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"ZDF Magazin Royale": Böhmermann kritisiert Olaf Scholz wegen Cum-Ex-Skandal

Jan Böhmermann im Studio.
Moderator Jan Böhmermann nimmt sich diesmal Bundeskanzler Olaf Scholz vor.Bild: ZDF und Jens Koch
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"ZDF Magazin Royale: Böhmermann kritisiert Olaf Scholz

06.04.2024, 07:34
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Nach der Pause am Karfreitag ist das ZDF Magazin Royale wieder da. Der Hashtag der Woche ist "LeicheImKeller" und passend dazu wird Böhmermann auch gleich am Anfang ein lebloser Körper auf den Schreibtisch geknallt. "Ein ganz besonderer Gast", feixt der Moderator. "Die Leiche im Keller von Olaf Scholz." Sie ist verpackt in eine Plastikfolie, nur ein schmutziger Arm schaut raus, einmal steigen digital animierte Fliegen vom angeblichen menschlichen Kadaver auf.

"Es geht um richtig viel Geld und richtige Männer", leitet Böhmermann das Thema der Sendung ein. Es geht um den CumEx-Finanzskandal der Privatbank Warburg – mit ihrem Direktor Christian Olearius. 2016 hat es sich zugetragen. Böhmermann ordnet es zeitlich ein: Parallel dazu hatte er seinen Ärger mit dem Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Jogi Löw steckte sich die Hand in die Hose und roch danach an ihr – von den TV-Kameras festgehalten.

Jan Böhmermann kritisiert Olaf Scholz im "ZDF Magazin Royale"

"Ein Jahr des Schnüffelns", leitet Böhmermann über. Damals hat sich die Warburg Bank Steuern in dreistelliger Millionenhöhe ungerechtfertigt erstatten lassen. Oder wie Böhmermann sagt: "Die Warburg Bank hat sehr, sehr viel Geld geklaut."

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Allein für Geschäfte im Jahr 2009 sollte sie 47 Millionen Euro ans Finanzamt Hamburg zurückzahlen. Am 7. November 2016 verzichtete Hamburg dann aber auf das Geld. "Haben die nen Knick in der Sprotte?", fragt Böhmermann. Und rätselt weiter: "Welches geheime Elster-Formular hat der Bankdirektor ausgefüllt – Anlage Alpha?" Und dann wendet sich Böhmermann direkt an Olaf Scholz, der damals Bürgermeister von Hamburg war, dem Sitz der wichtigen Privatbank: "Lieber Olaf, klare Frage, klare Antwort, hast du dem Bankdirektor bei seinem Steuerproblem geholfen?"

Der Banker schwärmt von Scholz

Als Antwort wird eine Kaskade von typischen Olaf-Scholz-Ausweichantworten abgespielt. Scholz konnte sich auf Nachfragen hin zuerst nicht an Treffen erinnern, dann nur daran, dass er Olearius immer mal wieder begegnet sei, meist bei gesellschaftlichen Anlässen.

Doch die Staatsanwaltschaft hat die Tagebücher des Bankers beschlagnahmt. Olearius schwärmt darin am 7. September 2016 von Scholz: "Er lässt mich spüren, dass er frühere Treffen mit mir in Erinnerung behalten hat, hört aufmerksam unserer Schilderung zu und stellt kluge Fragen." Der Bericht über ein Treffen am 26. Oktober 2016 liest sich so: "Er fragt, hört zu, äußert keine Meinung, lässt nichts durchblicken, was er denkt, und ob und wie er zu handeln gedenkt. Ich verstehe das, will ihn auch nicht drängen und ihn in irgendeiner Weise kompromittieren."

Drei Wochen danach verzichtete das Finanzamt Hamburg auf die 47 Millionen Euro. "Könnte es sein, dass der Bankdirektor dem Bürgermeister persönlich ein überzeugendes Schriftstück in die Hand gedrückt hat?", fragt Böhmermann. Denn am 9. November 2016 schreibt Olearius nieder, was Scholz ihm am Telefon gesagt haben soll:

"Schicken sie das Schreiben ohne weitere Bemerkung an den Finanzsenator. Ich frage nichts, danke und lasse das Schreiben Tschentscher überbringen. Ich hoffe, daß sich das Abwickeln positiv deuten läßt."

