keine sichere Erkenntnis. "Ich gehe", sagte er und tat's – mit 115.000 Euro im Gepäck.
"Ich garantiere hohen Unterhaltungswert." Mit diesem Argument lockte Lukas Körber Moderator Jauch in den Deal: 50.000 Euro Garantie und einen zusätzlichen Joker. "Ich erkläre Sie zu meinem persönlichen Gegner", raunzte Jauch, meinte es aber nicht so. Sonst hätte er den Kandidaten weder fast zärtlich "Käpt'n Großmaul" genannt, noch ihm seine Lebensgefährtin Jordana in die erste Reihe gesetzt oder gar beiden ein Kölsch kredenzt.
Körber ließ sich aber nicht lumpen. Der Mann, der schon von Autogrammjägern verfolgt wurde, weil sie ihn für Mark Forster hielten, ist eigentlich ein Punk. Jedenfalls ein Ärzte-Fan. Bei der 5.000-Euro-Frage wusste er die richtige Antwort und sang sie – den ganzen Text des Ärzte-Songs "Junge".
Da sang seine Freundin noch mit. Bei der 30.000-Euro-Frage setzte Jordanas Herz kurz aus. Denn ihr Herzblatt beschloss zu zocken und setzte alle Chips – ohne Joker-Hilfe – darauf, dass die täglichen Fixkosten für den Kölner Dom 33.000 Euro betragen. Es war richtig, aber Jordana litt Höllenqualen. "Wie geht's ihnen?", fragte Jauch. "Scheiße", gestand Jordana.
Weil Körber von einem Motorrad träumt, beichtete Jauch eine Jugendsünde. Naja, eher Jugendblamage. Als 18-jähriger Hänfling erstand er eine 750er-Honda und wollte damit Eindruck schinden. Tat er aber nicht, weil ihn die schwere Maschine unter sich begrub, als er sie lässig vorm Eiscafé abstellen wollte. Vier Tage nach dem Kauf war das gute Stück wieder weg – und Jauch um eine Narbe an der Wade reicher. Körber respektvoll: "Keine üble Kriegsverletzung!"
Genug gescherzt – Körber zockte weiter. Die 100.000 Euro bescherte ihm Zuschauer Karsten. Hätte Körber bei der nächsten Frage dem Zuschauer Florian vertraut, wäre er jetzt Viertelmillionär. So aber vertraute er lieber seinem Ex-Chef, der zwar auch nichts Hundertprozentiges wusste, aber in eine andere Richtung ahnte. Körber machte das einzig Vernünftige, er kniff: "150.000 Euro ist ein Arsch voll Geld, da müsst' ich lange für stricken."
Auch Daniela Rive, die letzte Zockerin des Finalabends, wollte die Viertelmillion nicht, die ihr quasi auf dem Silbertablett serviert wurde. Zuschauer Tobias, der schon Christoph Klöckner hatte helfen können, wies ihr den Weg. Aber Rive war da schon platt. Ausgelaugt vom eigenen Zocken. "Ich trau mich nicht. Ich bin jetzt feige."
Aller Anfang, also die ersten fünf Fragen, war auch für Rive leicht. Leben kam erst in die Bude, als sie das Geheimnis um ihren Studiobegleiter lüftete. Herr Frank ist ihr Arbeitskollege - und der hatte Rive damals ohne deren Wissen bei "WWM" angemeldet. "Das riecht nach Beteiligung", unkte Jauch. Zu Recht. "Ja", bestätigte Rive, "der verhandelt hart und hat schon Dollarzeichen in den Augen." Am Ende werden sie sich einigen müssen, wie viel Rive von ihren 117.000 Euro abgeben muss. Ganz sicher ist für die Stofftiersammlerin aus Essen nur: "Ich kaufe 'ne Stoffgiraffe und nenne sie Günther!"