Carolin Kebekus, Teil des Rateteams bei der zweiten Folge von "The Masked Singer", kannte sie alle. Also zumindest der Stimme nach. Also in der Theorie. "Ich kenne diese Stimme …", kam es von ihr im Prinzip nach jeder Performance. Da geht's den Menschen wie den Leuten – beim Mitraten zu Hause kennt man irgendwie auch alle und keinen.
Gut, die wenigsten haben so viele Insiderinformationen wie Ruth Moschner vorgibt zu beinahe jedem deutschen Promi zu besitzen. Mathieu Carrière hat, laut Moschner, angeblich mal irgendwann beim Schachwettberwerb in New York den zweiten Platz belegt, Oliver Kalkofe würde durch die Nase atmen. Nun, wer tut das nicht ab und zu mal, soll ja gesund sein. Aber natürlich lassen sich derartige Wahrheiten gut als Hinweis zu den sowieso sehr kryptischen Indizien zusammenbasteln.
Eigentlich wissen wir alle, dass diese Indizien totaler Käse sind, wie spätestens bei der Auflösung bei "Red" direkt im Anschluss an "The Masked Singer" deutlich wird. Oft genug können die Promis die Hinweise aus dem Film dann selbst nur noch mit Mühe und Not zusammenphantasieren, aber hey, Hauptsache Ruth Moschner konnte während der Sendungen ein paar Promi-Namen droppen. Immerhin wurde auch keine ihrer Behauptungen je einem nachträglichen Faktencheck unterzogen.
Carolin Kebekus hingegen hätte sich für das Kostüm der Black Mamba durchaus eine solche Tatsachenüberprüfung gewünscht. "Ist eine Mamba nicht eher eine Würgeschlange?", fragte sie nach dem Einspieler über die Black Mamba.
Diese Diskussion wurde leider im Keim erstickt, dabei hätte man bei der Gelegenheit vielleicht auch noch mal darüber sprechen können, dass sich vermutlich ausnahmslos alle Kinder unter einer Zahnfee nicht unbedingt einen Zahn mit Flügeln vorstellen, sondern eher was Elfiges, so ganz ohne Zahnbezug.
Aber nun gut, die Zahnfee wurde eh zum Wackelzahn des Abends, sie musste um ihr Weiterkommen fürchten. Gleiches galt für die Pfeife, No Name und Waltraut das Walross. Auch wenn natürlich die Zuschauer:innen über die JoynMe-App abstimmen, es war ein bisschen erwartbar, dass No Name nicht rausfliegen würde, immerhin versprach Moderator Matthias Opdenhövel dem Roboter, dass er in der nächsten Sendung "getauft" werden würde und präsentierte aus über 36.000 Einsendungen die Top 5 der Namen, über die nun ebenfalls wieder abgestimmt werden darf. Auf diesen Programmpunkt um "The Masked Singer" in die Länge zu ziehen, möchte man sicher nur ungern am nächsten Samstag verzichten.
Und so kam es dann auch, Waltraut musste die Maske absetzen. Kleiner Einwurf am Rande: Dass es sich bei "The Masked Singer" um eine Dauerwerbesendung handelt, ist sicher jedem bewusst. Warum nun aber ausgerechnet beim Walross im "Wal-Markt" das Aldi-Logo eingeblendet wurde, das ist wohl Product Placement der besonders teuren Art. Erinnert ein wenig an "Denn sie wissen nicht, was passiert" und dem Chips-Debakel vor ein paar Wochen. Zumal dann in der echten Werbeunterbrechung – Überraschung, Überraschung – ebenfalls Werbung für besagten Discounter lief.
Zurück zum Walross. Das Rateteam war tatsächlich ratlos, wollte sich mit Tipps wie Tina Ruland (Eko Fresh), Sandra Maischberger (Ruth Moschner), Beatrice Richter (Ruth Moschner) und Iris Berben (Carolin Kebekus) möglichst breit aufstellen. "Darf man auch sagen: Ich hab keine Ahnung?", fragte Carolin Kebekus und gab zu, vollkommen ahnungslos zu sein. Dem virtuellen Rateteam in der App ging es ähnlich, die meisten vermuteten Evelyn Burdecki unter dem Kostüm, oder Janine Kunze, Shirin David oder Franziska Traub.
Ruth Moschner und Carolin Kebekus vermuteten beide, dass es "ganz schlimm" für sie werden würde, "wahnsinnig peinlich", weil sie, zu Recht, vermuteten, die Person unter der Maske sehr gut zu kennen. Matthias Opdenhövel bestätigte diese Vermutung schon vor der Enthüllung. Unter der Maske von Walross Waltraut verbarg sich … Jutta Speidel.
Die war tatsächlich ein wenig geknickt, dass ihr Weg schon zu Ende war. Sie hätte, sagte sie, "Liebeslieder einstudiert" und beim Vortragen auch Opti "angesungen". Der war davon sehr angetan und versprach sich bis zum Finale eine Möglichkeit zu überlegen, um diesen Traum für sich und die Zuschauer:innen wahr werden zu lassen.
Nicht ganz so traumhaft dürfte für viele das permanente Geklatsche im Publikum sein. Wir Deutsche gelten ja allgemein als sehr mitklatsch- und schunkelfreudig, aber dieses Verhalten erwartet man eigentlich eher vom "ZDF-Fernsehgarten" und weniger bei "The Masked Singer". Allerdings drehte das Publikum hier ordentlich auf und klatschte teilweise so laut mit, dass der Gesang dabei etwas unterging. Dass Carolin Kebekus da überhaupt Stimmen erkennen konnte, war manchmal überraschend.
Die Gesangstalente sind in dieser Ausgabe eher dünn gesät, vieles wird dafür versucht mit Storytelling und Show wettzumachen. Das muss man tatsächlich mögen, auch, weil es die Show künstlich verlängert und das eigentlich nicht nötig ist. Zwei Stunden "The Masked Singer" sind ein netter Samstagabend Spaß, bei den über drei Stunden andauernden Live-Sendungen wird der Ärger über die vielen Werbeunterbrechungen aber einfach größer.
Und, es mutet auch etwas unfair an, dass einige Charaktere wie No Name, der Werwolf, der Maulwurf oder "Goldi" sehr in den Vordergrund rücken, während die anderen wie die Zahnfee, Waltraut, die Pfeife oder Black Mamba etwas in Vergessenheit geraten. So wurde eben auch Waltraut, die außerhalb ihres Auftritts nicht in die Moderationen eingebunden war, rausgewählt.
Zugegeben, der Gesang war wirklich nicht der beste, aber das kann man von vielen anderen an diesem Abend auch nicht behaupten. Weil das Rateteam aber die ganze Zeit über "Goldi" und seine Verweigerung niedlich zu sein, kreischte, und der Werwolf mit seinem "Ausbrechen" und trotz der (vermeintlichen?) Abwesenheit dauerpräsent war, erinnern sich die Leute auch mehr an diese Charaktere.
Und ohne das Genderfass aufmachen zu wollen, dass nach zwei Sendungen schon zwei Frauen rausgeflogen sind und nur noch eine weibliche Stimme überhaupt im Rennen ist, ist irgendwie auch bedauernswert. Die Männer bei "The Masked Singer" können nicht besser singen, sie machen einfach mehr Show. Und das generiert Aufmerksamkeit und bewahrt vor der Rauswahl. Höchste Zeit für die Zahnfee nächste Woche mal Zähne zu zeigen und mit den Flügeln zu wackeln. Was die Männer können, kann sie doch schon lange.