In der jüngsten Ausgabe der ARD-Talkshow "Hart aber fair" diskutierte Moderator Frank Plasberg mit seinen Gästen über den Lockdown, mögliche Öffnungen und Strategien für diese. Zu Gast war unter anderem Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte. Er gilt seit Beginn der Pandemie als beharrlicher Mahner und wird dafür immer wieder angefeindet. Diesmal ging ihn insbesondere Plasberg hart an.
Mit Ausnahme von Lauterbach waren sich die Gäste in dessen Runde einig: Es sollte langsame Öffnungen geben. Auch Lauterbach präsentierte ein Konzept zur Öffnung: In Schulen und Betrieben sollen die Menschen regelmäßig getestet werden, anschließend dürfen negativ getestete Menschen am Tag ihres Tests mit einem Nachweis darüber in den dann geöffneten Geschäften einkaufen.
Dann ging es um den Corona-Impfstoff von Astrazeneca, über den in den letzten Wochen bereits viel diskutiert wurde. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte ihn erstmal nur für Personen unter 65 empfohlen, da für ältere Menschen zu wenig Daten vorlagen. Damit war die Stiko von der Einschätzung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA abgewichen, die zuvor eine Zulassung ohne Altersbeschränkung empfohlen hatte. Der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, kündigte jetzt im ZDF an, den Impfstoff schon bald auch für ältere Menschen empfehlen zu wollen.
Plasberg spielte ein Video von Thomas Mertens ab, in dem dieser den Ablauf mit "dumm gelaufen" kommentierte. Die Redaktion von "Hart aber fair" hatte die Kommission vor der Sendung nach einem Zeitplan gefragt, jedoch keine Antwort bekommen. Frank Plasberg platze dann der Kragen: "Können wir uns die Ruhe leisten, die dieser Mann ausstrahlt?"
Seinen Ärger bekam insbesondere der anwesende Karl Lauterbach ab. "Gibt es irgendjemanden, der Herrn Mertens mal Beine machen kann?", fragte Plasberg Lauterbach. Lauterbach versuchte zu vermitteln und den Sachverhalt zu erklären, aber Plasberg fiel ihm immer wieder ins Wort.
Lauterbach erklärte zunächst, dass er die Entscheidung, Astrazeneca nur bis 65 zu empfehlen, schon damals für falsch hielt. Doch weiter kam er gar nicht. "Herr Lauterbach, kann denn jeder in diesem Land Sand ins Getriebe schütten, wenn er die Kompetenz dazu hat?", fragte Plasberg sichtbar wütend. "Herr Lauterbach, manchmal muss man aus der Vergangenheit lernen", schimpfte der ARD-Mann weiter und kritisierte, dass die Stiko die Altersbeschränkung "gegebenenfalls unter Umständen" ändern wolle. "Was macht die Politik, was machen Sie als Fachmann und Politiker?", grillte er den SPD-Politiker und fiel ihm selbst bei seiner Antwort dazu wieder nach wenigen Sekunden ins Wort.
Lauterbach ertrug das zwar ruhig, aber viele Zuschauer empfanden Plasbergs Auftritt als "unerträglich".
Auf Twitter kritisierten sie den Moderator und machten sich Sorgen um Lauterbach. "Mache mir Sorgen um #Lauterbach, gerade nach solchen aggressiven und fast verächtlichen Moderationen wie von #Plasberg. Er wird für viele langsam zu Mr. #Lockdown – und damit zur Zielscheibe von Hass. Nicht erst seit Lübcke wissen wir, wohin das führen kann. #hartaberfair", schrieb ein Nutzer.
"Unglaublich, wie #Plasberg Herrn #Lauterbach die Schuld dafür gibt, dass die Stiko #AstraZeneca noch nicht für 65+ freigegeben hat", schreibt ein weiterer.
Ein anderer kritisierte: "Was läuft bei #HartAberFair heute eigentlich schief? Frank #Plasberg nimmt @Karl_Lauterbach ins Verhör, Interview kann man das nicht mehr nennen, während er Michael Busch von #Thalia wie einen Messias umschwärmt. Die Nähe von Thalia zu #AttilaHildmann haben wir nicht vergessen."
Die ARD selbst teilte auf Anfrage von watson mit: "Ein zugespitzter Moderationsstil ist Teil des Sendungskonzepts, das sich ja schon im Titel ausdrückt: "Hart, aber fair". Der Moderator hat aber zu jeder Zeit fair gefragt. Weder Herr Plasberg und die Redaktion noch der Sender sehen hier Rechtfertigungsbedarf."
(pas)