Das vergangene Wochenende gab vielen Menschen in der Ukraine erstmals seit langer Zeit viel Hoffnung. Die ukrainische Armee drängte die russische Armee im Donbas zurück, unter anderem mit einem Angriff auf Charkiw.
Wie geht es im Ukraine-Konflikt nun weiter? Die Ukraine fordert weitere Waffenlieferungen, um die russische Armee in Schach halten zu können. Bisher weigert sich die deutsche Regierung, unter anderem Schützen- und Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Sandra Maischberger diskutiert neben dem Krieg und der Energiekrise auch den Tod der Queen und die daraus folgende Zeitenwende für die britische Monarchie.
Diese Gäste waren im Studio:
Mal wieder wird gestritten, ob weitere Waffenlieferungen ein richtiges Mittel sind oder nicht. Die Bundesregierung zögert aktuell mit der Auslieferung von Kampfpanzern. Schauspieler Walter Sittler spricht zu Beginn von einer "Verpflichtung zum Helfen" und davon, dass die Ukraine ihre Gebiete zurückbekommen muss, vorher sei kein diplomatisches Zugehen auf Russland möglich. Bundeskanzler Olaf Scholz hat erstmals seit Mai mit Putin telefoniert, um diplomatische Lösungen auszuloten.
Ob der militärische Schlag vom Wochenende nun ein Wendepunkt für den Krieg ist? Das sehen insbesondere die beiden geladenen Journalist:innen skeptisch. Speziell Hannah Bethke will nochmal klarstellen, dass diejenigen, die Waffenlieferungen kritisch gegenüberstehen, nicht gleich Putin-Versteher sind.
Sittler plädiert für weitere Waffenlieferungen, auch wenn er sich bewusst ist, dass auf beiden Seiten weiterhin viele Menschen sterben werden. Bethke versteht, dass es Argumente für weitere schwere Waffen gibt, doch stellt in den Raum, dass es die Gefahr einer totalen Eskalation gibt:
Hinter dem vom Maischberger erneut angesprochenen Telefonat von Olaf Scholz mit Putin sieht "Zeit"-Journalistin Bethke Kalkül, doch Waffen zu liefern. Der Kanzler hat Diplomatie versucht, es sollte nicht sein. Wir schicken noch mehr Waffen.
Neben dem potentiellen Wendepunkt im Ukraine-Konflikt thematisiert Maischberger die Rücktritts-Forderungen an Putin in Russland. Stephan Stuchlik ordnet diese Forderungen so ein, dass diese vom verbliebenen Rest der Opposition Russlands kommen. Putin genießt vom Großteil der Bevölkerung weiterhin volle Unterstützung, wie die letzte Regionalwahl zeigt.
Schauspieler Sittler hinterfragt den demokratischen Ablauf dieser Wahlen und ist sich unsicher, ob Putin wirklich so viel Unterstützung genießt. Stuchlik entgegnet, dass es auch in Russland noch Umfragen von unabhängigen Instituten gebe und diese zeigen, dass es in der Landbevölkerung noch viel Zuspruch gibt.
Erstmals kommt Maischberger mit ihren Gästen Melynk und Masala ins Gespräch und fragt den scheidenden Botschafter, wie er auf das vergangene Wochenende blickt. Melnyk äußert sich nur kurz angebunden, man wolle die Situation nutzen. Masala ordnet im Anschluss ein, dass die Ukraine einen militärischen Erfolg erreicht hat, ob es ein Wendepunkt wird, wird sich aber noch zeigen. Wichtig ist aus der Sicht des Militärexperten, ob es der russischen Armee gelingt, eine erneute Verteidigungslinie aufzubauen.
Es werden Bilder von verlassenen russischen Panzern gezeigt, Masala spricht von einer klaren Flucht, die Truppen sind ausgelaugt, es fand kein geordneter Rückzug statt. Der Professor für internationale Politik ordnet dazu ein, wie die ukrainische Armee die russischen Truppen überlistet hat. Melnyk greift das auf und hofft, dass das den Ukrainern auch in Zukunft gelingt.