Der heutige Bürgermeister Hamburgs, Peter Tschentscher, war unter Olaf Scholz noch Finanzsenator des Stadtstaats.

Acht Tage nach dem Anruf von Scholz wird in der Finanzbehörde entschieden, den Anspruch auf die 47 Millionen Euro verjähren zu lassen. "Acht Tage nach dem Anruf von Olaf Scholz lässt Hamburg 47 Millionen Euro sausen", fasst Böhmermann zusammen. Olearius schreibt später in seinem Tagebuch, dass er danach Scholz bei einer Trauerfeier über den Weg gelaufen sei. Er habe Scholz die Hand gedrückt und "Danke" gesagt.

Vorgeblich nachsichtig spielt Böhmermann einen alten Ausschnitt ein, in dem er mit Comedian Luke Mockridge zu sehen ist. Mockridge wurde von seiner Ex-Freundin Ines Anioli der Vergewaltigung bezichtigt. "Ein einziger Fehler – kann jedem mal passieren", so Böhmermann. Allerdings hätten sich Scholz und Olearius offenbar doch öfter gesehen.

"So oft wie die sich getroffen haben, fragt man sich: Warum haben die keinen Podimo-Podcast?"

"Olaf, alte Bowlingkugel, wir wollen wissen, was da los war, könntest Du nicht auch mal die Pluderhosen runterlassen", fragt Böhmermann. Doch stattdessen zeige Scholz "Salamitaktik" und dann "Emmentaler-Taktik". Also Mut zu Löchern in der Erinnerung. Ermittler finden übrigens auch Leerstellen in Scholz' E-Mailpostfach im betroffenen Zeitraum und folgern: "Das deutet auf Löschung hin."

Seit September 2023 läuft der Prozess gegen Christian Olearius vor dem Landgericht Bonn. Die Ankläger sehen den Bankchef als einen Hauptverantwortlichen für die Cum-Ex-Geschäfte im Hause Warburg. "Wie wird der Bürgermeister flöten, wenn der Bankdirektor anfängt zu singen?", fragt Böhmermann nach der Einspielung von Scholz mit einer Blockflöte in einer Schule. Vor Gericht und beim Magazin Royale gelte die Unschuldsvermutung sagt Böhmermann, und setzt dann grinsend nach: "Aber nicht in der Politik".

Böhmermanns Sendung bringt nichts Neues, aber Altes neu verpackt für alle Zuschauer, die es noch nicht wussten. Und als Erinnerung für alle anderen. Diese Sendung ist zwar kein Scoop, aber auch kein Fehlschlag.

Chilly Gonzales knöpft sich Wagner vor

Zumal am Ende dann auch noch ein besonderer Auftritt kommt. Böhmermann leitet etwas überraschend über nach Köln, wo die Sendung aufgezeichnet wird. Dort gibt es noch immer eine Richard-Wagner-Straße. Dabei hat der Komponist nicht nur seine Kompositionen, sondern auch antisemitische Schriften hinterlassen.

Dann übernimmt der kanadische Musiker Chilly Gonzales. Und er schlägt vor, die Straße in Tina-Turner-Straße umzubenennen, schließlich habe die Sängerin neun Jahre in Köln verbracht. Dann tritt er im Frack mit "F*ck Wagner" auf dem Rücken vor das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld und spielt seinen neuen Song, der mit Takten aus Wagners "Der Ritt der Walküren" beginnt. Zentrale Frage: Ob man Kunst vom Künstler trennen könne?

Gonzales findet: Künstler seien "keine guten Leute – sie sind nur Leute". Den wegen Missbrauch von Minderjährigen verurteilten R. Kelly höre er noch gern. "Doch Fans sehen nicht klar", heißt es in Gonzales' Song. Und dann zieht er erstaunliche Parallelen: "Kanye West ist the brand new Wagner." (dk)

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