Nach Skandal um Moderator: ARD denkt bei Traditionssendung "ttt" um
Stillstand ist keine Option, erst recht nicht im Kulturbereich. Bei der ARD steht die traditionsreiche Sendung "ttt – titel, thesen, temperamente" vor einem Neustart. Neben einer neuen Moderatorin oder einem neuen Moderator plant der Senderverbund inhaltlich frische Impulse.
Die ursprüngliche Verpflichtung von Journalist Thilo Mischke scheiterte Anfang des Jahres öffentlichkeitswirksam. Doch nun will man die Marke breiter und zukunftsfähiger aufstellen.
"ttt": Ersatz für Thilo Mischke gesucht
Laut MDR-Kulturchefin Jana Cebulla laufen aktuell intensive Gespräche zur Besetzung der zweiten Moderationsrolle an der Seite von Siham El-Maimouni. Nach eigenen Angaben hat die ARD "große Resonanz" auf den internen Casting-Aufruf erhalten.
Auch Redaktionen der sechs beteiligten Rundfunkanstalten – BR, HR, MDR, NDR, WDR und RBB – seien aktiv auf Personalsuche gegangen. Ziel ist eine finale Entscheidung im ersten Halbjahr 2026. Die neue Person soll nach der Sommerpause eingesetzt werden, heißt es bei "DWDL".
Der Auswahlprozess wurde nach den Turbulenzen rund um Mischke angepasst. Früher lag der Fokus auf digitaler Reichweite, heute zählt laut Cebulla vor allem kulturelle Kompetenz und Debattenfähigkeit.
Um eine konsensuelle Lösung zu garantieren, wird die Entscheidung von allen beteiligten Redaktionen gemeinsam getroffen. Jede hat ein Veto-Recht.
Skandal um Thilo Mischke: Das ist passiert
Zur Erinnerung: Ende 2024 kündigte die ARD Thilo Mischke als neuen "ttt"-Moderator an. Kurz darauf entbrannte eine Debatte, ausgelöst von mehreren Journalistinnen, die Mischke sexistische Aussagen in Büchern, Kolumnen und Podcasts vorwarfen.
Kritisiert wurde unter anderem sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" sowie eine Podcast-Äußerung von 2019, in der er Vergewaltigungsmythen reproduziert haben soll. Mischke erklärte später, die Zitate seien aus dem Kontext gerissen.
Trotz wachsender Kritik hielt die ARD zunächst an ihm fest, sah sich jedoch nach einem offenen Brief von über 100 Kulturschaffenden unter Druck. Am 4. Januar 2025 nahm der Sender die Personalie zurück.
Ohne Mischke: "ttt" wird in der ARD ausgebaut
Die ARD arbeitet derzeit auch an neuen Formaten unter der "ttt"-Marke. Noch dieses Jahr startet mit "ttt Talk" ein weiteres Gesprächsformat. In der Auftaktfolge trifft Siham El-Maimouni am 2. Dezember im Bauhaus Dessau auf Kulturstaatsminister Wolfram Weimer.
Themen wie KI in der Kunst, Gender-Debatten und öffentlich-rechtlicher Rundfunk stehen im Fokus. Die Sendung läuft am 7. Dezember nach "ttt" im Ersten. Ergänzt wird sie durch Inhalte auf Social Media und in der ARD Audiothek.
Für 2026 ist außerdem eine Reportage-Reihe geplant, die sich gesellschaftlich relevanten Kulturthemen widmen soll. Neben den "ttt"-Redaktionen wird erstmals auch der SWR an der Produktion beteiligt sein.
Eine juristische Auseinandersetzung mit Thilo Mischke ist aktuell nicht zu erwarten. Laut Cebulla sind "alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt".
