Es ist kein Geheimnis, dass private TV-Sender wie Prosieben, Sat.1 und RTL durch Werbeeinnahmen finanziert werden. Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer sind die regelmäßigen Werbeeinblendungen schon gewöhnt und nutzen die Programmunterbrechung, um sich noch ein Getränk aus dem Kühlschrank zu holen oder das Smartphone zu checken.
Schwierig wird das ganze jedoch, wenn die Werbung nicht klar als solche gekennzeichnet und einfach wie ein ganz normaler Nachrichtenbeitrag präsentiert wird. Das ist bei dem TV-Sender RTL nun bereits zum wiederholten Mal vorgekommen: Zwischen die Nachrichtenbeiträge bei "RTL Aktuell" schmummelte der Privatsender mehrere Minuten Werbung für den eigenen Streamingdienst.
Werbung gehört nicht in eine seriöse Nachrichtensendung. Nichtsdestotrotz wird bei "RTL Aktuell" versucht, den Ausbau und die Umbenennung des eigenen Streamingdienstes als nachrichtenwürdige Meldung zu verkaufen. Zwischen Kindesentführung und Fachkräftemangel schaltet der Sender einen mehrminütigen Beitrag, in dem die Vorteile des eigenen Streamingdienstes RTL+ angepriesen werden.
Sogar der Co-Geschäftsführer Stephan Schäfer und der Co-CEO Matthias Dang dürfen in der Sendung vom 04.11 und vom 05.11 zu Wort kommen und die Plattform, die zuvor unter dem Namen "TVNOW" bekannt war, bewerben.
Die Vermutung liegt Nahe, dass sich der Sender mehr Erfolg erhofft, wenn im Namen des eigenen Streamingdienstes gleich auf den ersten Blick die Verbindung zum TV-Giganten RTL deutlich wird. Tatsache ist, dass die Plattform neben Netflix, Amazon Prime und Co bislang kaum eine Chance hat.
Der Sender gibt sich jedoch optimistisch: In ihrer Quartalsmitteilung verkündet die Mediengruppe, dass sie ihre Streaming-Ziele angehoben haben und nun bis Ende 2026 10 Millionen zahlende Abonnenten für RTL+ und Videoland anstreben. Damit soll ein Streaming-Umsatz von einer Milliarde Euro erreicht werden. Die Frage ist jedoch, ob für die Erreichung dieser Ziele wirklich auf fragwürdige Marketingstrategien gesetzt werden muss.
(fw)