Mit der Einstiegsfrage in diese "Wer wird Millionär?"-Runde waren alle fünf Kandidatinnen und Kandidaten gleichermaßen überfordert. Gefordert war, vier Städte an der Elbe flussabwärts zuzuordnen. Geschafft hat es niemand, was Günther Jauch mit einem "Wenn alle ein bisschen blöd sind, geht's", kommentierte. Sie hätten es ja gewusst, nur eben andersrum, also flussaufwärts, antworteten die Kandidaten. Denen wollte Jauch natürlich eine zweite Chance geben und fragte deswegen praktischerweise nach der Reihenfolge der gleichen vier Städte entlang der Elbe, flussaufwärts.
"Beim zweiten Mal war's einfach!", kommentierte Christin Sengstaken, eine Wirtschaftsjuristin, deren Wohnort großzügig mit Estland angegeben wurde. "Beginnen wir unsere kleine Millionärsfahrt", begann Günther Jauch dann die erste Spielrunde des Abends. Schnell wird dieses Fahrwasser aber unruhig, denn bei 2.000 Euro muss die Kandidatin zocken. Sie ist sich nicht ganz sicher, welches Thema in Mathe behandelt wird, wenn man lernt, mit dem Kehrwert Mal zu nehmen.
A. Potenzen addieren,
B. Algorithmen subtrahieren,
C. Brüche dividieren,
D. Wurzeln multiplizieren
Sengstaken zockt auf Antwort C und hat damit Recht. Ohne größere Probleme spielt sie sich bis 16.000 Euro weiter, dann braucht sie Hilfe vom Publikum. Die Frage: Der kalifornische Postbote und Hobbyzüchter Rudolf Hass wurde zum Namensgeber einer der beliebtesten Sorte von...
A. Bananen,
B. Avocados,
C. Erdbeeren,
D. Wassermelone
Mit 85 Prozent entschied das Publikum sich für die richtige Antwort B, die Avocados. Nach diesem eher vegetarischen Thema holte Jauch dann zur Fleischoffensive aus. Christin Sengstaken sei ja Jägerin, ob sie denn von der Schnauze bis zum Schwanz auch alles verarbeiten würde, wollte er wissen. Soweit das möglich sei, würde sie das tun, wenn man aber schlecht schießt, kann es passieren, dass Teile weggeworfen werden müssen.
Das animierte den Moderator zu einem Schwenk aus der Vergangenheit. Seine Verwandtschaft hätte Hasen gejagt und die, tot aber mit Fell, per Post als Weihnachtsessen verschickt. Der Postbote hätte tropfende Pakete übergeben, schmückte Jauch seine Erinnerungen aus, und überhaupt sei der Hase wegen den Schrotkügelchen, die noch in ihm steckten, eine Gefahr für die Plomben in den Zähnen gewesen.
Schlimmer als die Vorstellung an dieses Weihnachtsessen ist wohl nur der Gedanke an das versendete Paket. Dachte sich wohl auch Günther Jauch und fügte lachend hinzu: "Früher konnte man mit der Post so Tierleichen verschicken."
Überhaupt schien für den Moderator früher vieles besser gewesen zu sein. So rezitierte er für den zweiten Kandidaten des Abends, Cedric Ernst Johannes Sven Browatzki, weite Teile aus "Max & Moritz". Bei der 2.000 Euro-Frage danach, was sich beim dritten Streich von Max und Moritz nicht nur redensartlich über den Schneider Böck feststellen lässt, musste Browatzki passen.
Seine Mutter, die als Begleitung an diesem Abend dabei war, erklärte, sie hätte ihrem Sohn Kinderbücher eher nach Autoren oder Themen geordnet vorgelesen, nicht aber Wilhelm Busch, was in ihren Augen "veraltet" und pädagogisch nicht wertvoll sei. Günther Jauch war sich vor allem sicher, welchen Joker der ehemalige "The Beauty and the Nerd"- Teilnehmer einsetzen würde, nämlich den Publikumsjoker.
"Ich weiß eigentlich, wie die ganze Sendung läuft", lachte er. Alle seien gecastet, die Kandidaten nur Schauspieler, die 500 Euro für ihre Teilnahme bekämen und weil man ja auch Strom sparen müsste, würden nur die Hälfte der Abstimmungsgeräte funktionieren. Stimmt natürlich nicht, heiterte die Stimmung im Saal aber enorm auf und führte auch ein wenig weg von der Frage weg, deren Antwortmöglichkeiten (A. auf Sand gebaut, B. ins Wasser gefallen, C in Stein gemeißelt D. aus der Luft gegriffen) dem Kandidaten alle gleich wenig sagten. Er ließ das Publikum für sich entscheiden.
