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"Promi Big Brother": Zum 1. Mal geschaut – was zur Hölle ist das?

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Bild: Sat1/Unsplash/Montage Watson
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Neuling vs. Veteranin – so empfanden wir den Einzug bei "Promi Big Brother"

Es gibt einigermaßen sinnvolles Reality TV – und dann gibt es "Big Brother". Das war früher auch mal besser, erzählt mir meine Kollegin Helena.
10.08.2019, 08:3310.08.2019, 18:07
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"Big Brother" ist aus dem deutschen TV-Universum so wenig wegzudenken wie die "Tagesschau". Seit mittlerweile 19 Jahren zieht ein Dutzend Kandidaten in einen Container (oder... auf einen Campingplatz), um vor laufender Kamera die Herzen der Zuschauer für sich zu gewinnen. Oder so ähnlich. Ganz sicher bin ich mir nämlich tatsächlich nicht, wie "Big Brother" oder sein prominentes Geschwisterchen "Promi Big Brother" ablaufen – schließlich habe ich, Elisabeth, beides noch nie gesehen. Meine Reality-TV-Kenntnisse beschränken sich weitestgehend auf "Germany's Next Topmodel".

Zum allerersten Mal sitze ich an diesem Freitagabend also vor meinem Fernseher und ziehe mir "Promi Big Brother" rein. Dabei bin ich allerdings in kompetenter Gesellschaft: Meine Kollegin Helena war damals quasi live dabei, als die erste Staffel "Big Brother" zur deutschen TV-Sensation wurde. Nicht zuletzt wegen des Kult-Kandidaten Zlatko – der Helena mit seiner Teilnahme an "Promi Big Brother" 2019 heute ebenfalls vor den Bildschirm gelockt hat. Wir erleben die beliebte Einzugs-Episode dieser Staffel zusammen, doch aus völlig anderen Perspektiven – und stellen fest: Am Ende sind wir beide entnervt von dieser Sendung...

Helena erzählt, wie alles begann:

Damals, als Zlatko zu einem der ersten Trash-TV-Stars Deutschlands wurde, war ich verdammt jung – doch RTL 2 hatte mich gecatcht. Das, was die da im Fernsehen machten, war was ganz Neues. Auf dem Schulhof meines Gymnasiums gab es nur ein Thema: "Big Brother".
Ich erinnere mich so gut daran, weil ich deswegen die ersten großen Streitereien mit meinen Eltern hatte. Jeden Abend gab es endlose und tränenreiche Diskussionen darüber, ob ich denn nun "Big Brother" schauen dürfe, meine Klassenkameraden dürften das schließlich auch. Fies!
Im Nachhinein hatten meine Eltern vollkommen Recht; ich war natürlich viel zu jung. Schlimm war es für mich trotzdem. Schließlich hatte ich Freunde, die zum großen Show-Finale von Bayern nach Köln fahren durften. Mir blieb nur Zlatkos "Ich vermiss dich wie die Hölle" als Maxi-CD.
Trotzdem: Die zweite Staffel interessierte mich dann nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass ich schon alles gesehen hatte, Reality-TV durchgespielt hatte.
Bis heute. Schließlich kommt Zlatko zurück. Weil er das Geld braucht – und ich liebe jetzt schon alles. Ob sich meine Erwartungen erfüllen?
Die Stars der ersten "Big Brother"-Staffel: Zlatko die Moderatoren Oliver Geissen und Aleksandra Bechtel, John, Andrea und Jürgen
Zlatko (links) sah damals noch etwas anders aus.Bild: Horst Galuschka/Imago

Ich hingegen hatte gute Gründe, "Big Brother" nie zu sehen:

Kennt ihr George Orwells Roman "1984", aus dem das Konzept des "Big Brother" ursprünglich stammt? Vor einigen Jahren las ich ihn und stellte mir daraufhin die Frage: Wie hatte überhaupt jemand auf die Idee kommen können, ein dermaßen gruseliges, dystopisches Konzept wie den allgegenwärtigen Gesetzeshüter "Großer Bruder" für eine Reality-Show zu übernehmen?

Aber gut, im Herzen sind wir schließlich alle neugierige Voyeuristen, und wenn sich die Kandidaten dafür freiwillig meldeten, war das ihre Sache. Ich hatte dennoch nie das Bedürfnis, da mal reinzuschalten. Mir reichte meine jährliche Portion "GNTM". Mal ganz davon abgesehen, dass ich zu Beginn der "Big Brother"-Ära mit acht Jahren auch noch viel zu jung war, um auf den Hype-Zug aufzuspringen.

