Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann reißen nicht ab. Jetzt war der Fall auch Thema bei "Hart aber fair" in der ARD. Unter dem Motto "Der Fall Rammstein und die Frage: Männer, seid Ihr wirklich noch nicht weiter?" diskutierte Moderator Louis Klamroth am Montag unter anderem mit Ex-Musikmanager und Ex-"DSDS"-Juror Thomas Stein. Der sorgte mit seinen Äußerungen zu Lindemann für Empörung.
"Waren Sie schon einmal bei einem Rammstein-Konzert?", fragt Thomas Stein in der Talk-Runde und erklärt dann völlig selbstverständlich: "Wie der (Anm. der Red.: Till Lindemann) mit 60 Jahren über die Bühne rennt, da soll der plötzlich runtergehen und jemanden beglücken? Da muss er ins Museum, das ist eine Kraft, die kannst du gar nicht aufbringen."
Ihn überrasche zwar "heute gar nichts mehr", meint Stein, doch die Vorwürfe gegen Lindemann verwunderten ihn schon. Er sei doch ein "zugänglicher Zeitgenosse", verkündete der Ex-"DSDS"-Juror weiter. Er verweist auf die Unschuldsvermutung, sagt aber auch: Eine Straftat gehöre in diesem Fall bestraft, aber "etwas einfach so in den Raum zu stellen, das ist eine Riesengefahr", erklärt er. "Hier wird jemand wirklich extremst vorverurteilt", findet Stein.
Auch das Vorkommen einer "Row Zero", wie es bei Rammstein-Konzerten üblich ist, hält er für nicht ungewöhnlich. "Die gab es schon immer – bei Heino, bei Roberto Blanco und bei Rammstein", meint Stein.
Die Aussagen von Thomas Stein zu Till Lindemann sorgen auf Twitter für Entsetzen. Die Me-Too-Debatte sei "komplett an ihm vorbeigerauscht", beschwerte sich ein Twitter-User beispielsweise.
Vor allem Steins Wortwahl des "Beglückens" machte die Zuschauer:innen fassungslos.
Letztendlich waren es nicht nur Steins Aussagen, die für Kritik sorgten. Auch CDU-Kommunalpolitikerin Lisa Schäfer sorgte bei den Zuschauer:innen für Kopfschütteln. Sie betonte: "Ich wurde noch nie begrabscht." Unangenehm sei ihr allerdings, "wenn ich durch Brennpunktstraßen in größeren Städten laufe und mir junge Männer, deren Sprache ich oft nicht verstehe, Sprüche hinterherrufen. Da entsteht ein Gefühl der Unsicherheit", erklärte sie. In der Talk-Runde sorgte das für Unverständnis. Louis Klamroth fragte nach, ob sie denn kein Englisch könne.
Auf Twitter gingen die Meinungen dazu weit auseinander, während die einen Schäfer Rassismus vorwarfen, nahmen sie anderen sie in Schutz und kritisierten die Reaktionen in der Talk-Runde als überheblich. Auch das sei laut eines Users "Victim Blaming at its best".
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.