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"Lanz": Genervter Gast gerät wegen Scholz in Bedrängnis – "unfassbar peinlich"

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Michael Roth musste bei "Lanz" unter anderem das Schweigen von Kanzler Scholz verteidigen.bild: zdf screenshot
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"Markus Lanz": Michael Roth muss Scholz verteidigen – und gerät in Bedrängnis

24.08.2022, 06:2805.01.2023, 11:25
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Auf den ersten Blick deutet am Dienstagabend wenig auf Zoff und kontroverse Diskussionen bei "Markus Lanz" hin. Der Talkmaster hat vier Gäste eingeladen, die sich alle zu unterschiedlichen Themen äußern sollen. Dass es trotzdem sehr schnell hitzig wird, hat mit den Fragen von Markus Lanz zu tun.

Das waren die Gäste bei Markus Lanz am 23. August 2022:

  • Michael Roth: Der Politiker ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses der SPD.
  • Gregor Peter Schmitz: Der Journalist ist Chefredakteur des Magazins "Stern".
  • Margarete Klein: Die Politologin ist Expertin für Osteuropa.
  • Mariam Noori: Die Filmemacherin wurde in Afghanistan geboren und bereiste kürzlich für eine NDR-Reportage das von den Taliban beherrschte Land.

Ohne Masken waren Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Wochenbeginn zum Staatsbesuch nach Kanada geflogen. Die Bilder hatten für einige Diskussionen gesorgt. Weshalb Lanz direkt den Finger in die Wunde legt und Michael Roth fragt, ob er auch ohne Maske in den Regierungsflieger steigen würde.

Der SPD-Politiker bejaht dies, schließlich hätten alle Fluggäste vorher einen PCR-Test gemacht. Wohlwissend, dass dies für reguläre Flüge zu aufwendig und zu teuer ist, bohrt Lanz weiter. Warum gelte für manche ein Recht und für andere nicht? "Sie verstehen meinen Punkt?", fragt Lanz. "Nein, ich verstehe ihn wirklich nicht", antwortet der in Rekordzeit genervt wirkende Roth.

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Michael Roth wirkte von Lanz' Nachfragen genervt.bild: zdf screenshot

Roth muss das Schweigen von Kanzler Scholz verteidigen

Woraufhin Lanz sofort nachlegt und auf die Holocaust-Relativierungen des Palästinenser-Präsidenten Mahmoud Abbas im Kanzleramt zu sprechen kommt, denen Olaf Scholz nicht direkt widersprochen hatte. "Ich war auch in Situationen, in denen ich derart sprachlos war, dass mir die Worte gefehlt haben", erklärt Roth, worauf ihm diesmal Gregor Peter Schmitz in die Parade fährt.:

"Im Kanzleramt wird der Holocaust relativiert. Und der Bundeskanzler lässt sich vom Regierungssprecher das Wort abschneiden. Er schafft es nicht, sich zu distanzieren und verabschiedet Abbas noch per Handschlag. Das ist doch unfassbar peinlich."

In dieser Tonlage wird am Dienstagabend noch eine ganze Weile weiter diskutiert. "Nervt es Sie, immer wieder in der Position zu sein, den Bundeskanzler verteidigen zu müssen?", fragt Lanz. Als Roth erklärt, jeder habe eine eigene Art zu kommunizieren, lacht der Talkmaster laut.

Ob er sich Sorgen wegen der vielen Erinnerungslücken des Kanzlers mache, will Lanz wissen. "Welche Erinnerungslücken?", fragt Roth. "Cum Ex", sagt Lanz genüsslich. Scholz trage nichts zur Aufklärung bei, schaltet sich Journalist Schmitz ein: "Deshalb muss er mit diesen Verdächtigungen auch leben."

Die Talkrunde ist sich einig, was den Umgang mit Russland angeht

Deutlich mehr Konsens gibt es im zweiten Teil der Sendung, der sich um den Krieg in der Ukraine und den Umgang mit Russland dreht. Die Runde ist sich einig, dass es wichtig sei, die Ukraine weiter zu unterstützen und weniger abhängig von russischem Gas zu sein. "Wir müssen uns unabhängiger machen, um das Drohpotenzial zu reduzieren", sagt Margarete Klein.

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Margarete Klein ist dagegen, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen.bild: zdf screenshot

Die Politikwissenschaftlerin spricht von einer hybriden Kriegsführung Russlands. Neben den militärischen Aktionen in der Ukraine ziele Präsident Wladimir Putin mit seiner Propaganda direkt in unsere gesellschaftliche Mitte. Durch die Reduzierung der Gasmenge könne Russland die Spaltung der Gesellschaft in Deutschland weiter verstärken und die Demokratie in ganz Europa schwächen. Die Forderung des FDP-Politikers Wolfgang Kubicki, die Gas-Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, bezeichnet Klein als kontraproduktiv.

"Wir haben kein Problem mit Pipelines. Wir haben ein Problem im Kreml", pflichtet Schmitz bei. Auch Roth stimmt zu. Putin wisse genau, wie fragil die westlichen Demokratien seien. Wenn hierzulande gestritten und diskutiert werde, sei dies ganz im Sinne des russischen Präsidenten. "Putin riecht förmlich unsere Angst", sagt der SPD-Politiker den einprägsamsten Satz des Abends. Deshalb müsse Putin gezeigt werden, dass er mit seinen Einschüchterungsversuchen keinen Erfolg haben kann. Um die Zustimmung nicht zu verlieren, müsse der Bevölkerung nun ganz genau erklärt werden, warum die teuren Maßnahmen und Sanktionen nötig seien.

Mariam Noori berichtet von der schlimmen Lage in Afghanistan

Zum Abschluss der Sendung wird dann noch über ein ganz anderes Thema gesprochen. Die Filmemacherin Mariam Noori reiste kürzlich nach Afghanistan, um über das Land zu berichten, indem sie geboren wurde. Die Lage dort ist katastrophal. Nach dem Rückzug des westlichen Militärs ist die Terrororganisation der Taliban an der Macht, 97 Prozent der Bevölkerung sind von Armut bedroht, 50 Prozent können sich nicht mehr selbst ernähren.

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Mariam Noori reiste kürzlich nach Afghanistan und berichtet von ihren Beobachtungen.bild: zdf screenshot

"Afghanistan war schon immer eines der ärmsten Länder der Welt, durch den Regimewechsel steht es nun vor dem Kollaps", erzählt Noori. Sie traf eine Bettlerin, die versuchte, ihr sieben Monate altes Baby für 500 Dollar zu verkaufen. Auch, wenn die Situation in Deutschland gerade sicherlich nicht einfach ist, relativieren diese Schilderungen vieles.

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