Der Frage der Schulen und Kinder wurde in der Corona-Pandemie von politischer Seite zumindest theoretisch immer höchste Priorität eingeräumt. Laut Virologin Dr. Jana Schroeder wurde das Infektionsgeschehen bei Kindern viel zu lange nicht ernst genommen. Schulpolitik in Corona-Zeiten – das war das Hauptthema an diesem Mittwochabend bei "Markus Lanz".
Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) kritisierte die langen Schulschließungen in Deutschland. Selbst Teil der Schulpolitik, stand Ties Rabe bei den anderen Gästen und auch bei Moderator Lanz wenig später jedoch selbst in der Kritik.
Das waren die Gäste bei "Markus Lanz" am 2. Juni 2021:
"Es war wirklich Zeit" – Ties Rabe (SPD) freute sich über die Wiederaufnahme des Vollunterrichts in Hamburg. Wenn es nach ihm gegangen wäre, so Rabe, wären die Schulen in der Corona-Pandemie weniger geschlossen gewesen. Der Schulpolitiker urteilte:
Moderator Markus Lanz stellte verwundert fest: Als Schulsenator stand Ties Rabe doch selbst in der Verantwortung. Schließlich sei Schulpolitik doch Ländersache. Nach eigener Aussage haute es den Moderator fast um, zu hören, dass der SPD-Politiker die Schulen in Hamburg geschlossen gehalten habe, ohne dass es seine persönliche Überzeugung gewesen sei.
Auf die Frage, wer es ihm denn verboten habe, die Schulen offen zu lassen, reagierte Ties Rabe zwar nicht direkt. Jedoch gab er zu: "Wir haben Schulen geschlossen, weil es in der Schulpolitik Bündnispartner braucht."
Virologin Dr. Jana Schroeder machte deutlich: Es gehe nicht um die Frage "Schule auf oder Schule zu", sondern darum, wie man Schule sicher gestalten könne – und in diesem Bereich hätten die verantwortlichen Politiker versagt.
Als die Virologin das Thema Luftfilter in Schulen als noch immer fehlenden und wichtigen Bestandteil der Pandemie-Bekämpfung aufbrachte, entbrannte sich ausgerechnet an diesem Thema die Diskussion. Während Dr. Jana Schroeder die Geräte für essentiell hielt, zweifelte SPD-Politiker Ties Rabe an deren Wirksamkeit.
Zahlreiche Expertenmeinungen hätten im vergangenen Jahr ein einheitliches Bild der Skepsis über Luftfilter abgegeben und zu einer Empfehlung beim Umweltbundesamt geführt: "Lüftungsfilter nur im Ausnahmefall." Diese Empfehlung könne man laut Ties Rabe noch heute beim Bundesbildungsministerium nachlesen.
Rabe kritisierte die Stimmen in der Runde:
In Hamburg, so gab Schulsenator Rabe außerdem zu, gebe es aus diesem Grund gerade einmal zehn bis zwanzig solcher Luftfilter. Hier setze man auf das Lüften der Klassenräume.
Mit Verweis auf vollbesetzte Flugzeuge in Pandemie-Zeiten, in denen nicht gelüftet werden könne, frage Markus Lanz provokant nach: "Offensichtlich funktionieren diese Filter – warum sollen die an einer Hamburger Schule nicht funktionieren?" Außerdem, so Lanz, seien gerade erst vom Bildungsministerium Gelder für eben diese Luftfilter frei gemacht worden.
Doch auch dafür hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) eine Theorie: Dies liege allein am Medienrummel. Er erklärte: "Dann, wenn die Diskussion plötzlich in den Medien hochschwappt, dann fällt plötzlich ein, wir können doch Luftgeräte kaufen."
Ähnlich wie Ties Rabe wiederholte auch Virologin Dr. Jana Schroeder ihre Argumente in der Sendung. Sie verwies erneut darauf, dass Luftfilter nur einer und dennoch ein wichtiger Bestandteil in der Pandemie-Bekämpfung seien.
Auf den Punkt brachte es schließlich eine in der Runde, die die erste Hälfte der Sendung überhaupt nicht zu Wort kam: die junge Politikerin Diana Kinnert (CDU). Scharf kritisierte sie Ties Rabe mit den Worten:
Dass Diana Kinnert damit recht haben könnte zeigt schon dies: Politker und Moderatoren reden und streiten rund eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie in der Schulpolitik noch immer einen Großteil einer Talkshow über die Anzahl von Luftfiltern in Hamburger Schulen – und wenig über ganzheitliche und nachhaltige Konzepte in Schulen, die Kinder und Jugendliche gegebenenfalls besser durch eine weitere Welle der Pandemie bringen könnten.