Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Nato vor einiger Zeit als "hirntot" bezeichnet, nun jedoch scheint das Bündnis zu neuem Leben erwacht zu sein. In Zukunft soll sie so stark werden wie nie.
Bei "Maybrit Illner" äußerte sich der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu den neusten Plänen der Verbündeten, die auf dem vergangenen Gipfel in Madrid beschlossen wurden.
In Zukunft soll es nicht nur verstärkte Eingreiftruppen geben sowie eine dauerhafte Militärbasis der USA. Jens Stoltenberg forderte außerdem größere und schnellere Waffenlieferungen.
Das waren die Gäste bei "Maybrit Illner" am 30. Juni:
Nach Aussage von Nato-Chef Jens Stoltenberg ist der Kalte Krieg mit dem militärischen Angriff Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine am 24. Februar 2022 zu einem "Heißen Krieg" geworden. Seitdem, so der 63-Jährige, befinden wir uns in einer gefährlicheren Welt.
Bei "Maybrit Illner" erläuterte Stoltenberg die neusten Beschlüsse des Militärbündnisses vom Nato-Gipfel in Madrid. "Die Nato hat zwei Ziele: Die Unterstützung der Ukraine und die Verhinderung einer Eskalation." Überzeugt, dass dies der richtige Weg sei, erklärte der Generalsekretär außerdem:
Es sei die Verantwortung des Westens, die Ukraine in die stärkste Position für Verhandlungen um einen Frieden zu bringen.
Die Rolle Deutschlands in der Zusammenarbeit mit der Nato bewertete Stoltenberg durchweg positiv: "Wenn die Welt gefährlicher wird, müssen wir in unsere Sicherheit investieren – und genau das tut Deutschland." Dies würden auch die osteuropäischen Nachbarländer Deutschlands so sehen. Konkret bezieht sich Stoltenberg dabei auf das Vorhaben, 100 Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr auszugeben. Dabei stand die Ampel-Regierung wochenlang stark in der Kritik für ihn Zaudern beim Thema Waffenlieferungen an die Ukraine.
Dass die Haltung der Nato jedoch keinesfalls die einzig mögliche Position im Widerstand gegen Putins Russland ist, spiegelten die Antworten auf die Frage nach den erklärten Kriegszielen im Studio von "Maybrit Illner" wider.
Claus Kleber, ehemaliger Moderator des "heute-journal" im ZDF, war sich sicher: "Es wird eine Lösung geben müssen, die nicht der völlige Rückzug der russischen Armee aus jedem Quadratkilometer sein kann."
Anders sah dies Grünen-Parteichef Omid Nouripour. Geht es nach ihm, muss die Ukraine ihre Souveränität und auch die Grenzen vor der Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 wiedergewinnen.
Unterstützung bekam Nouripour in der ZDF-Sendung für diese Haltung von der ehemaligen Nato-Chefstrategin Stefanie Babst, die auch glaubte, das Territorium der Ukraine müsse zur Gänze befreit werden:
Und auch der Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, Manfred Weber, stimmte in diesem Punkt zu. Das erklärte Ziel müsse ein, dass Russland diesen Krieg verliert.
Politologin Nicole Deitelhoff ließ ihr persönliches Empfinden auf die Frage nach möglichen Kriegszielen des Westens beiseite und antwortete pragmatisch. Die westlichen Staaten, die EU-Mitglieder und Nato-Verbündeten sollen sich laut Deitelhoff die Frage stellen, welche Ziele realistisch zu erreichen seien und danach handeln.
Dies allein erlaube es, die Ukraine überhaupt für Verhandlungen mit Russland in Position zu bringen. Ein schrittweises und damit recht behutsames Vorgehen sollten der Politologin zufolge ebenfalls schrittweise erfolgen.
Deitelhoff erklärte: "Es ist vollkommen unsinnig, Sanktionen nur aufzuheben, wenn Maximalziele verwirklicht sind. Es ist viel sinnvoller, Etappenziele zu formulieren, damit wir überhaupt wieder in einen Dialogprozess einsteigen können."