Es ist Zeit für Veränderungen bei Streaming-Gigant Netflix. Jahrelang hat das Unternehmen nicht nur den Streaming-Markt dominiert, sondern auch den Film- und Serienkonsum als solchen geprägt. Vor allem bei jungen Menschen hat sich das Prinzip "Video on Demand" ("Video auf Abruf") als bevorzugte Art des Konsums durchgesetzt. Die Möglichkeit, auf Filme und Serien Zugriff zu haben, wann immer man möchte, verändert das Konsumverhalten aber auch stark.
Die endlose Suche kennt vermutlich jeder Nutzer eines Streaming-Dienstes: Stundenlang durchscrollt man die Mediathek, aber vor lauter Überangebot findet man nicht das Passende. Dem will Netflix jetzt entgegenwirken – mit einer neuen, alten Erfindung.
Überraschend hat das Unternehmen jetzt bekannt gegeben, in Frankreich einen 24-Stunden-Stream zu testen, der vor allem den Zweck hat, dem Zuschauer die Qual der Wahl abzunehmen. Woher die Idee kommt, ist klar: Es ist das Prinzip des linearen Fernsehens.
Am Donnerstag ist in mehreren Regionen in Frankreich das Streaming-Format "Netflix Direct" gestartet. Paradox an der Sache ist aber, dass Prognosen eigentlich davon ausgehen, dass die Nachfrage weg von linearem Fernsehen und hin zu "Video on Demand" geht. Was Netflix als große Neuerung testet, sieht auf den ersten Blick aus wie ein Rückschritt.
Im Laufe des Monats soll der Kanal dann im ganzen Land getestet werden. Gezeigt werden französische, europäische und internationale Inhalte, die alle aus der Netflix-Bibliothek stammen und auch auf Abruf verfügbar sind.
Der Streamingdienst selbst erklärte seine Entscheidung wie folgt: "In Frankreich ist traditionelles Fernsehen nach wie vor sehr beliebt bei Menschen, die sich einfach zurücklehnen wollen, ohne sich für eine Sendung entscheiden zu müssen." Ziel sei es, dass sich Kunden "von der Vielfalt des Netflix-Katalogs überraschen lassen" können.
Vor allem braucht Netflix aber, angesichts wachsender Konkurrenz auf dem Streaming-Markt, wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Den historischen Boom in der Corona-Krise erlebte nämlich nicht nur Netflix, sondern auch andere Wettbewerber, wie Amazon Prime oder Disney+, berichtet "Welt". Problematisch ist auch, dass der Umsatz der Plattform in der zweiten Jahreshälfte hinter den Erwartungen zurückblieb.
(vdv)