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"Hart aber fair": Gast findet Gasumlage "gerecht" – Zuschauer empört

Christian Kullmanns Aussagen zur Gasumlage bei "Hart aber fair" wurden in sozialen Netzwerken mit Empörung aufgenommen.
Christian Kullmanns Aussagen zur Gasumlage bei "Hart aber fair" wurden in sozialen Netzwerken mit Empörung aufgenommen.Bild: ard screenshot
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"Hart aber fair": Gast findet Gasumlage "gut" und "gerecht" – Zuschauer empört

16.08.2022, 06:12
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Nach acht Wochen Sommerpause meldet sich Talkmaster Frank Plasberg aus den Ferien zurück. Erstaunlich gut gelaunt geht es um das Thema, das uns wohl im Winter umso ernster beschäftigen wird: "Frieren im Winter, bangen um Jobs: Was kommt, wenn uns das Gas ausgeht?", fragt Plasberg und begrüßt folgende Gäste:

  • Saskia Esken, SPD-Parteivorsitzende
  • Jens Spahn, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender, zuständig für die Themen Wirtschaft, Klima, Energie, Mittelstand und Tourismus
  • Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland
  • Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur
  • Christian Kullmann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie; Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken verteidigt die Gasumlage.
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken verteidigt die Gasumlage.bild: Screenshot ard

Nun steht es fest: Die Gasumlage wird ab Oktober in Höhe von rund 2,4 Cent auf jede verbrauchte Kilowattstunde Gas aufgeschlagen. Das teilte die verantwortliche Trading Hub GmbH mit. Mit der Umlage sollen Gasversorger gestützt werden, die wegen der gedrosselten Lieferungen aus Russland nun woanders Gas zu höheren Preisen kaufen müssen.

Der SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken fällt nun die undankbare Aufgabe zu, diese Regierungsentscheidung zu verteidigen: einen Aufschlag von gut 200 Euro für Durchschnitts-Singles und 500 Euro für Familien auf die ohnehin schon stark gestiegenen Gaspreise. Doch Esken findet dies sozial gerecht. Sonst wären die Kostensteigerungen vor allem bei jenen Gas-Kunden berechnet worden, deren Versorger bisher viel russisches Gas nutzen und nun für teuren Ersatz sorgen müssen.

"Durch die Gasumlage wollen wir dafür sorgen, dass die Mehrkosten, die notwendig sind, auf alle verteilt werden."
Saskia Esken

Die Umlage trifft natürlich jene besonders hart, die ohnehin schon sehr genau aufs Geld schauen müssen. Und so fragt Frank Plasberg, wann denn mit weiteren, von der Regierung angekündigten finanziellen Entlastungen zu rechnen ist. Esken beruhigt routiniert, aber wenig überzeugend: 30 Milliarden Euro an Entlastungen seien bereits auf den Bürger-Konten angekommen. Als Beispiel führt sie u.a. den Heizkostenzuschuss, Tankrabatt und 9-Euro-Ticket an. Aber es stehe auch fest: "Wir müssen uns jetzt natürlich auch über den Sommer einig werden, wie wir weiter entlasten können."

Der meteorologische Herbstbeginn ist übrigens am 1. September.

Spahn teilt aus

Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist bei der CDU nun unter anderem für Wirtschaft, Klima und Energie zuständig.
Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist bei der CDU nun unter anderem für Wirtschaft, Klima und Energie zuständig.bild: screenshot ard

Jens Spahn, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender und zuständig für die Themen Wirtschaft, Klima, Energie, Mittelstand und Tourismus, findet: "Das 9-Euro-Ticket war ja eher eine Art Ferienticket." In seinem ländlichen Wahlkreis habe die Karte keinerlei nutzen für Menschen, um etwa zur Arbeit zu kommen. Er sieht "handwerkliche Mängel" bei der Arbeit der Ampel-Koalition. Auch wenn er später, nach Lachern im Publikum, zugibt, er wisse "ja aus eigener Erfahrung", dass man Pläne manchmal noch nachbessern müsse, kritisiert er die Ampel:

"Das Belasten geht schnell. Beim Entlasten hält uns die Regierung seit Wochen hin. Wir brauchen Entlastung. Jetzt."
Jens Spahn

Man gewinnt den Eindruck, dass sich der ehemalige Minister in seiner Oppositionsrolle gut eingefunden hat und sich wohlfühlt, wenn er Kanzler ("Ich sehe keine Führung bei ihm.") und Koalition ("Wir erleben in der Koalition seit drei Monaten jeden Tag Streit, aber keine Entscheidungen.") kritisiert.

