Das Entlastungspaket, die Politik der FDP und die aktuelle Lage in der Ukraine thematisiert Markus Lanz am Donnerstag mit seinen Gästen. Beim Ukraine-Krieg und den Faktoren für die Entstehung dieses Krieges unterscheidet sich insbesondere die Haltung von Politikerin Sahra Wagenknecht zu der der anderen eingeladenen Gäste. Im Studio anwesend:
Die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht berichtet empört von Mineralölkonzernen, die sich an der Krise bereichern würden und in kürzester Zeit Unmengen an Milliarden erwirtschaftet hätten. Lanz ist zu diesem Zeitpunkt noch mit ihr im Einklang und fragt beim FDP-Bundestagsabgeordneten Johannes Vogel nach genaueren Informationen zu den Maßnahmen gegen die gestiegenen Preise nach. Das Entlastungspaket sei auf dem Weg und die Preise an der Tankzapfsäule sollen "deutlich unter 2 Euro fallen".
Beim Thema Entlastungspaket macht Moderator Lanz seine Fassungslosigkeit über die Ausschließung der Rentner deutlich. Vogel kann sich nur schwer dazu äußern und betont, dass man die Arbeitnehmer entlasten würde und Rentner seien keine Arbeitnehmer. "Rentner haben schon gearbeitet", kontert Lanz. Daraufhin räumt Vogel diesen Fehler ein und berichtet, dass man das im Bundestag noch genauer prüfen würde
Der aktuelle Vernichtungskrieg gegen die Ukraine wird aufgegriffen und insbesondere der Standpunkt von Wagenknecht gerät in den Fokus. Sie ist der Überzeugung, dass die Ukraine den Krieg mit der vermeintlichen Nähe zum Westen "provoziert" hat und nennt diesen einen "geopolitischen Konflikt zwischen Russland und der USA". Mehrmals stützt sie die These, dass die USA ein Interesse an dem Krieg hätte. Entsetzen macht sich im Studio breit.
Paul Ronzheimer meldet sich zu Wort, der seine Fassungslosigkeit durch ständiges Kopfschütteln zeigt, wenn Wagenknecht spricht. Dieser ist bereits seit Langem als Kriegsreporter in der Ukraine unterwegs und berichtet von Leichen an Straßenrändern und täglichen Kriegsverbrechen von russischen Soldaten. Damit diese Verbrechen aufhören können, solle man sich an den Verhandlungstisch setzen und einen Weg für ein Kriegsende finden, so Wagenknecht.
Wiederholt wirft Wagenknecht der ukrainischen Regierung fehlende Verhandlungsbereitschaft vor. Man hätte sich in Istanbul, wo die Friedensverhandlungen stattfanden, vermutlich einigen können, erläutert Wagenknecht überzeugt. Johannes Vogel unterbricht sie in dieser Thematik mehrmals und bezichtigt ihrer Partei der "Putin-Propaganda": "Frau Wagenknechts Welt ist ja immer recht einfach: Putin gut, Amerika böse."
Das sei absurd und Vogel befände sich mit seinen Anschuldigungen vom Niveau unterhalb der Oberfläche: "Wenn Sie schon unsere Sachen lesen, dann lesen Sie auch richtig", so Wagenknecht. Sie verdeutlicht den anwesenden Gästen, dass sie den Krieg verbrecherisch findet. Dennoch verbreitet sie russische Narrative: Szenarien, in denen sich die Ukraine für das Kriegsende beugen könne.
"Wäre es gut, wenn Putin sich aus der Krim und der Ostukraine zurückzieht?", fragt Moderator Lanz bei Wagenknecht nach. Eine Frage, die ihr persönliches Empfinden herauskristallisieren soll. Eine Antwort erhält Lanz nicht. Stattdessen spricht sie wiederholt davon, dass diese Situation höchst unrealistisch sei und somit nicht eintreten werde. Außerdem vertritt sie die Meinung, dass der Westen ein hohes Interesse an der Fortführung des Krieges habe.
Das würde die Verhandlungen erschweren. Die Europa-Expertin Daniela Schwarzer dementiert diese These sofort: "Die Amerikaner und die Briten haben überhaupt kein Interesse daran." Allein die Amerikaner hätten bereits 24 Millionen Dollar an die Ukraine geschickt, der Krieg koste sie sehr viel.
Die Annäherung an den Westen und die Diskussion um den Nato-Beitritt der Ukraine sei, unter anderem, ein Kriegsgrund. Hier wird von Wagenknecht das russische Narrativ bedient: Die Ukrainer hätten ihren desaströsen Kriegszustand verhindern können und der Westen habe Putin gereizt. "Das ist doch das, was ich meine, wenn ich von Russland-Propaganda spreche", so Lanz. Er könne in ihren Aussagen "unterschwellige Vorwürfe" an die Ukraine und den Westen raushören. Sie wehrt sich gegen diese Vorwürfe, denn es sei ihrerseits kein Interesse vorhanden, eine Russland-Nähe zu schaffen und nennt die russische Regierung "korrupten Oligarchen-Kapitalismus".
Die möglichen Nato-Beitritte von Schweden und Finnland stuft sie als "völlig unnötige Eskalation des Konflikts" ein. Das würde die Lage an der Außengrenze zu Russland stark verschärfen. Überhaupt sei die Nato ein Instrument amerikanischer Interessen. Bestürzt und entgeistert schaut Lanz zu Paul Ronzheimer rüber und fragt ihn nach einem Einwand. Dieser reagiert ebenso perplex und sagt, dass er "fassungslos zuhöre".
Schlussendlich rät der Kriegsreporter Frau Wagenknecht, mit ihm an die Kriegsfront zu gehen und mit den ukrainischen Soldaten zu sprechen. Die könnten ihr ausführlich erzählen, was die russischen Soldaten tagtäglich tun.