Mit 91 Prozent stimmte das Publikum für Antwort B, was Günther Jauch sofort dazu inspirierte, den Reim um Schneider Böck und die angesägte Brücke aufzusagen. "Ach so, was nehmen Sie eigentlich?", fragte der Moderator dann doch noch nach, als Antwort B schon längst von ihm verraten war. Bei 4.000 Euro musste der Unternehmensberater für Banken dann den allseits bekannten Telefonjoker Professor Dr. Eckhard Freise anrufen. Der meldete sich singend mit "The Answer is Blowing in the Wind". Und ähnlich leicht war auch die zu beantwortende Frage: Was ist bei der Nahrungssuche von Hummeln und Bienen genauso beliebt wie bei Menschen, die es gern schattig haben?
A. Schiebermützen,
B. Strandschirme,
C. Sonnenhüte,
D. Rollmarkise
Prof. Freise erklärte C zur richtigen Antwort und wies sehr freundlich darauf hin, dass es eben eine Bedeutungsgleichheit bei den Sonnenhüten für Menschen und den Blumen für die Bienen gebe. Browatzki hatte das bis zur Beantwortung der Frage mutmaßlich noch nicht wirklich verstanden.
Bei 16.000 Euro wurde Günther Jauch dann leicht ungehalten. "Ich rate zum Zusatzjoker, dann sind sie weg", riet er dem Kandidaten, der ihn daraufhin perplex anstarrte. "Also nicht Sie, sondern die Joker", lenkte Jauch ein, aber so ganz klar war zu dem Zeitpunkt nicht mehr, wie sehr er von dem Kandidaten schon genervt war, der die Antworten nicht wusste, aber versuchte, durch geschickte Fragen herauszufinden, welche Antwort laut Günther Jauch die richtige sein könnte. "In welchem Zusammenhang liest man häufig von einer idealen 'Kerntemperatur' um die 60 Grad Celsius?"
A. Fiebermessen im Mittelohr,
B. Reaktorsicherheit,
C. Bügeln von Seide und Satin,
D. rosa gegartes Schweinefilet
Browatzki schwankte zwischen C und B, was Günther Jauch zur Nachfrage an die Mutter verstand, wer denn dem Kandidaten die Seidenschlüppis bügeln würde.
An der Stelle schwankte der dann auf Antwort B um, versuchte aber, vom Moderator dafür Zustimmung zu bekommen. "Ich rate zu", sagte der, und meinte damit das Zuraten zum Zusatzjoker. Mehrere Menschen einer Sitzreihe erhoben sich daraufhin, nur zwei waren aber miteinander verbandelt, es war also Zufall, dass alle aufgestanden waren. Der Publikumsjoker gab die richtige Antwort D, wurde von Browatzki aber befragt, ob er sich darüber mit den anderen abgestimmt hätte. "Nee, ich bin schon groß", konterte der und lag ja auch richtig.
Günther Jauch amüsierte sich noch über die Idee, dass die Kerntemperatur in Reaktoren bei 60 Grad Celsius liegen könnte, dann hätten wir wohl alle kein großes Problem mit Atomenergie.
Bei der 32.000-Euro-Frage schied der Kandidat mit den vielen Vornamen dann letztlich aus. Er wusste nicht, wessen späterer Künstlername entstand, als die betreffende Person im Alter von drei Jahren einen Spanien-Urlaub machte.
A. Blümchen,
B. Heino,
C. Nena,
D. Campino
Nena wäre es gewesen, der Kandidat entschied sich aber nicht fürs Zocken, sondern fürs Aufhören. Cedric Ernst Johannes Sven Browatzki wollte mit der Million eigentlich den stillsten Raum der Welt besuchen, seine 16.000 Euro reichen aber für die von ihm gewünschte Haartransplantation auch aus.
Die Fragen dieser "Wer wird Millionär?"- Ausgabe waren von der eher leichteren Sorte, aber vielleicht ist das Jauchs Rückkehr aus der Sommerpause geschuldet. Nach einem Urlaub versucht man ja auch eher, leicht wieder in den Job einzusteigen.