Jetzt war ich aber doch neugierig, und da "Promi Big Brother" von Marlene Lufen und Jochen Schropp moderiert wird, die ich aus dem "Sat1-Frühstücksfernsehen" kenne, konnte das Ganze ja so niveaulos nicht werden, oder? – Oh boy, lag ich daneben. Denn die Untiefen des deutschen Trash-TV, die sich hier offenbarten, waren schon am "PBB"-Set erkennbar.

Bye-bye, Container – hello, Camping-Hinterhof?

Erste Enttäuschung: Einen Container wie damals gibt es nicht. Das Budget ist sichtlich gesunken, die Bewohner müssen campen.
Wobei: "GNTM"-Kandidatin Theresia (die mit der peinlichen Live-Hochzeit in der diesjährigen Staffel) und ihr Kuscheltier Heeerbert auf dem verregneten Campingplatz – das wird spaßig. Klingt wie "Dschungelcamp 2.0", und das ist die Trash-TV-Sendung meines Herzens! Prognose: Lang hält das Gequatsche keiner aus. Welcher +12-Jährige spricht so viel mit seinem Kuscheltier?
P.S.: Auch ich möchte mich an dieser Stelle schon mal bei meinen Followern bedanken! Und auf die Gefahr hin, wie meine Oma zu klingen: Damals gab es sowas noch nicht 111!

Ich stellte mir währenddessen ein paar grundlegende Fragen.

Theresia brabbelte fröhlich vor sich hin, kommunizierte mit ihrem Murmeltier und erkundete den ranzigen Campingplatz, der ihr nun im Idealfall für zwei Wochen als Zuhause dienen sollte. Und ich nur so: Hä?

  • Entschuldigung, man bekommt pro Person EINE ROLLE KLOPAPIER FÜR 14 TAGE? (Ist das wenig? Es hört sich nach wenig an.)
  • Haben die da echt mühsam ein Camping-Set aufgebaut und es dann ABSICHTLICH ultra-dreckig gemacht?
  • Warum darf jeder nur einen Gegenstand mitnehmen, und war das vorher nie so? Helena sagt: Doch. Wieso haben sie dann alle vollgepackte Koffer dabei? Optimismus!?
  • Und jetzt... gucken wir den Leuten also einfach... beim Campen zu...?

Und dann kamen die restlichen, äh, "Promis".

"Gefühle, Emotion" (sic!) habe ich auch bei Joey, dem geht bei 180 Grad der Puls und ich wünsche mir, mit ihm, "dem netten Jungen von drübenan", auch mal ein Bier trinken zu gehen. Dschungelkönig Joey könnte eine harte Konkurrenz für Zlatko werden.
Als Ginger Wollersheim einzieht, schweife ich ab... Damals war das spannender. Alle auf einmal rein, und zack. Los geht's.
Trovato a.k.a. Mister "Wenn die Frauen erst einmal losschnattern" a.k.a. Ich-muss-mich-gleich-übergeben erinnert mich an einen Fakt, den ich jahrelang verdrängt hatte: Dass es auch damals schon eine Menge Bewohner gab, die einfach nur genervt haben.

Ich habe auch schon einige Nerv-Kandidaten gefunden.

Zum Beispiel der Jürgen Trovato, der alles, was ihm nicht passt, erstmal als "schwul" bezeichnet und daraufhin auch von Youtube-Chris dafür kritisiert wird (yay, Chris!).

Und der Tobi Wegener, der "PBB" mit einer Datingshow zu verwechseln scheint (oder liege ich falsch?). Oder mit "Wünsch dir was". Wie sonst ist das zu erklären: "Ich wünsch mir von 'Big Brother' 'nen dicken, schönen Eiweißriegel. Wenn's mit de Frauen nicht klappt, dann mit de Eiweißriegel." – Ich... bitte... WAS?

Generell ist mir die "Promi"-Komponente im Sendungstitel nicht ganz klar. Wo genau sind da jetzt die Promis? Ich meine, es spricht doch für sich, dass die Kandidaten nach ihrem Einzug erstmal quasi eine Runde "Wer bin ich wohl?"-Raten spielen. "Wer ist die alte Dame?", will Tobi über Lilo wissen, während Jürgen Trovato mit seinen krassen Detektiv-Fähigkeiten prahlt: "Ich hab die alle gegoogelt." Dann erklärt Tobi mal seinen eigenen Fame: "Ich war bei 'Love Island'." Und dass das der einzige relevante Punkt auf seinem Promi-Lebenslauf zu sein scheint, sagt so einiges über den Star-Status der diesjährigen Teilnehmer aus.

