ZDF-Moderator Böhmermann teilt gegen Laura Müller und Michael Wendler aus

Jan Böhmermann machte sich im "ZDF Magazin Royale" über den Wendler lustig. Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Böhmermann teilt im "ZDF Magazin Royale" gegen Schwangerschaft von Laura Müller aus

Vorab gab es inszenierte Verwirrung ums "ZDF Magazin Royale". Der offizielle Account der Sendung schickte einen Tweet heraus, dass die Sendung ausfällt und suggerierte, dass Böhmermann Vater geworden sei.

Aber die Richtigstellung folgte kurz danach auf Böhmermanns eigenem Account.

Also war klar, dass es zumindest am Rand auch um den Umgang von Michael Wendler und Laura Müller mit ihrer Elternschaft gehen wird, im "vom Kurs abgekommener Satire-Ballon, den weder Friedrich Merz noch Agnes Strack-Zimmermann lustig finden würden", so Böhmermann.

Böhmermann schießt gegen Wendler

Hashtag der Woche fürs ZDF Magazin Royal: #SexyGeburt in Anspielung an Michael Wendler und Laura Müller, die im Internet versuchen, mit der Schwangerschaft Geld zu machen. "Meine Lieblingskategorie bei Onlyfans", tut Böhmermann begeistert.

Aber er wolle eine "affenstarke Sendung" mit nur positiven Vibes machen, betont der ZDF-Moderator. Da geht es kurz um den Christian Lindner, der gerade einem aus der Zeit gefallenen Polit-Brauch folgend zum Oldenburger Grünkohlkönig gekrönt wurde und die "Schocknachricht", dass der Bertelsmann-Konzern 23 Magazine einstellen will. Darunter sind u.a. Barbara Schönebergers Magazin "Barbara" und Guido Maria Kretschmers "Guido". Böhmermann witzelt, dass es wohl auch "Guido Wissen", "Guido Epoche" und "Barbara Crime" treffe. Er hofft hingegen, dass "Business Punk" und "Beef" bleiben. "Die letzten beiden Zeitschriften, an deutschen Kiosken, die man ohne schlechtes Gewissen kaufen kann, wenn man ein Vollarschloch ist."

Seitenhieb gegen Andreas Gabalier

Gute Nachrichten kämen hingegen aus Österreich: Ab April gebe es das Magazin "Andreas Gabalier". Noch auf dem Sterbebett habe der Verlags- und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seine Zustimmung für das Projekt geröchelt. Eigentlich habe das Heft "Volksmusikalischer Beobachter" heißen sollen, aber da gab es markenschutzrechtliche Bedenken, ätzt Böhmermann gegen Gabalier, dem immer mal wieder rechte Tendenzen nachgesagt werden.

Nach der kürzlichen EU-Zulassung von gemahlenen Grillen als Zusatz in Lebensmitteln reißt er einige Witze über Insekten-Snacks ("Biene-Maja-Pudding mit echtem Bienenmehl" und "Wabbel-Willi mit Drohnenmus und knusprigen Heuschreckencrunchies".) Bis er schließlich zum Hauptthema kommt: Er zeigt sein Handyhintergrundbild: Orang-Utan-Kind Coco. Angeblich sein Patenkind und offenbar das "gesunde Mädchen" aus dem Tweet des ZDF Magazins. "Orang-Utans sind so toll, Orang-Utans sind die besten Tiere der Welt", schwärmt Böhmermann.

Orang-Utans und Menschen hätten zu 97 Prozent identische DNA, "aber 100 Prozent geileren Content bei Youtube", sagt Böhmermann. Als er einen Clip mit einem Affen im Sportwagen fahren zeigt, stellt er fest: "Porschefahrer können auch cool sein, obwohl sie zu 97 Prozent dieselbe DNA haben wie Ulf Poschardt." Der Chefredakteur von WeltN24 ist einer seiner Lieblingsfeinde.

