In die Top 10 bei "Germany's next Topmodel" hat es Johanna nicht geschafft, sie musste kurz nach dem langersehnten Einzug in die Modelvilla in Los Angeles die Show verlassen. Für Johanna war die Zeit bei "GNTM" extrem besonders. Das lag sicher auch daran, dass sie in dieser Staffel das einzige Curvy Model war und es dadurch auch nicht immer leicht hatte. Dass Diversity in der Modewelt noch immer nicht überall angekommen ist, wurde ihr in manchen Situationen auf nicht gerade nette Art bewusst gemacht.
"Wenn man nicht so krass, krass, krass selbstbewusst ist, dann ist es schon hart, wenn man als einziges Curvy Model dasteht und alle wirklich dünn sind", berichtete sie nun in einem Video auf Youtube. Ihr Selbstbewusstsein habe sich während ihrer Zeit bei "GNTM" sogar teilweise zurückentwickelt, wie sie sagt. Das habe vor allem mit der Folge zu tun gehabt, in der die Kandidatinnen von einem Casting zum nächsten gehen mussten – darunter fielen auch einige Laufstegjobs auf der Berliner Fashion Week.
"Dann kam halt diese Fashion-Week-Woche und bis dahin war alles gut. Und da sind dann ein paar Dinge passiert, über die ich mir sehr viele Gedanken gemacht habe. Und das hat mich schon etwas zurückgeworfen", verriet sie im Video auf dem Kanal der "It-Girl Agenten".
Auch die Produktion war an manchen Geschehnissen nicht ganz unschuldig. "Das erste war dieser Produktionsfehler, der noch in L.A. passiert ist, bei dem Got2B-Casting. Wo es halt leider passiert ist, dass wir uns die Klamotten zusammenstellen sollten und es gar nichts in meiner Größe gab", berichtete Johanna.
Alle Kleidungsstücke seien in Größe 34 bis maximal 38 gewesen und damit für sie absolut unpassend. Sie kritisierte diesen erniedrigenden Moment:
Man habe sie von Produktionsseite immer wieder vertröstet und sie warten lassen. Aber letztendlich habe Johanna das Casting dann in ihren normalen Anziehsachen durchziehen müssen. "Mit seinen eigenen langen Klamotten dazustehen und einen Festival-Look verkörpern zu müssen, ist schon schwer gewesen", stellte sie klar.
Watson fragte bei ProSieben nach, was an Johannas Aussage dran ist. Gab es tatsächlich kein Outfit in ihrer Größe? Der Sender weist diese Darstellung von sich. "GNTM"-Sprecherin Tina Land sagte dazu: "Für jedes Mädchen gab es natürlich Kleidung in den entsprechenden Größen."
Allerdings war das nicht die einzige Situation, die Johanna zu schaffen machte. In Berlin wurde es ebenfalls nicht besser. Direkt vom ersten Designer bekam sie eine deutliche Absage. "Für mich persönlich war es frustrierend zum Casting zu gehen und direkt gesagt zu bekommen, wir haben nichts in deiner Größe, du kannst direkt wieder gehen."
In das negative Feedback habe sie sich total reingesteigert. Heute sagt sie, würde sie anders reagieren und über den Dingen stehen. "Aber ich habe mir halt viel erhofft", gestand die Ex-"GNTM"-Kandidatin in dem Interview. Dann direkt so etwas erleben zu müssen, sei einfach frustrierend gewesen.
An sich sei ihr klar gewesen, dass bei der Fashion Week vor allem dünne Models gebucht werden. Nicht alle Designer seien so vorbildlich, dass sie auf Diversity setzen. Aber am Ende habe sie einfach gedacht, "okay, das ist in der Sendung, ich glaub, die werden schon dafür sorgen, dass es für jeden etwas geben könnte. Aber das war am Ende nicht der Fall".
Trotz dieser negativen Erlebnisse hat Johanna kein Problem mit ihrer Figur, habe diese durch die Sendung auch nicht hinterfragt:
Das einzige, womit sie in dem Fall ein Problem gehabt hätte, sei die fehlende Fairness gewesen. Trotz ihrer Erfahrungen hat sie für sich die Fashion Week noch nicht abgehakt. Sie würde bei einem neuen Versuch jedoch einiges anders machen. Nun würde sie sich vorab über die Designer und deren Mode informieren und nur zu den Castings gehen, bei denen sicher ist, dass sie auch in die Kleidung passt – bei "GNTM" war das natürlich nicht möglich. "Dann kann ich mir sowas wie bei der Fashion Week in Berlin einfach auch sparen", resümierte sie.
Auch wenn Johanna bei "GNTM" nicht mehr dabei ist, im Netz hat sie viele Fans, von denen sie deutlichen Zuspruch bekommt. Das ist nicht bei allen Kandidaten so. Johannas einstige Konkurrentin Lijana hingegen musste zwischenzeitlich ihre Kommentarfunktion in den sozialen Netzwerken ausschalten, da die Hassbotschaften überhand nahmen.
Ihre Darstellung im TV, das permanente in den Vordergrund drängen und dass sie vor der Kamera auch nicht immer nur freundlich über ihre Konkurrentinnen redet, kommt bei den Zuschauern nicht gut an. Da hat sogar Johanna Mitleid, obwohl sie am Set nicht besonders viel Zeit mit ihr verbracht hat – und ebenfalls zu Lijanas Lästeropfer wurde.
Dass viele, vor allem junge Zuschauer, so extrem schlimme Dinge im Netz über andere schreiben, mache sie extrem betroffen. "Wenn das meine Kinder wären... Ich würde mich schämen, wenn ich wüsste, dass mein Kind sowas ins Internet setzt", ärgerte sie sich.
Ihr Mitleid mit Lijana sei jedoch mittlerweile etwas der Enttäuschung gewichen. Denn als sie mitbekommen habe, wie durch die TV-Ausstrahlung im Netz ein Shitstorm nach dem nächsten gegen ihre einstige Mitstreiterin entbrannt ist, habe sie sogar bei ihr angerufen, um ihr zu signalisieren, dass sie zu ihr steht. Aber nur eine Woche später habe sie dann im TV gesehen, wie Lijana auch über sie herzog. Dass Lijana das Telefonat nicht genutzt habe, um sie vorzuwarnen, nimmt sie ihr übel. Auch nach der Ausstrahlung kam von ihr keine Reaktion mehr. "Ich glaube auch nicht, dass sie sich jemals bei mir oder Maribel für irgendwelche Aussagen, die sie da tätigt, entschuldigen wird", zeigte sich Johanna etwas resigniert.
Böse sei sie Lijana dennoch nicht, sie fände es nur schade, dass man so über andere sprechen muss.
(jei)