Seit knapp zwei Jahren moderiert Sebastian Pufpaff "TV total". Er übernahm die Comedy-Sendung von Stefan Raab, der seine Karriere vor der Kamera 2015 beendete. Anfangs erhielt Pufpaff für seine Leistung viel Lob. Sein teilweise provokativer Humor stieß später aber vermehrt auf Kritik.
In einem neuen Interview verteidigt der Moderator den kontroversen Stil der ProSieben-Show. Er spricht über sein Verständnis von Humor und was ihn mit Stefan Raab verbindet.
Vor seiner Zeit bei ProSieben arbeitete Pufpaff unter anderem für die "heute-show" im ZDF, außerdem gelang ihm während der Corona-Pandemie ein Überraschungserfolg mit dem täglichen Kabarett-Format "Noch nicht Schicht!".
Als Kabarettist hat sich Pufpaff aber nie gesehen. Im Interview mit "DWDL" sagt er: "Ich bezeichne mich lieber als Humorfacharbeiter. Gerne auch als Komiker, weil ich Lacher produzieren will und nicht, um moralischen Kompass zu spielen".
Den Eindruck vermittelt Pufpaff in seinen Sendungen auch nicht. Und er gibt zu, dass sich sein Publikum durch den Wechsel zu "TV total" verändert hat. Oder eher: dass er nun andere Menschen erreicht. "Bei 3sat konnte ich problemlos zum Bäcker. Es waren eher Weinproben, bei denen ich mal angesprochen wurde."
Wenn Leute auf ihn zukommen und wissen wollen, wann er mit "dem Scheiß endlich aufhöre", antwortet er:
Aus dieser Haltung kann dann auch mal ein Shitstorm entstehen, wie wenige Wochen nach Pufpaffs Antritt bei "TV total". Der Moderator hatte in einer Sendung die "schärfste Biene im neuen Bundestag" gesucht. Der Moderator wehrte sich in der Show präventiv gegen Sexismus-Vorwürfe mit den Worten: "Vorsicht, das ist nicht sexistisch, was wir machen, das ist Service".
Auch der Sender hatte sich schützend vor die Show gestellt. Grundsätzlich habe "TV total" das gemacht, "was Satire machen muss."
Dieses eher provokative Verständnis von Humor und Entertainment steht ganz in der Tradition von Stefan Raab. Der Erfinder von "TV total" hatte während seiner Zeit bei der Sendung für mehrere Skandale gesorgt. Über Shitstorms macht sich Pufpaff eigenen Angaben zufolge aber keine Gedanken:
Pufpaff und sein Team seien mit "TV total angetreten, um den Humor zurückzubringen. Wir müssen alle wieder lernen, mehr über uns selbst zu lachen. Wie furchtbar ernst sich die Menschheit nimmt, ist ja anstrengend."
Krawallhumor ohne Rücksicht auf Verluste – wenn "TV total" so wahrgenommen wird, dann ist das ganz nach Pufpaffs Geschmack, deutet er an:
"TV total" wird laut Pufpaff also auch in Zukunft nach dem Humor-Prinzip agieren: Niemand ist sicher. "Und bevor jemand sich beschwert, dass ein Witz soundso-phob sei oder einen Ismus bedient, ziehen wir uns danach einfach gnadenlos selbst durch den Kakao", erklärt er.