Man muss Christian Lindner vielleicht auch Respekt zollen dafür, dass er in seiner speziellen Situation an einer Spendengala teilnimmt. Am Samstagabend saß der ehemalige Finanzminister zusammen mit Ehefrau Franca Lehfeldt bei "Ein Herz für Kinder", geriet dort aber womöglich mehr ins Schwitzen als bei seinem Caren-Miosga-Auftritt am vergangenen Sonntag.
Die Hintergründe: Christian Lindner steht seit dem Ampel-Bruch vor einem Monat unter besonderer Beobachtung. Verschiedene Recherchen legen nahe, dass er und seine Partei, die FDP, den Bruch der Koalition orchestriert und die im kommenden Jahr anstehenden Neuwahlen bewusst provoziert haben.
Dass sich Lindner nun ohne Not erneut ins Scheinwerferlicht begibt, kann natürlich auch Kalkül sein. Die FDP kämpft bei den Neuwahlen ebenfalls um eine Regierungsbeteiligung.
Dass der Spendenabend im ZDF plötzlich politisch wurde, lag daher natürlich an dem besonderen Kontext, aber auch an der zusätzlichen Anwesenheit von Markus Söder (CSU) und Friedrich Merz (CDU) sowie zwei angriffslustig aufgelegten Comedians.
Im ZDF spielte sich eine Art Mini-TV-Duell ab, das nur gewinnen konnte, wer eben gerade nicht den Eindruck erweckte, bei einem Spendenabend Wahlkampf zu machen und sich über besonders hohe Beiträge Wähler:innen-Sympathien erkaufen zu wollen. Denn bei "Ein Herz für Kinder" soll es ja gerade nicht um persönliche Eitelkeiten oder Parteibelange gehen, sondern, na ja, um Kinder.
Gleichzeitig ist jede Sekunde TV-Aufmerksamkeit im Wahlkampf natürlich Gold wert. Und knauserig dastehen will man dann halt auch nicht.
Mit diesen Widersprüchen spielten die Comedians Ralf Schmitz und Hazel Brugger lustvoll, wie dieser Ausschnitt zeigt.
So musste sich Markus Söder von Ralf Schmitz wegen seiner Spende von 2000 Euro als "ein bisschen knickrig" bezeichnen lassen. Friedrich Merz wollte es kurz darauf besser machen und bot (nach einer etwas komplizierten Rechnung) immerhin knapp 4000 Euro, erwartete dafür aber eine etwas euphorischere Reaktion von Schmitz.
Dann Auftritt Hazel Brugger, die Schmitz ab- und Merz erlöste und sich Christian Lindner vorknöpfte. "Ich brauche noch jemanden, der mir hilft, der gut ist im Dinge beenden ..." Sie dreht sich zu Christian Lindner: "Ach, Herr Lindner, was machen Sie denn hier?!". Die erste Frage nach dem vorstellbaren Spendenbetrag parierte der derzeit beschäftigungslose Politiker noch mit Bravour: "Sie kennen ja meine berufliche Situation."
Brugger ließ allerdings nicht nach und schoss hinterher: "Aber sie konnten ja mal wohl ganz gut mit Geld umgehen". Nach Lindners Me-Too-Witz (Brugger hatte Lindners Ehefrau versehentlich mit dem Mikrofon gestoßen) tauschten Brugger und Schmitz verstohlene Blicke aus, wie nach dem Flachwitz eines Schulrektors bei einer Abschlussrede.
In die Ecke gedrängt, ließ sich der sichtlich angespannte Lindner immerhin wohl zu 8000 Euro breitschlagen, womit er zumindest dieses Duell gewann. Dennoch dürften Lindner, Merz und Söder allesamt froh gewesen sein, als Schmitz und Brugger von ihnen abließen und das etwas andere Triell beendet war.