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"Maischberger": Sahra Wagenknecht relativiert Kriegsverbrechen

Sahra Wagenknecht (Linke) machte Sandra Maischberger fassungslos.
Sahra Wagenknecht (Linke) machte Sandra Maischberger fassungslos.bild: Screenshot ard
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"Maischberger": Wagenknecht relativiert Kriegsverbrechen – "Von beiden Seiten"

04.05.2022, 10:00
Dirk krampitz
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Vor einem knappen Monat hat sich Sandra Maischberger in die Osterpause verabschiedet. Nun ist sie wieder da und das ab sofort gleich zweimal pro Woche: Am Dienstag und am Mittwoch. Zum Auftakt hat sich unter anderem ein hochexplosives Damen-Streitgespräch eingeladen und einen charmanten Showmaster.

  • Sahra Wagenknecht, Die Linke (Bundestagsabgeordnete)
  • Marieluise Beck, B‘90/Die Grünen (ehem. Bundestagsabgeordnete)
  • Frank Elstner (Showmaster)
  • Waldemar Hartmann (ehem. ARD-Moderator)
  • Melanie Amann (Mitglied der "Spiegel"-Chefredaktion)
  • Mariam Lau ("Zeit"-Redakteurin)
Sandra Maischberger (re.) hat alle Hände voll zu tun, die Diskussion von Marieluise Beck und Sahra Wagenknecht zu lenken.
Sandra Maischberger (re.) hat alle Hände voll zu tun, die Diskussion von Marieluise Beck und Sahra Wagenknecht zu lenken. bild: Screenshot ard

Streitgespräch zwischen Marieluise Beck und Sahra Wagenknecht

Bei wohl kaum einem Thema sind die Deutschen so tief gespalten wie bei den Waffenlieferungen für die Ukraine. Nach einer Umfrage, die Sandra Maischberger präsentiert, sind jeweils 45 Prozent der Deutschen für und gegen die Lieferung schwerer Waffen.

Sahra Wagenknecht ist schon immer gegen Waffen. Sie findet, dass man alles daran setzen müsse, den Ukraine-Krieg mit nichtmilitärischen Mitteln zu lösen. "Das ist ein verbrecherischer Krieg, aber umso mehr müssen wir Druck ausüben, dass es eine Kompromisslösung, eine Verhandlungslösung gibt." Sie beklagt, dass es "keinen gesichtswahrenden Ausweg" für Russland gebe, auf der anderen Seite betreibe der Westen "Eskalation mit den Waffenlieferungen".

"Ich finde das so unverantwortlich, das bedeutet für die Ukraine noch mehr Opfer, noch mehr Zerstörungen, noch mehr Leid, aber es bedeutet auch für uns eine richtig massive Gefahr."
Sahra Wagenknecht

Nun ist der Wunsch nach Frieden wohl einer, den eigentlich jeder unterschreibt. Nur den Weg dorthin sehen manche anders. Für Wagenknecht scheint die Aufgabe zur Friedensbildung eher bei der Ukraine zu liegen. Dass Russland die Ukraine angegriffen hat, wirkt für sie weniger relevant. Und so fragt Maischberger, ob sie findet, dass Völkermord in der Ukraine stattfindet.

"Ich glaube, dass man auf jeden Fall sagen kann, dass furchtbare Kriegsverbrechen stattfinden", antwortet sie und schickt dann noch hinterher: "wahrscheinlich von beiden Seiten."

Nicht nur vor dem Hintergrund der Gräueltaten von Butscha ist das der Zeitpunkt, wo dann Maischberger entschieden einhakt. "Entschuldigung, wo gehen die ukrainischen Soldaten gegen russische Menschen, gegen russische Frauen und Kinder vor vor?" Wagenknecht verweist auf den Donbass, wo der Konflikt seit 2014 tobt und bis heute rund 14.000 Opfer gefordert hat. Maischberger fragt die Linken-Politikerin einigermaßen fassungslos, "ob Sie das, was in der Ukraine passiert von russischer Seite wirklich mit etwas vergleichen wollen, was von ukrainischer Seite gegen Russland passiert". Wagenknecht verweist auf ein von der New York Times verifiziertes Video, das die Erschießung russischer Soldaten durch Ukrainer zeige. "Wenn man zu dem Schluss kommt, dass dort furchtbare Dinge geschehen, muss man es beenden." Und zwar möglichst schnell, statt den Krieg mit Waffenlieferungen zu verlängern. Und mit einer Atommacht müsse man sich "irgendwie arrangieren" in Verhandlungen.

"Wenn es so einfach wäre, würden doch alle beide schon am Verhandlungstisch sitzen", bemerkt Maischberger spitz. Aber Wagenknecht hat eine Idee, die Ukraine solle, wie von Russland gefordert "neutral" sein, Deutschland und Frankreich sollten – zur Not auch über den Kopf der Ukraine hinweg – mit Russland verhandeln.

