Die Spezial-Ausgabe von "Stern TV" befasste sich mit dem Hamburger Hauptbahnhof.Bild: rtl
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In einem "Stern TV"-Spezial begrüßt ausnahmsweise nicht Moderator Steffen Hallaschka die Gäste im Studio, sondern die gesamte Sendung widmet sich den Problemen rund um den Hamburger Hauptbahnhof. Das TV-Team begleitet den Weg von Obdachlosen, die im Bahnhofsviertel gestrandet sind, und gibt zugleich Einblicke in die Arbeit von sogenannten "Super-Recognizer". Diese Ermittler, meist in Zivil, haben ein fotografisches Personengedächtnis und helfen ihren Kollegen erfolgreich bei der direkten Fahndung am Bahnhof.
Obdachlose werden aus dem Bahnhof gedrängt
Das Reporterteam begleitet zunächst Polizisten auf Streife, die in Deutschland eine einmalige Regelung am Bahnhof in Hamburg durchsetzen. Obdachlose schlafen vor allem im S- und U-Bahn-Bereich des Bahnhofs, doch dafür benötigen sie einen gültigen Fahrschein oder eine sogenannte Bahnsteig-Karte. Andernfalls begehen die Wohnungslosen eine Straftat und bekommen somit eine Anzeige. Diese Regelung sorgt dafür, dass viele Obdachlose aus dem Bahnhof verdrängt werden.
Zuflucht finden viele in der Bahnhofsmission. Missionsleiter Axel Mangat sagt zu den Problemen in Hamburg: "Ein Bahnhof fasst alles zusammen, was eine Stadt ausmacht, sowohl die positiven als auch die negativen Seiten." Seit über 120 Jahren begleitet die Institution Menschen in Hamburg und versucht Menschen wieder zurück in die Gesellschaft zu bringen. So wird beispielsweise Benjamin, der an Elephantiasis leidet, einer Verdickung der Haut, bei Behördengängen begleitet und ermutigt. Der Obdachlose verdient sein Geld nicht nur auf der Straße, sondern auch via Tiktok.
Wohnungsloser Benjamin: "Klar habe ich ein Handy"
Viele, die an Benjamin vorbeigehen, fragen ihn, woher er sein Handy hat. Der Wohnungslose antwortet, dass er ja nicht als Obdachloser geboren sei. Die sozialen Medien sind auf der Straße neben der Bahnhofsmission sein einziger Zufluchtsort. Mit seinen Livestreams verdient Benjamin auch den ein oder anderen Euro. Ein stark alkoholkranker Obdachloser wird ebenfalls vom Reporterteam begleitet und während der Dreharbeiten sogar bestohlen, eine ältere Dame kauft dem Beklauten neue Schuhe.
Der Hamburger Hauptbahnhof gilt nicht umsonst als der Bahnhof mit den meisten Gewaltdelikten. "Stern TV" begleitet die Bahnhofspolizei und das Polizeikommissariat 11 im Hamburger Viertel St. Georg bei ihren heiklen Einsätzen rund um den meistfrequentierten deutschen Fernbahnhof. Ein Polizist vom Kommissariat stellt logisch fest: "Hier im Bahnhofsviertel treffen unterschiedliche Lebensvorstellungen, sogar Ideale aufeinander, da knallt es auch mal, das ist normal."
"Super-Recognizer" bei der Polizei erzielen schnelle Fahndungserfolge
Vom TV-Team wird auch ein "Super-Recognizer" begleitet, ein Ermittler, der nicht erkannt werden darf, aber selbst zugleich ein fotografisches Personengedächtnis hat. Während der Dokumentation erwischt der Ermittler gleich mehrere seit längerer Zeit flüchtige Täter, obwohl beispielsweise die Diebstähle bereits Monate zurückliegen. Ein Dieb hat eine schlafende Person am Bahnhof ohne Scham beklaut, andere Kriminelle sind mit EC-Karten-Diebstahl und folgenden Betrug straffällig geworden.
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Die Täter wiegten sich meistens mit einer Rückkehr zum Bahnhof sicher, aber wurden vom Zivilfahnder erkannt und zur Rechenschaft gezogen. Die Kriminellen zeigten sich meistens überrascht. Besonders interessant war ein Fahndungserfolg bei einem geklauten Koffer eines Geschäftsmanns. Innerhalb einer halben Stunde konnte der Täter samt Gepäck festgenommen werden, auch dank über 400 Videokameras am Hauptbahnhof und eines guten Ermittlerteams.
In Hamburg gestrandete Obdachlose fühlen sich vom Staat im Stich gelassen
Ein großes Problem am Hamburger Hauptbahnhof ist auch die hohe Alkoholisierung vieler Menschen, immer wieder kommt es zu Notarzteinsätzen, Personen liegen nicht ansprechbar in Grünanlagen neben dem Bahnhof. Manche zeigen sich aber auch aggressiv gegenüber der Polizei, obwohl sie einen Parkplatz für Menschen mit Behinderung blockieren. Die vom TV-Team begleiteten Obdachlosen sind zu keiner Zeit aggressiv, sondern angenehme Menschen, mit Träumen, aber wenig Hoffnung.
Ein obdachloses Pärchen ist am Bahnhof gestrandet und freut sich zumindest über den kostenlosen Wasserhahn bei der Bahnhofsmission, denn sonst gibt es wenig Wasserspender in der Umgebung. Auch der seit Kurzem wohnungslose Harry lebt hier nach der Trennung mit seiner Frau. Ihm geht die Obdachlosigkeit sehr nahe. Er fühlt sich vom Staat im Stich gelassen: "Ich brauch keine Panzer, sondern ich brauche Wohnraum."
Hilfe bekommen viele von Lennart Mückshoff, ein Mitarbeiter der Bahnhofsmission. Der junge Mann spricht Obdachlose immer wieder an und leistet Hilfe. Dazu bietet die Institution auch Begleitung für blinde Menschen oder anders beeinträchtigte Personen am Bahnhof an. Er kommt dabei mit verschiedenen Menschen ins Gespräch. Für ihn ist das auch ein generationsübergreifender Austausch. Er kämpft insgesamt für menschenwürdigere Bedingungen am Hamburger Hauptbahnhof.
Die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf kennen sich gut. Bei "Joko & Klaas gegen ProSieben" ist es ihnen am Dienstagabend trotzdem gelungen, sich noch ein bisschen besser kennenzulernen. Leider ging das auf Kosten von Klaas – aber der Reihe nach.