Spahn teilt verbal so aus, dass er beim Gestikulieren fast der neben ihm sitzenden Saskia Esken mit dem Handrücken ins Gesicht langt. Sie weicht erschrocken zurück, er scheint es gar nicht zu bemerken.

Was die Gasumlage angeht, beklagt Spahn, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf Nachfrage nichts zur Berechnung er Umlage sagen konnte. "Ich möchte wenigstens mal wissen, wie das berechnet wurde", schließlich sei sie so ohne direkte Legitimierung im Parlament durchgewunken worden. "Diese Entscheidung sollte eine politische sein", findet er. Für ihn sind die Gassparanstrengungen auch eine europäische Frage: "Würde ein französisches Gaswerk sparen, damit deutsche Rentner nicht frieren?"

Forderung nach Grundbedarf an Energie

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, wünscht sich einen bezahlbaren Grundbedarf an Energie für jeden Bürger.
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, wünscht sich einen bezahlbaren Grundbedarf an Energie für jeden Bürger.bild: Screenshot ard

Eben jene von der Politik im passenden Moment immer wieder ins Spiel gebrachten Rentner kennt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, gut. Sie erinnert daran, dass es keine virtuelle Diskussion von Zahlen irgendwann auf dem Konto ist, sondern dass manche Menschen das Geld schlicht jetzt nicht haben. Ihr Verband will, sobald es möglich ist, im Namen der Rentner, die beim Energiegeld vergessen wurden, vor Gericht ziehen. "Es ist erstmal daran, auch den Menschen zu sagen: Im Winter wird niemand frieren müssen." Sie wünscht sich einen "Grundbedarf für jeden Menschen, der auch bezahlbar ist".

Keine Entwarnung für den Herbst

Netzagentur-Präsident Klaus Müller gibt keine Entwarnung für den Herbst.
Netzagentur-Präsident Klaus Müller gibt keine Entwarnung für den Herbst. bild: screenshot ard

Laut Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, sind derweil schon "signifikante Gaseinsparungen in der Industrie" zu verzeichnen, bei privaten Haushalten jedoch noch nicht, aber außerhalb der Heizsaison sei das auch nicht unbedingt zu erwarten. Seine Aussichten für den Winter: "Ich kann eine Gasmangellage nicht ausschließen." Der Weg zur Lösung sei noch ein weiter. Und auch, wenn das Nicht-Beleuchten bekannter Bauwerke nicht wirklich viel einspart, empfindet er das keinesfalls als übertriebenes Symbolaktion:

"Natürlich spart das Abschalten von öffentlicher Beleuchtung Kilowattstunden. Es macht aber auch deutlich, wie ernst die Situation ist. Wenn der Kölner Dom nicht mehr angestrahlt wird, denkt vielleicht jeder nach, ob er zu Hause die Heizung etwas runterdrehen kann."

Der fröhliche Buhmann

Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Christian Kullmann, bezeichnet die Gasumlage als "gerecht".
Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Christian Kullmann, bezeichnet die Gasumlage als "gerecht". bild: screenshot ard

Der fröhliche Buhmann der Runde ist Christian Kullmann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie und Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG. Er findet, dass die Gasumlage "ein gutes Modell, ein gerechtes Modell" sei. Und dann erzählt er, dass die chemische Industrie diese natürlich heldenhaft zahlen werde:

"Das fühlt sich für uns an wie eine Flasche Lebertran, die wir auf ex trinken, aber wir stehen dazu."
Christian Kullmann

Drei Milliarden werde die Chemische Industrie zahlen müssen. Das sei "viel Geld". "Alle werden in diesem Winter lernen müssen zu verzichten. Wir alle sind jetzt aufgerufen, Lasten zu tragen."

Auf Twitter macht sich Kullmann an diesem Abend keine Freunde:

Immer wieder führt er die drei Milliarden und den Lebertran an, um eine Zahl zum Jahresgewinn seiner Branche drückt er sich beharrlich auf Nachfrage von Frank Plasberg. Für ihn steht fest: "Wenn wir als Industrie in eine schwere Krise geraten, gibt es auch weniger Einnahmen für den Staat. Nur, wenn wir eine starke Volkswirtschaft haben, sind wir auch ein starkes Land, das sich in der Krise, im Krieg mit der Ukraine solidarisch zeigen kann und das den Sozialstaat aufrechterhalten kann."

Es wird offenbar ein heißer Herbst, wenn auch in kalten Räumen.

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