Bereits in der Sendung von Sonntag war Pascal Kappés nicht existente Vaterrolle ein großes Thema. Auch beim Publikum fiel der 31-Jährige deswegen durch, auch an Tag 2 der "Ich bin nur der Erzeuger"-Beichte sind die Gemüter diesbezüglich erregt. Vielleicht, weil er sich seiner falschen Haltung im Inneren doch bewusst ist, vielleicht aus Berechnung, ob zu erwartender Sendeminuten, jedenfalls entschied Kappés auch an diesem Tag, dass Thema ohne Not anzuschneiden.
Er berichtete von seinem eigenen Aufwachsen ohne Vater. "Wenn man so seinen Hero verliert, das tut weh", bat er um Verständnis. Keine Frage, selbstverständlich ist der Tod eines Elternteils traumatisch und prägt in jedem Fall das weitere Leben. Aber während der Ex-"Mister Saarland" darüber nachdenkt, was es für sein Leben bedeutet, ohne Vater aufzuwachsen, kommt ihm offenbar trotzdem nicht in den Sinn, dass es für seinen eigenen Sohn ähnlich sein könnte. Dabei ist der nur einen Besuch oder einen Telefonanruf entfernt.
Apropos Anrufe, davon bekam Pascal Kappés nicht genügend. Nach Bekanntgabe seiner Nominierung für den Auszug, schien er sich zu erinnern, dass Tränen eigentlich immer gut ziehen. Blöd nur, dass aus seinen trockenen Augen nichts fließen wollte. Sein Alternativplan: Heulgeräusche imitieren. Moderatorin Marlene Lufen empfing ihn außerhalb der Containermauern dann mit den Worten, er solle nicht traurig sein: "Auch für dich haben viele angerufen, nur nicht so viele." Ach Marlene, schöner und subtiler wurde selten gedisst.
Außer vielleicht, als sie versuchte, Eko Fresh als Kandidat für die Sendung zu gewinnen. Wie der Mann sich da raus wand, das war schon auch gut. Aber zunächst mal Kritik am Gesamtkonzept der Show: Vermutlich klaut Sat.1 gerade Ideen aus anderen Live-TV-Shows zusammen, denn, das können wir Zuschauenden bestätigen, drei Stunden Live-Sendung können schon lang sein. Vor allem dann, wenn die Insassen der TV--Überwachungsshow so wenig Input liefern.
Und so werden nun Hängebrücken und Stern-Sammel-Spiele gespielt, wichtig ist auch, dass der Moderator am Ende noch mal genau die Sterne nachzählt. Die dienen aber nicht wie bei "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" als Essensgeld, sie wurden nur für den Effekt gesammelt. Irgendwie lame, aber so ist das meistens mit nachgemachten Dingen.
Kurzes Aufhorchen also bei der Ankündigung eines Rappers. Es gab auch Musik und wirklich ein irritierendes Interview, bei dem man sich wünschte, es würde stattdessen einfach fünf Minuten ein Testbild eingeblendet – inklusive dieses pfeifenden Tons, den es früher gab, um anzuzeigen, ja, da kommt jetzt wirklich gar nichts im Fernsehen. Alles besser, als Dialogen wie dem in der Sendung beizuwohnen, als Eko Fresh auf die Frage nach einem möglichen Einzug anfing zu erzählen, dass er ja schon bei der ersten Sendung "Promi Big Brother" dabei gewesen sei – als Showact. Und überhaupt: Hey, voll geil, endlich mal wieder live vor Publikum zu spielen. "Ja, das haben wir alle vermisst", erwiderte Lufen.
Was viele allerdings nicht vermisst haben: den Sex-Talk. Den immer und immer wiederkehrenden Sex-Talk. Es nervt einfach so sehr, aber immerhin gibt es neue Erkenntnisse über Dannys Motivation. Der Mann fragt naiver, als jeder unaufgeklärte Teenager es tun würde. Der Grund: Er will nicht weniger, als Sex enttabuisieren. Weil wir es ja eh alle tun und man müsste da einfach mehr drüber reden. Das ewige Klischee der verklemmten Deutschen.
Kommt vermutlich auf die persönliche Sozialisation an, aber über Sex reden oder darum zu betteln, mal operierte Brüste anzufassen, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Genau das wünschte sich Danny aber. "Ich hab noch nie gemachte Möpse angefasst", hechelte er. "Und das wirst du auch nicht tun", konterte Ina. Schuss, Treffer, versenkt.
Leider begannen dann alle sich in der Raumstation befindlichen Frauen damit, sich gegenseitig die Brüste zu kneten und Grammzahlen der gemachten Brüste zu evaluieren.
Gott, Trash-TV hatte einen weiteren Tiefpunkt erreicht, in dem Moment als Pascal, einem wild gewordenen Affen nicht unähnlich, ob dieser Bilder aufgeregt auf und ab hüpfte und laut "jaaaaaa" brüllte. Es braucht nicht viel, um das schlichte Gemüt der Männer zu erregen. Darüber wird tatsächlich zu wenig gesprochen, aber das ist dann wohl für Danny auch kein Lieblingsthema.
"Big Brother" wollte den Raumis etwas Gutes tun, als er Payton vor ihrem ersten Einkauf daran erinnerte, sie möge doch vielleicht etwas mit Vitaminen kaufen. "Wurst und Schokocreme sind gesund", schien die 21-Jährige gedacht zu haben, denn wie immer landeten diese Produkte im Einkaufskorb. Und Nudeln und Toastbrot. Vermutlich wird demnächst wieder Astronautennahrung ausgegeben, einfach um den Körpern der Kandidaten mal eine Pause zu gönnen.
Gönnen ist auch ein gutes Stichwort, Danny empfand Inas Hinweis, der permanente Sex-Talk würde sie stören, als falsch. Und setzte zu einer Rede an, deren Inhalt ich hier nicht wiedergeben kann – zu plump. Es war einfach überhaupt nicht klar, warum der Mann sich so angegriffen fühlte, ob eines vollkommen berechtigten Hinweises einer Frau, dass es ihr unangenehm ist, immer dieses Gelaber zu hören.
In einer idealen Welt ohne Locker-Room-Witzchen, hätte Danny gesagt: Ja, hast recht, Entschuldigung. Aber da leben wir nicht und deswegen brüllt er die Fußballgattin nieder bis sie weint. Um wenig später zu erklären, "wenn Ina keine verheiratete Frau wäre und keine Kiddies" hätte, dann wäre sie genau sein Fall. Das wird die sicher freuen, wo sie sich doch, weil die Boys ihre übergriffigen Gespräche nicht einstellen wollen, immer die Ohren zuhalten muss.
So geht das nämlich mit dem Frauenverstehen und der Gleichberechtigung lieber Danny, lass dir da bloß nichts anderes einreden.
Es bleibt festzuhalten: Früher war mehr Lametta. Die Promis bieten momentan nicht genug "Futter" für eine dreistündige Live-Sendung, die mit Spielen und Nominierungen in die Länge gezogen wird. Und fest steht auch: Die Raumis können weder singen noch rappen. Das, was Sat.1 als vermeintlich lustig-begabten Einspieler da präsentierte, möchte man nie, nie, nie wieder sehen.