Wochenlang hat der Bundeskanzler mit der Entscheidung gezögert, bis er entschloss, auch Deutschland werde schwere Waffen an die Ukraine liefern. FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert Olaf Scholz bis heute für sein Zögern und Zaudern.
Linken-Politiker Gregor Gysi hingegen ist bis heute gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Bei "Maybrit Illner" zog er mit dieser Meinung die Kritik der anderen Gäste auf sich.
Besonders die ukrainische Fotografin und Autorin Yevgenia Belorusets fuhr bei der Rechtfertigung des Linken-Politikers Gysi aus der Haut. Keine Waffen an die Ukraine zu liefern käme laut Belorusets einer Legitimation der Gewalt in der Ukraine gleich.
Das waren die Gäste bei "Maybrit Illner" am 19. Mai:
Zu Beginn der Sendung verbreitete zunächst Militärexperte Gustav Gressel Optimismus mit Blick auf die Lage im Ukraine-Krieg. "Die Ukraine kann den Krieg gewinnen", zeigte sich der Experte vom European Council on Foreign Relations (ECFR) sicher.
Je nachdem, welchen Zeithorizont man anlege und wie sich die Personalsituation in der russischen Armee entwickle, sei es für die Ukraine gar möglich, die Krim und den Donbass zurückzuerobern. Gustav Gressel prophezeite in diesem Zusammenhang jedoch auch:
Eine Generalmobilmachung durch Wladimir Putin hielt Gustav Gressel aufgrund des innenpolitisch hohen Risikos für unwahrscheinlich.
Bundeskanzler Scholz hat am Donnerstag in einem Interview noch einmal das Ziel fast aller westlicher Länder erklärt: Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen. Darüber sind sich mittlerweile alle westlichen Politikerinnen und Politiker einig – jedoch nicht unbedingt über die Frage, wie dies geschehen soll.
Linken-Politiker Gregor Gysi sprach sich bei "Maybrit Illner" wiederholt gegen die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine aus, zumindest aus Deutschland.
"Wir haben eine andere Geschichte als die anderen Länder. Die anderen Länder können es gerne machen", erklärte Gysi. Deutschland dürfe im Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg nie wieder Gewinn an Kriegen machen.
"Meine Auffassung ist durch meine Zeit geprägt", rechtfertigte der außenpolitischer Sprecher der Linke-Fraktion im Bundestag seine Meinung. Nach seiner Geburt im Jahr 1948 sei Gysi besonders von den Folgen des Zweiten Weltkriegs geprägt. Statt schweren Waffen zu liefern solle Deutschland laut Gysi humanitäre Hilfe leisten.
Der ukrainischen Fotografin und Autorin Yevgenia Belorusets machten die Worte des Linken-Politikers Sorgen. Nachvollziehbar aufgebracht argumentierte sie: "In dieser Situation, wo mein Land Schritt für Schritt durch eine absolut zynische, aggressive kraft zerstört wird, über humanitäre Hilfe zu sprechen, ist, wie zu sagen, diese Zerstörungen sind OK für uns, wir gewöhnen uns langsam an die schlechten Nachrichten, wir lassen es zu, dass die Menschen täglich sterben und wir werden lediglich ein paar Arzneien bringen für die Leidenden."
Die ukrainischen Menschen und Geflüchteten seien dankbar für jede Hilfe. Die bedeute jedoch nicht, dass man mit Geschichte rechtfertigen könne, was heute passiere. Belorusets stellte klar:
Recht bekam sie in dieser Haltung auch von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. In totaler Opposition zur Haltung Gregor Gysis erklärte die Vorsitzende des Bundesverteidigungsausschusses: "Ich interpretiere Geschichte in Verantwortung für das, was die Generationen vor uns dort angerichtet haben." Gerade die Geschichte Deutschlands verpflichte das Land zur Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen im Krieg gegen die Ukraine.