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"Stern TV am Sonntag": Reul stellt klar – "keine Lust darüber zu reden"

Startschuss zum landesweiten Probealarm durch den Innenminister von NRW Aktuell, 09.03.2023, Duesseldorf, Innenminister von NRW Herbert Reul im Lagezentrum der Landesregierung im Ministerium des Inner ...
Herbert Reul wollte nicht bei jeder Frage Rede und Antwort stehen.Bild: IMAGO / Political-Moments
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"Stern TV am Sonntag": Politiker Reul stellt klar – "keine Lust darüber zu reden"

08.05.2023, 07:18
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Insgesamt 132 Tatverdächtige wurden am 3. Mai bei einer Anti-Mafia-Razzia festgenommen. Die jahrelangen Untersuchungen führten die Ermittler unter anderem nach Deutschland und Portugal. Dabei wurden die unscheinbarsten Orte durchsucht und die Spuren führten sogar in eine unauffällige Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Dies war unter anderem ein Thema bei "Stern TV am Sonntag".

Verdacht auf Geldwäsche: Großrazzia gegen kriminelle Gruppierungen

Im Fokus der Ermittlungen, die vier Jahren andauerten, sollen hauptsächlich drei mutmaßliche kriminelle Gruppierungen stehen, die Verbindungen zu 'Ndrangheta-Clans aus dem kalabrischen Dorf San Luca haben sollen. Die 'Ndrangheta gilt als eine der mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt und hat in den letzten Jahren zunehmend versucht, ihr Netzwerk in Europa auszubauen. Über 1000 Einsatzkräfte, darunter Spezialeinsatzkommandos und Diensthundeführer, durchsuchten mehr als 60 Objekte.

Ermittler gehen außerdem dem Verdacht nach, dass die Tatverdächtigen die illegalen Einnahmen aus dem Drogenhandel insbesondere in Deutschland und Portugal gewaschen hätten – durch Investitionen unter anderem in Restaurants, Eisdielen und Immobilien. Unter anderem in eine unscheinbare Eisdiele in der nordrhein-westfälischen Stadt Siegen.

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23 Tonnen Kokain sichergestellt: Milliardenverlust für 'Ndrangheta-Clan

Oliver Huth, Beamter bei Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und Leiter der Ermittlungskommission "Eureka" in Deutschland, ist zu Gast und berichtet von der erfolgreichen Razzia: "Der Impact ist schon ziemlich groß. Wir haben international mit Kollegen kooperiert und konnten die Strukturen der Mafia angreifen." Dabei seien 23 Tonnen Kokain sichergestellt worden. Dem 'Ndrangheta-Clan würden damit Milliarden an Euro fehlen, die sie vorher investiert haben und jetzt nicht mehr verkaufen können, so Huth.

NRW-Innenminister Herbert Reul äußert sich ebenfalls zu diesem wichtigen Meilenstein der internationalen Ermittlungen: "Das Wichtigste ist, dass die Strukturen zerschlagen werden konnten." Journalistin Petra Reski widmet sich seit mittlerweile drei Jahrzehnten intensiv der Thematik der italienischen Mafia und deren Ausbreitung in Deutschland. Insbesondere fasziniert sie dabei die vermeintliche "Gemütlichkeit", die die Mafia-Kultur in manchen Kreisen ausstrahlt.

Als ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet hat Reski zahlreiche Erkenntnisse zusammengetragen, die auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse sind. Sie gibt keine Entwarnung und sieht weiterhin großen Handlungsbedarf: "Was heißt Strukturen zerschlagen? Zu Strukturen gehören auch Grauzonen und Politiker. Wenn man will, dann kommt man auch an diese Strukturen ran." Damit sendet sie ein klares Signal in Richtung Bundespolitik.

Deutschland als "Paradies für organisierte Kriminalität"?

Deutschland gelte als ein "Paradies für organisierte Kriminalität", heißt es von Moderator Dieter Könnes. Ehemaliger LKA-Beamter Klaus Nachtigall stimmt zu: "Das ist absolut richtig. Mittlerweile sprechen wir von einer Netzwerk-Kriminalität, bei der alle zusammenarbeiten." Wieso Deutschland für die Mafia so attraktiv ist, möchte Könnes von Innenminister Reul wissen. "Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind groß, aber Paradies heißt, dass man hier machen kann was man möchte und das stimmt nicht", antwortet Reul.

"Deutschland braucht dringend härtere Gesetze, hier fehlen die Anti-Mafia Gesetze", entgegnet Reski. Die Mafia in Italien würde sich über die deutsche Gesetzeslage nur lustig machen. Das lässt Reul nicht auf sich sitzen: "Man kann immer mehr machen aber so eine wichtige und erfolgreiche Razzia kleinreden, das geht nicht." Die Einheit "Eureka" habe gezeigt, dass die Polizei funktioniere und systematische Ermittlungen zum Ziel geführt haben soll, führt er weiter aus.

Herbert Reul: "Hab keine Lust darüber zu reden"

Als Moderator Könnes Reul nach einem wirksamen Lösungsansatz fragt, scheint der Minister überfordert zu sein: "Das kann ich nicht beantworten. Ich bin nicht verantwortlich für andere Bundesländer", gibt er zur Antwort. Könnes lässt sich mit dieser Antwort nicht zufriedenstellen. "So funktioniert das nicht, Sie können das Problem jetzt nicht einfach an andere Bundesländer weitergeben", kontert Könnes. Trotzdem weicht der Innenminister von dem Thema ab und betont stattdessen die Erfolge seines Zuständigkeitsbereichs: "In NRW funktioniert das alles. Ich kenne kein Land, was diese Kriminalität so ernst nimmt, wie wir."

Moderator Könnes bleibt hartnäckig: "Was muss denn getan werden, damit Deutschland weitere Mafia-Strukturen zerschlagen kann?" "Erstmal müssen alle politischen Kräfte zugeben, dass wir dieses Problem haben", antwortet der Innenminister. Reul gerät etwas ins Stocken, als er nach den politischen Kräften gefragt wird, auf die er sich bezog. "Das möchte ich nicht vertiefen", sagt er.

Er stoße bezüglich der Geldwäsche bei Kollegen nicht immer auf Zustimmung. "Hab keine Lust darüber zu reden", so Reul. Der ehemalige LKA-Beamte Nachtigall fordert härteres Durchgreifen seitens des Staates. Und damit ist er nicht allein: Bei einer durchgeführten Studiobefragung stimmen 97 Prozent für eine Verschärfung der Gesetze gegen die Mafia.

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