"Armin Laschet", so adelte Oliver Welke in der "Heute-Show" (ZDF) den CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten der Union, "ist der erste lebende Mensch, der einen Söder bezwungen hat." Aber es war ein schmerzhafter "Kanzlerkrieg" (Welke). "Beide sind nach der tagelangen Zangengeburt ohne Betäubung beschädigt", meinte Welke. Laschet, obzwar Sieger, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Immerhin waren, so Welke, "ein Viertel des eigenen Parteivorstands, weite Teile der Fraktion und viele Landesverbände" gegen ihn. "Alle hassen Armin", war der Eindruck, den ein Einspieler vermittelte.
Auch Sebastian Puffpaff, Motivator des CDU-Wahlkampagnenteams, gestand: "Sicher, keiner wollte den Armin", und räumte ein: "Konnte ja keiner ahnen, dass der sich durchsetzt. Das ist ja, wie wenn der SV Meppen Real Madrid schlägt." Jetzt aber gelte: "Wir rocken das Ding!" Damit man dem Wähler "die Marke Laschet noch als Premium-Kanzlermaterial verkaufen" könne, hat Puffpaff bereits einen Slogan erfunden: "Lieber Arm in als Arm ab!"
Ja, Puffpaff machte kein Hehl draus, dass er traurig war, dass man "um Sackhaaresbreite den Söder verpasst" habe. "Ein Egomane ohne Prinzipien – Söder wäre ein Marketing-Traum." Dagegen sei Laschet kommunikativ, teamfähig, kompromissbereit - also "stinkelangweilig".
Aber eigentlich sei es ohnehin "völlig wurscht", wer es nun geworden ist. "Weder der eine noch der andere steht für Inhalte. Weil es bei der Union keine Inhalte gibt." Das zeige auch die Aktion "Mach mit beim Machen", mit der die Union laut Puffpaff ("Das ist kein Fake!") quasi zu Ideen-Spenden aufrufe.
Und auch viele Unions-Anhänger sind beiden Kandidaten gegenüber kritisch: "Ich mag keinen", sagte eine Bürgerin. "Der eine will den dicken Mann raushängen, der andere wirkt wie ein Clown." Das gefiel Oliver Welke: "'Der Dicke und der Clown' - klingt wie eine Comedy-Serie auf Sat.1."
Mit dem Ergebnis pro Laschet sind nicht alle zufrieden. Klar, Markus Söder sowieso nicht. Aber auch viele Wähler. Ein Bürger im Interview:
Laschet bräuchte mehr Unterstützer wie Ralf Moeller. Der Hollywood-Star setzt sich kantig für Laschet ein: "Über meinen Freund Armin wird nicht gelästert!" Im Interview mit Außenreporter Fabian Köster meinte der Muskel-Hüne, Laschet habe "Potenzial als Kanzler". Überdies ist die Kanzlerschaft Laschets nicht die einzige kommende Polit-Sensation: "Wenn Armin als Kanzler nach Berlin geht, stehe ich als Ministerpräsident zur Verfügung."
Problem: Darf Laschet überhaupt nach Berlin? Oder zieht im September dort Annalena Baerbock als erste grüne Kanzlerin der Welt ein? Und wer würde das möglich gemacht haben? Robert Habeck! Denn der ließ Baerbock gentlemanlike den Vortritt. Mit weinendem Auge zwar ("Der schmerzhafteste Tag seiner politischen Laufbahn"), aber immerhin. Für diese Geste feierte die "heute-show" den Verzichter als Sieger der Herzen: "Habeck ist der größte Feminist, der je gelebt hat, eine Legende der Frauenbewegung." Überdies spare er "uns" Geld, denn "ein männlicher Bundeskanzler würde natürlich viel mehr verdienen."
Eine Verbindung zwischen Baerbock, Laschet, Söder, Habeck und sogar dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz beleuchtete Friedrich Küppersbusch: Alle waren früher journalistisch tätig. Küppersbusch:
Grausam findet Oliver Welke auch die Bundesnotbremse, die er "Kompromissgeburt" nannte. "Es ist wie immer: Nach wochenlangen Debatten kommt was Arschteures raus, das keiner versteht - und das natürlich nicht reicht." Ein Beweis: "Es ist eine blöde Zeit, Schüler zu sein." Schule auf, Schule zu - "viele wissen gar nicht mehr, wann sie schwänzen müssen."
Das Pandemie-Management ließe sich nicht schöner beschreiben, als es der SPD-Abgeordnete Johannes Fechner tat. Der versprach sich nämlich allerliebst. Zur Notbremse meinte er: "Besser nie als spät."
Corona, Kanzlerkrieg - seit Wochen Themen. Ein brandneues und brandheißes Thema griff die "Heute-Show" nur am Rande auf. In der heißen Phase der Aufzeichnung der Sendung schwappte eine Welle der Echauffierung durchs digitale Land. 53 Schauspieler hatten sich in Beiträgen unter dem Hashtag "allesdichtmachen" satirisch zur Corona-Politik geäußert und damit viele Menschen vor allem verwirrt und verstört.
Die "Heute-Show" tappte in die Aktualitätsfalle. Ihr war die umstrittene Aktion und die Reaktion darauf genau zwei Sätze wert: "Kunstfreiheit", meinte Oliver Welke, "gilt genauso für Schauspieler, die aus berechtigter Angst um die Kultur total danebene Videos produzieren. Muss man wohl alles aushalten."
Schade. Da wäre ein bisschen mehr mehr gewesen.