"Ich liebe es, wenn Gründer Probleme lösen, die sie selber haben": Es ist ein Satz, der nüchtern klingt, aber der doch von ganz viel Erfahrung spricht, wenn es darum geht, Produkte zum Erfolg zu führen. Wenn Ralf Dümmel Begeisterung zeigt, kann man sich freuen. Vor allem, wenn man, wie Johannes Baumgart aus Geratal und Valentin Steudte aus Suhl, gerade mal 19 Jahre alt ist.
Die beiden Schüler am berühmten Sportgymnasium in Oberhof in Thüringen, wo ganz viel Top-Athleten ausgebildet werden, haben mit "NextFolder" ein Start-up am Laufen, dessen Grundidee auf einen Einfall von zwei 15-Jährigen zurückgeht. So lange beschäftigen sich die beiden Sportler schon mit einem Problem, das ihnen lange keine Ruhe gelassen hat.
Weil sie bei der Gründung noch minderjährig waren, musste sogar ein enges Familienmitglied aushelfen. Bisherige Eignerin von "NextFolder" war Valentins Großmutter. "Meine Oma hat bis jetzt 100 Prozent der Anteile, aber wird diese natürlich jeweils 50/50 auf uns überschreiben", sagte er leicht errötend auf Nachfrage. Kein Grund, sich zu genieren. Ganz im Gegenteil!
Was die Jungs entwickelt haben und mit Bastelei an einem 3D-Drucker kurz vor die Marktreife geführt haben, trifft wirklich einen Nerv – zumindest bei Schülern. Es geht bei "NextFolder" um in wesentlichen Details radikal verbesserte Ringbuch-Folder. "Wir denken Ordner neu. Die alten Modelle wurden von Erwachsenen für Kinder und Jugendliche gemacht", sagte Johannes stolz. "'NextFolder' ist ein Produkt von Schülern für Schüler:innen."
Bei ihren Heftern verhindern deutlich kleinere Ringe, die zudem noch aus weichem Material gefertigt sind, dass die Schreibhand in eine schmerzhafte Position gezwungen wird, wenn man eine Seite im Ringbuch beschreibt. Üblicherweise behindern Metallringe die Hand-Haltung. Nun schreibt es sich entspannter. Und man muss eine Seite nicht immer mühsam aus der Halterung lösen, nur um sich Notizen zu machen.
"Wir haben die starren Metallringe durch flexible Kunststoffringe ersetzt", erklärte Johannes das Prinzip. "Legt man nun den Arm zum Schreiben an, biegen sich die Kunststoffringe einfach und machen Platz", erläuterte Johannes. Außerdem entwickelten sie eine nachhaltige Lösung mit einzeln nachkaufbaren Bestandteilen der Folder. Und die sehen auch noch gut aus und überzeugen mit einem poppigen Design. "Sehr stylish!", meinte dann auch Nils Glagau lobend.
Tatsächlich häufte sich das Lob für die beiden ehrgeizigen, aber grundsympathischen Thüringer rasch. Vor allem Carsten Maschmeyer wirkte sehr angetan. "Oberstes Regal, die Jungs", lobte der Star-Investor aus München Valentin und Johannes. Als "sensationell" bezeichnete er ihren souverän vorgetragenen Pitch, bei dem beide Gründer bestens vorbereitet und komplett ausgeschlafen wirkten. "Ich finde das imposant", jubelte Maschmeyer. "Ihr habt auf alles eine Antwort." Auch die Mit-"Löwen" sahen das so. "Ihr kommt hier rein, als ob Ihr schon 100 Mal gepitcht habt", staunte Dagmar Wöhrl über die "NextFolder"-Gründer.
Was ebenfalls überzeugte, war die Firmenbewertung: Mit einem Investitionswunsch in Höhe von 80.000 Euro für 30 Prozent am noch sehr jungen Unternehmen blieben die Gymnasiasten auf dem Teppich. Kein Wunder, dass "Mister Regal" voller Begeisterung zuschlug. "Wir gehen die Reise zusammen", sagte Ralf Dümmel nach dem Zuschlag. Er löste die liebe Oma ab, bedankte sich vor laufender Kamera bei ihr aber sehr artig. Feiner Stil!
Was den jungen Sportlern gelang, klappte für die ebenfalls sympathischen, aber in ihrer Pitch-Präsentation weitaus nervöser wirkenden Gründer des kleinen Streetfood-Start-ups "MangoMates" aus Berlin noch nicht. Die Firma steht für "Spaghetti" aus Mangos. Die schmeckten den "Löwen" zwar lecker, Geld lockermachen wollte aber kein Investor. Ebenfalls ohne Deal musste die Kölbl-Familie aus der Nähe von Zürich abziehen. Für ihre KI-gesteuerten Katzenklappe "KittyFlap" fand sich kein Interessent.
Einen Zuschlag gab es dann zwar das Unternehmen "Mémoire Cosmetics". Allerdings dauerte das recht lang, weil das Produkt recht erklärungsbedürftig war. Vorgestellt wurde eine innovative Hautpflegeserie für Babys und ihre Mütter, erstellt tatsächlich aus der eigenen individuellen Muttermilch (!). Nils Glagau ging das Wagnis ein.
Echten Jubel löste dann aber noch einmal ein sympathisches Team aus, das wirklich die Welt verbessern könnte: Das "Löwen"-Trio aus Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Carsten Maschmeyer kaufte sich für den sehr stolzen Preis von gemeinsam einer Million Euro bei "Trivida" ein. Dahinter steckt ein in drei Segmente teilbares Rad, das das Ein- und Aussteigen für Rollstuhlfahrer sicherer und bequemer machen soll.
Die zweifache Olympiasiegerin und 17-fache Bahnrad-Weltmeisterin Kristina Vogel, die einst bei einem Trainingsunfall schwer verunglückte und nun querschnittsgelähmt ist, machte sich als Markenbotschafterin für "Trivida" stark. Man wünscht ihr und vielen weiteren Betroffenen, dass das tolle Ding endlich ins Rollen kommt!