Deutschland ächzt unter der Energiekrise und Inflation. Gleichzeitig gibt es einen Fachkräftemangel und immer weniger junge Menschen, was natürlich Auswirkungen auf das Rentensystem und vermutlich auch das Renteneintrittsalter haben wird. Bei Markus Lanz drehte sich deshalb am Mittwochabend alles um die aktuellen wirtschaftlichen Probleme und die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Sozialsysteme.
Das waren die Gäste bei Markus Lanz am 31. August 2022:
Als erstes erteilte Talkmaster Lanz Arbeitsminister Heil das Wort. Dieser beschwor direkt den Ernst der Lage, verwies auf den Krieg in der Ukraine und betonte, dass die aktuelle Krise deutlich schwieriger zu handhaben sei als die Coronakrise. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Putin dieses Land wirtschaftlich und sozial spaltet", erklärte Heil.
Deshalb kündigte der Politiker weitere Entlastungsmaßnahmen an. "Nicht mit der Gießkanne, sondern sehr gezielt für die Menschen, die es brauchen", sagte er. Wie gewohnt versuchte Lanz direkt mal für ein wenig Zoff zu sorgen und sprach Heil auf die Kritik an Wirtschaftsminister Robert Habeck aus den Reihen der Ampel-Koalition an, unter anderem von SPD-Chef Lars Klingbeil.
Journalist Michael Bröcker legte direkt nach und bezeichnete die gerade beendete Klausurtagung der Ampelkoalition in Meseberg als "Therapiesitzung". Es sei die "Zeit der Entscheidungen und nicht der Nickligkeiten", wich Heil aus und verwies darauf, dass die Regierung mit der größten Krise zu kämpfen und deshalb keine Zeit für Streitereien habe.
"Dann erst recht diese Frage: Warum diese Pöbelei?", stichelte Lanz weiter. "Darf ich einmal antworten, bevor Sie mich unterbrechen?", entgegnete Heil: "Das war aus meiner Sicht nicht das Richtige, auch im Ton. Aber ich habe so viel im Krisenmanagement zu tun und um die Ohren, dass ich zu so etwas nicht komme." Später schickte Heil ein Lob für Habeck hinterher: "Der Robert macht einen richtig guten Job."
Ansonsten verlief die Talkshow weitgehend friedlich. Es wurde viel gefachsimpelt, schließlich waren Wirtschaftsexperten unter sich. Monika Schnitzer erklärte die Preisentwicklung auf dem Strommarkt, die kalte Progression, die Schuldenbremse und die Gasumlage. "Man will jetzt schon die Leute dazu bringen, dass sie weniger Gas verbrauchen. Zusätzlich will man das Geld verwenden, damit ein Unternehmen wie Uniper nicht pleite geht", erklärte die Wirtschaftsweise. Da noch nicht alle Gasverträge an die aktuellen Marktpreise angepasst seien, nehme die Gasumlage diese Preisentwicklung vorweg.
Somit ist die Gasumlage auch ein Sparsignal an die Bevölkerung? Das dürften Menschen, die schon jetzt Probleme haben, ihre Rechnungen zu zahlen, nicht gerne hören. Journalist Bröcker brachte dafür wenig Verständnis auf. "Ich bin da bei Herr Bröcker, dieses Signal ist doch längst gesetzt", pflichtete Lanz bei.
Aber so ist es nun mal. Wir leben in schwierigen Zeiten, die weitere Entwicklung in der weltweiten Politik ist kaum absehbar, so lautete das Mantra des Abends. "Wir sind in einer Situation, wo wir als Land ärmer geworden sind", sagte Schnitzer, im kommenden Jahr würden die Bürger weniger Geld, zum Beispiel für Urlaub, zur Verfügung haben.
Immerhin hatte Sozialminister Heil eine gute Nachricht von der Klausurtagung in Meseberg mitgebracht. "Neben der Preisentwicklung gibt es ja die große Sorge, ob wir überhaupt genug Gas in diesem Winter haben", sagte Heil, und ergänzte:
Zwar gebe es noch Unsicherheiten, beispielsweise bei der Frage, wie kalt der Winter werde, aber es gebe eine gute Chance auf einen Winter ohne Gasknappheit. Die besonders in den sozialen Netzwerken immer wieder geäußerten Sorgen wegen kalter Duschen und unbeheizten Wohnungen könnten sich also als unbegründet herausstellen.
Unabhängig von den durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine verursachten wirtschaftlichen Turbulenzen steht Deutschland in den kommenden Jahren vor gesellschaftlichen Problemen. Es gibt immer mehr ältere Menschen, dazu kommt der Fachkräftemangel. "Sieben Millionen Menschen werden in den nächsten Jahren fehlen, wenn alles so bleibt", sagte Monika Schnitzer.
Längere Arbeitszeiten könnten eine Lösung sein, Zuwanderung ebenso. Oder ein höheres Renteneintrittsalter. Vielleicht auch freiwillig, wie es beispielsweise in Japan gehandhabt wird. "Viele alte Menschen wollen gerne mehr arbeiten", sagte Michael Bröcker, dann musste Markus Lanz die Diskussion mit Verweis auf die Sendezeit unterbrechen. "Wir sind in jeder Hinsicht am Ende", erklärte der Talkmaster. "Das Land ist nicht am Ende. Und Sie noch lange nicht, Herr Lanz. Sie machen weiter und Deutschland auch, trotz aller Schwierigkeiten", sicherte sich Hubertus Heil mit einem Augenzwinkern das Schlusswort.