Diss gegen Onlyfans-Vermarktung

Doch noch lieber ätzt er gegen den Wendler, bei dem es so aussieht, als würde er die Schwangerschaft von Laura Müller vor allem als Einkommensquelle nutzen.

Orang-Utans würde ihren Nachwuchs nicht in die Öffentlichkeit zerren, sich aber dafür bis zu zehn Jahre um ihn kümmern. "Sie wissen, was sich gehört."

Orang-Utans haben dieselben Krankheiten wie Menschen: Arthritis, Grauer Star, Herzversagen. "Sie altern wie wir und klatschten trotzdem nicht auf eins und drei im 'ZDF-Fernsehgarten'." Böhmermann zeigt ein Video von einem Orang-Utan, der sich eine Jacke anzieht und ein Bild von US-Präsident Joe Biden, der bei dem Versuch scheitert. Ein besonders gelehriger Orang-Utan habe 72 verschiedene Wörter beherrscht. "Mehr Wörter als in der gesamten letzten Staffel von 'Temptation Island'."

Böhmermann kommt ins Schwärmen: "Ich bin Orang-Utan-Fan. Es gib keine besseren Tiere." Auch andere Menschenaffen seien nicht vergleichbar.

Dabei sieht man den Werbe-Schimpansen und Trigema. Für Böhmermann steht fest: "Orang-Utans haben Swag." Sogar im ZDF-Orange erkennt er eine Hommage an Orang-Utans.

Jan Böhmermann gibt Orang-Utan-Lehrstunde

Dann kommt er zum Punkt, den man als einigermaßen informierter Zuschauer schon lange ahnt. Denn natürlich wäre Böhmermann nicht Böhmermann, wenn er nur lustige Clips abspielen und ein bisschen von Affen schwärmen würde. Es gibt ein bisschen Umwelt-Nachhilfe, für diejenigen, die es noch nicht wussten: Orang-Utans sind in ihrer Existenz bedroht. Es gibt sie nur noch auf Borneo und Sumatra.

Julia Cissewski von Orang-Utans in Not e.V. erklärt in einem Video, dass Orang-Utan-Waisen von den Menschen alles lernen müssen, vom Klettern bis zur Schlange als Feind, weil die Farmer oder Wilderer oft die Affeneltern umbringen würden. Oft werden die Tiere auch "einem gelangweilten Scheich zum Valentinstag" geschenkt und in Dubai als Haustiere gehalten.

Die stärkste Bedrohung für die Affen sei der Lebensraumverlust, weil der Regenwald abgeholzt wird, um Palmöl-Plantagen anzulegen. Palmöl ist in vielen Produkten enthalten. "Machen sich die Menschen keine Gedanken, was sie da essen – da wird mir ganz schlecht", sagt Böhmermann, während er Palmöl-Produkte wie Prinzenrolle und Nutella futtert. Und dann noch einen rasanten Bogen zum Artensterben in Deutschland. 75 Prozent aller Insekten in Deutschland wären verschwunden. Bis zu hundertmal höher sei die Aussterberate, als sie ohne Menschen wäre. Das aktuelle Artensterben sei sogar schlimmer als das beim Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren, bei dem die Dinosaurier ausgestorben sind.

Böhmermann-Sendung mit Schwachstellen

Mit einem apokalyptischen Szenario geht die Sendung zu Ende: Der Strom fällt aus, Böhmermann wirft einen Generator an, Vögel stürzen von der Studiodecke, während er beteuert: "Wir haben in Deutschland die Natur unter Kontrolle." Ein brennender Mann rennt durchs Studio. Und aus.

Es war eine eher schwache Folge des ZDF-Magazins. Oft hat sich die Sendung mit frisch recherchierten Beiträgen, zum Teil mit Enthüllungen hervorgetan. Diesmal gab es ein bisschen Umwelt-Volkshochschule, gestützt auf Fakten, die allgemein bekannt sein dürften, gewürzt mit Wendler-Dissen. Aber das darf auch mal sein.

(Ark)