Der Botschafter betont dazu noch die aktuell gut laufende Koordinierung zischen den Verbündeten und der Ukraine und hofft auf bald noch bessere Zusammenarbeit: "Wir sind ja nicht in der Nato... noch nicht in der Nato."
Maischberger hakt bei Masala nochmal nach bezüglich der Diskussion, ob Deutschland nun Kriegspartei sei. Laut russischem Botschafter sei eine rote Linie überschritten. Der Militärexperte widerspricht dem. Solange Deutschland keine Soldaten in die Ukraine schicke, seien wir keine Kriegspartei in der völkerrechtlichen Ordnung
Beide Gäste sind sich sicher, dass der Einsatz von Atomwaffen sehr unwahrscheinlich ist, obwohl Putin innenpolitisch unter Druck gerät. Masala ist überzeugt davon, dass Staaten wie China oder Indien sich dann von Russland abwenden würden und Russland in völliger Isolation landen würde. Der Preis ist zu hoch. Auch Melnyk sieht die Wahrscheinlichkeit bei fast Null. Er spricht eher von der größten Waffe Putins: der Angstmache.
Masala ergänzt zu der vorherigen Diskussion um Kampfpanzer, dass die Ukraine diese Lieferungen braucht, damit die russische Verteidigungslinie nicht erneut aufgebaut werden kann. Zudem widerspricht er scharf der "Zeit"-Journalistin. Die Argumente dazu seien ausgetauscht:
Melnyk, der sich in der Vergangenheit auch gerne mal recht undiplomatisch geäußert hat, zeigt sich bei Maischberger schließlich selbstkritisch: "Man muss für seine Fehler gerade stehen." Weiter erklärt er: "Deutschland ist, egal wie kritisch man gegenüber der Regierung ist, unser wichtigster Verbündeter in Europa. Wenn es um die EU und die Nato geht, müssen wir die Deutschen gewinnen. Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er das besser macht als ich."
Seine teils sehr harten Aussagen bezeichnet er im Nachhinein als "Hilferufe", und ergänzt: "Ich hoffe, dass die Deutschen Nachsicht haben, wenn ich weg bin."
Die Moderatorin widmet sich wieder Ihren Kommentatoren. Friedrich Merz kritisiert in einem kurzen Clip die Regierung und nennt sie die schwächste Regierung der Bundesrepublik. Alle Diskutierenden sehen die Behauptung als überspitzt und überzogen an. Insbesondere Stuchlik betont, dass ein CDU-Politiker nach 16 Jahren Merkel etwas selbstreflektierter kommunizieren könnte.
Die Journalistin Betheke lässt sich zu der Bemerkung hinreißen, dass die Kritik an zu wenig Entlastungen eine typisch deutsche Jammerpolitik sei. Sittler widerspricht dem hart und spricht davon, dass viele Menschen sich trotz 40 Stunden Arbeit nicht mehr viel leisten können und auch reiche Menschen gefragt sind zu helfen, denn "Eigentum verpflichtet". Darauf folgt ein "Sozialismus-Vorwurf" von der "Zeit"-Redakteurin.
Zum Abschluss der Sendung äußert sich noch der sichtlich berührte Politikwissenschaftler Glees zum Tod der Queen. Die "englische Mutter der Nation" wird dem Vereinigten Königreich fehlen und stirbt in einer kritischen Phase, so der Brite. Er sieht eine sehr düstere Zukunft für sein Land. "Ich bin kein Botschafter von meinem Land, ich brauche nicht zu lügen, die Zukunft von Großbritannien ist trübe." Unter anderem sieht er Konflikte aufflammen zwischen dem politischen King Charles III. und der konservativen neuen Premierministerin Liz Truss.