Apropos Tobi:

Und Frauen wie Janine, die sich selbst als "Weibschen" bezeichnen, braucht die Welt nicht. Ich werde wütend. WO BLEIBT ZLATKO????
Dem Tobi "stehen die Frauen zu Füßen", bei dem zählt nicht, was in der Murmel ist. Vorschlag: Er und das "Weibschen" verpartnern sich. So wie damals Alex und Kerstin, das erste Trash-TV-Paar, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich das von damals irgendwie "romantischer" in Erinnerung habe.

Als hätte sie hellseherische Kräfte – Helena behält Recht.

Zwischen dem "Weibschen", äh, Janine und Tobi bahnt sich tatsächlich recht schnell etwas an. Von "romantisch" kann da aber keine Rede sein, und ich war selten von einer flirty Szene so abgetörnt wie von dieser: Janine und Tobi liegen Seite an Seite in ihren Schlafsäcken unter dem freien Himmel und schauen sich mehr oder weniger verliebt an, während ihre Konkurrenz alle möglichen Sex-Synonyme raushaut.

"Hämmern"? "Knattern"? Wer sein sexy Vokabular schon immer mal ein bisschen erweitern wollte, ist hier richtig! Wer sich hingegen weniger sexy Dialoge und mehr sexy Szenen erhofft hatte, wird bitter enttäuscht: Jürgen Trovato würde jegliche Erotik mit seinem lauten Gefurze übertönen. Was – zur – Hölle?

Generell sinkt das Niveau von Minute zu Minute. Plötzlich: Ein Nippelblitzer von Ginger Wollersheim, dann wird Live-Einzugs-Kandidatin Sylvia Leifheit (nie gehört) mit ihren Bildern im "Playboy" angekündigt. Sat1 weiß offenbar, wie es läuft: Sobald 22 Uhr rum ist, muss man die Leute irgendwie bei Laune halten. Und eben weil es nach 22 Uhr ist, geht das super mit nackter Haut. Kein Wunder, dass die gute Frau Leifheit erst gefühlt kurz vor Mitternacht einzieht, und auch das nur, nachdem wir uns noch einmal intensiv ihre "Playboy"-Werke ansehen dürfen.

Inzwischen ist selbst Helena nicht mehr allzu enthusiastisch.

Bei Bullshit-Chris bin ich kurz weggenickt. Der Grund: Die Campingplatz-Atmosphäre, der absichtliche Dreck, die Enge und die Tatsache, dass jeder Bewohner nur einen Gegenstand mitnehmen darf, erinnern mich zu sehr an einen verzweifelten Versuch von Sat1, mal wieder ein "Dschungelcamp" im Sommer zu etablieren.
Meine Kraft reicht nicht mehr, um auf Zlatko zu warten. Ich versuche es morgen wieder... Da wird es bestimmt spannender. Schließlich ist dann Zlatko zu sehen und wenn ich heute etwas gelernt habe, dann ist es wohl das: Früher war alles besser – und in 20 Jahren ändert sich verdammt viel. Leider.

Das gefühlt einzige Highlight, und da sind wir uns einig: Joey Heindle.

Ja, auch der erinnert uns verdächtig ans "Dschungelcamp" – das er 2013 übrigens gewann –, und obwohl er sicher in nächster Zeit keinen Nobelpreis gewinnen wird, ist seine sonnige, naive Art doch ein Lichtblick. Ein Beispiel?

Chris: "Ich steh' auf den Booty."
Joey: "Booty? Noch nie gehört. Ich kenn' Buddha!"

Und dann, nach 23 Uhr, kommt er endlich – Zlatko. Helena erinnert sich:

Zlatko, wie er sich mit der Nagelschere die Brusthaare schneidet, Zlatko, wie er alle anderen Bewohner mit seinem ehrlichen Gequatsche nervt, Zlatko, wie er trotz Favoritenrolle ausziehen muss, weil er gegen seinen Busen-Container-Kumpel Jürgen verliert.

Ich hingegen sehe nur... einen schlecht gelaunten Mann.

War der schon 2000 so demotiviert und völlig frei von jeglichem Enthusiasmus? Bock auf "Promi Big Brother" hat er eindeutig nicht, aber zumindest die Eier, um zuzugeben, dass es ihm dabei lediglich um das Geld geht.

100.000 Euro bekommt der Sieger der diesjährigen Staffel. Anscheinend genügend Geld, um Zlatko aus der 16-jährigen Öffentlichkeits-Abstinenz zu locken. Und so dürfen wir dem gelangweilten Zlatko in den kommenden zwei Wochen wohl nun beim Langweilen zusehen...

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