Lehrermangel, marode Schulen, niedriges Bildungsniveau – bei "Markus Lanz" stand am Mittwochabend die Bildungspolitik in der Kritik. Die Frau in der Bundesregierung mit der Aufgabe, all die Mängel zu beheben, war persönlich im ZDF-Talk anwesend: Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Die FDP-Politikerin stellte in der Sendung ein Programm vor, mit dem 4000 Brennpunktschulen gefördert werden sollen. Die anderen Gäste konnte Stark-Watzinger damit jedoch nicht vollständig überzeugen.
Das waren die Gäste bei "Markus Lanz" am 16. November:
Um die problematische Lage an deutschen Schulen zu verdeutlichen eröffnete Moderator Markus Lanz die Debatte über Bildungspolitik in seiner Sendung mit zwei Einspielern. Das erste Video zeigte den katastrophalen baulichen Zustand einer maroden Schule in Berlin-Pankow, das zweite zeigte Stimmen von Schulleiter:innen und Lehrer:innen, die unter diesen Bedingungen arbeiten müssen.
"Wie kann das sein?", fragte Markus Lanz im Anschluss. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gab daraufhin zu: "Es ist jahrelang, jahrzehntelang nicht genügend in Schulen investiert worden."
Die 54-Jährige möchte dies nun ändern, mit einem "Startchancenprogramm". Dieses solle im ersten Schritt da ansetzen, "wo die Unterstützung nicht ist" und auf drei Säulen bauen: eine gute bauliche Substanz, ein zusätzliches "Chancenbudget" sowie die Investition in Schulsozialarbeit.
Von dem Programm sollen insgesamt 4000 Schulen profitieren, die sich auf eine Teilnahme bewerben können.
Netzexperte Sascha Lobo nannte den Föderalismus den "Kern des Problems". Er plädierte besonders dafür, die Digitalisierung von Anfang an in die Veränderungen der Bildungspolitik miteinzubeziehen. Doch auch das ist eigentlich Länderaufgabe.
Ginge es nach dem Journalisten, sollte der Bund diese Aufgabe übernehmen. Tue er dies nicht, drohen laut Lobo massive wirtschaftliche Folgen. "Wenn wir das nicht schaffen, die Bildung digital zu machen, um zu lernen, wie die Digitalisierung funktioniert, dann sind wir in zwanzig Jahren kein wohlhabendes Land mehr", so der 47-Jährige.
Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner diagnostizierte auch aus finanzieller Perspektive ein Problem. Bund und Länder würden mit den fehlenden Investitionen im Bildungsbereich eine falsche Rechnung anstellen – schließlich fehle es so in Zukunft noch stärker an Fachkräften, Einkommenssteuer und die Sozialleistungen könnten noch weiter steigen.
"Das sind die großen Investitionen, die wir unbedingt tätigen müssen", war sich Sigl-Glöckner bei "Markus Lanz" ganz sicher. Die Direktorin der Denkfabrik "Dezernat Zukunft" erklärte auch: "Gute Finanzpolitik wäre, das anzugehen."
Laut Soziologe Aladin El-Mafaalani fehle es ganz grundsätzlich auch an dem Problembewusstsein innerhalb der Gesellschaft für die Defizite und Versäumnisse.
Die in der Sendung stattfindende Erörterung der Probleme sei richtig und gut, komme allerdings zu spät. "Es ist so, als würden wir den Bremsweg noch ausrechnen, wo schon klar ist: Wir fahren gegen die Wand", zog El-Mafaalani einen Vergleich.
Politik und Gesellschaft bräuchten ein völliges Umdenken. Der Bildungsforscher meint:
Den katastrophal maroden Zustand der Schulen, den Fachkräfte- und Lehrermangel sowie das sinkende Niveau in der Bildung der Schülerinnen und Schüler nannte El-Mafaalani in der ZDF-Sendung sogar "das größte innenpolitische Problem", das unser Land derzeit habe.
Probleme wurden bei "Markus Lanz" am Mittwochabend genügend identifiziert – doch noch immer fehlt es an konkreten und schnellen Lösungen für die Kinder und Jugendlichen im Bildungssystem.