Vor drei Jahren gab Linda Zervakis ihren Posten als Tagesschau-Sprecherin auf. Kurz darauf wurde bekannt, dass künftig der Privatsender ProSieben auf das Gesicht der Moderatorin setzen wird. Zervakis erhielt die wöchentliche Sendung "Zervakis & Opdenhövel. Live.", die sie zusammen mit dem Matthias Opdenhövel betreute.
Das Infotainment-Format stellte die Weichen für Zervakis' Weg bei ProSieben. Die Moderatorin sollte mit ihrer seriösen Ausstrahlung für ernstere Inhalte bei dem Sender stehen.
Und die erreichen naturgemäß weniger Zuschauer:innen als die nächste "Wer stielt mir die Show?"-Staffel. Dennoch hat sich ProSieben von der Personalie Linda Zervakis vermutlich etwas mehr erhofft. Nach über drei Jahren und zwei Formaten steht nun jedenfalls eine bittere Bilanz.
ProSieben stellte "Zervakis & Opdenhövel. Live." im vergangenen Dezember ein, die Quoten hatten von Beginn nicht überzeugt. Der Sender bewies dennoch Ausdauer und Geduld mit seinem Vorhaben: Ganze 77 Folgen "Zervakis & Opdenhövel. Live." gibt es.
Senderchef Hannes Hiller sprach später von einer "sehr schmerzhafte[n] Entscheidung, nicht weiterzumachen." Folgerichtig erhielt Linda Zervakis eine zweite Chance. "Wir werden in Zukunft versuchen, mehr Reportagen unter dem Label 'ProSieben THEMA.' in der Primetime zu senden."
Eine dieser "THEMA"-Reportagen erstellte Linda Zervakis. Am Dienstagabend lief die Doku mit dem Titel "Kann KI die Demokratie retten?" zur besten Sendezeit – aber wieder mit einem ernüchternden Ergebnis.
Wie "DWDL" berichtet, erreichte Zervakis "THEMA"-Reportage ab 20.15 Uhr insgesamt nur 0,27 Millionen Menschen, womit die Sendung auch unter die Tiefpunkte von "Zervakis & Opdenhövel. Live." fiel. Noch schmerzhafter ist der Vergleich mit dem "Jenke. Report".
Die "Jenke. Report"-Wiederholung wurde nach der Zervakis-Sendung ausgestrahlt, kam auf dem ungünstigeren Sendeplatz aber auf ein leicht besseres Ergebnis: 0,28 Millionen Zuschauer:innen. Zervakis muss sich nicht mit "The Masked Singer" und "TV total" messen, der Vergleich mit den ähnlich gearteten Reportagen von Jenke von Wilmsdorff ist aber zulässig. Wenngleich die Filme des Journalisten bei ProSieben besser etabliert sind.
Dass ProSieben nach diesen Zahlen härtere Konsequenzen in Betracht zieht, ist wohl unwahrscheinlich. Linda Zervakis' Engagement war von Beginn an ein Prestige-Projekt für den Sender. Dennoch könnte ProSieben Teile der inhaltlichen Strategie überdenken, um auch seinen informativen Inhalten mehr Reichweite zu verschaffen.