"Wenn die ukrainische Regierung das nicht will, muss sie damit auch alleine klar kommen. Dafür können wir uns doch nicht in einen atomaren Konflikt hineinziehen lassen.“
Sahra Wagenknecht

Die ehemalige Grüne Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck ist fassungslos. Sie schnappt im Streitgespräch mit Wagenknecht mehrfach nach Luft und die beiden fauchen sich gegenseitig immer wieder an, dass sie sich doch bitte aussprechen lassen. Zwar gibt Beck ihr bei der atomaren Gefahr Recht. "Natürlich ist das etwas, was man nicht vom Tisch wischen kann." Aber andererseits würde sich Putin nicht mit der Ukraine zufrieden geben, er wolle zurück zu den Zeiten des Warschauer Pakts, habe er erklärt. "Es geht um das Baltikum, es geht um Polen, es geht natürlich um Moldau und Georgien". Als Wagenknecht wieder die atomare Bedrohung anführt, fragt Beck fassungslos: "Deswegen bestimmt jetzt Putin?" und "Also sollen sich die Ukrainer doch ergeben?"

Die Journalisten Mariam Lau (Die Zeit), Melanie Amann (Spiegel) und Waldemar Hartmann (ehem. ARD-Moderator) kommentieren bei Maischberger.
Die Journalisten Mariam Lau (Die Zeit), Melanie Amann (Spiegel) und Waldemar Hartmann (ehem. ARD-Moderator) kommentieren bei Maischberger. bild: screenshot ard

Auch bei Maischbergers Kommentatoren sind der Krieg, die Waffenlieferungen und somit der Grad der Beteiligung des Westens das Hauptthema. Ex-Sportmoderator Waldemar Hartmann ist "so gespalten wie es die Bevölkerung auch ist, das ist ja kein schlechter Charakterzug". Ebenso findet Spiegel-Journalistin Melanie Amann zwar, dass es zynisch wäre zu sagen "Liebe Ukrainer, kommt allein klar", aber ganz gefahrlos sei eben auch nicht. Gerade auch, weil man Putin nicht berechnen könne. Als Maischberger fragt, ob Ex-Kanzler Gerhard Schröder noch einen Vermittlungsversuch starten solle, lehnt Amann deutlich ab und holt zu einem Tiefschlag aus: Im Porträt über Schröder aus der New York Times werde ja auch angedeutet, dass dieser dem Alkohol sehr zugeneigt sei:

"Ich weiß auch ehrlich nicht, wie es um seine geistige Zurechnungsfähigkeit bestellt ist."
Melanie Amann

Auch für Zeit-Redakteurin Mariam Lau ist Schröder endgültig raus aus dem Spiel. "Er hat sich als Staatsmann komplett selbst desavouiert."

Showmaster Frank Elstner wird mit Standing Ovations begrüßt und verabschiedet.
Showmaster Frank Elstner wird mit Standing Ovations begrüßt und verabschiedet.bild: screenshot ard

Frank Elstner rührt das Studio-Publikum

Ein versöhnlicher Schluss der ersten Dienstagssendung ist dann das Interview mit Showmaster Frank Elstner. Er wird mit Standing Ovations begrüßt. "Haben Sie Fans von mir eingeladen?" kokettiert der 80-Jährige. Wie es ihm mit der Alterszahl gehe, will Maischberger wissen. "Na furchtbar“, gibt er schmunzelnd zu.

Weil Elstner Boris Becker von mehreren Interviews und durch gemeinsame Freunde kennt, fragt Maischberger ihn zur Verurteilung des ehemaligen Tennis-Idols wegen Insolvenzbetrugs: "Was kann ihn dazu getrieben haben, so am Gesetz vorbeizuarbeiten?" Elstner hat eine interessante Theorie: "Es gibt viele Menschen, die sind steinreich und haben nichts dafür getan. Becker hat bis zum Umfallen dafür gekämpft, was er ist – vielleicht hat er nicht den nötigen Respekt vor dem Vermögen anderer Menschen. Ich wünsche ihm, dass er gut schläft und vielleicht ein bisschen früher rauskommt."

Dann geht es um Frank Elstners eigene Karriere. Sie startete 1952 mit dem Disney-Klassiker "Bambi". Denn er hat das Reh in der deutschen Synchronisation als Kind eingesprochen. Seine Mutter war der Hase Klopfer. Beide Eltern waren Schauspieler, er kam schon als Kind zum Radio, weil er als einer der wenigen in Baden-Baden Hochdeutsch sprach. "Ich war nicht unbegabt, ich hätte vielleicht auch Schauspieler werden können." Er wäre aber lieber Theaterregisseur geworden, "wenn ich nicht durchs Abitur gefallen wäre, hätte ich Theaterwissenschaft studiert". Ein Glück im Nachhinein: Er machte Karriere beim TV als einer der erfolgreichsten Show-Erfinder und TV-Moderatoren.

Vor einiger Zeit hat er öffentlich gemacht, dass er an Parkinson erkrankt ist. Es sei eine leichte Form. Elstner nennt sie scherzhaft "Parkinsönchen" und hält sie mit Sport im Zaum. Der "Wetten, dass ..?"-Erfinder will über die Öffentlichkeit über die Krankheit aufklären. "Ich habe mir vorgenommen, alles, was es an Informationen gibt, nach draußen zu bringen." Zu Hause sei das hingegen ganz anders. "Ich bin einer der größten Verdränger, die es gibt. Ich mache daraus nicht das Hauptthema in unsere Familie, aber es begleitet einen schon."

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