Auch nach beinahe 28 Jahren lässt dieser Fall viele Menschen nicht los: der Tod von Sonja Engelbrecht aus Bayern. Damals war die 19-jährige Schülerin von einem Abend in einer Bar in München nicht mehr zurückgekehrt. Seit dem frühen Morgen des 11. April 1995 war sie zunächst spurlos verschwunden. Erst 25 Jahre später, im Jahr 2020, machte ein Waldarbeiter dann eine schreckliche Entdeckung: Er fand in einem Wald bei Kipfenberg, mehr als 100 Kilometer von München entfernt, ihren Oberschenkelknochen.
Als dieser der Vermissten zugeordnet werden konnte, wurde die Befürchtung zur Gewissheit: Sonja Engelbrecht ist tot. Es stellte sich heraus, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Mittlerweile geht die Polizei von einem Sexualdelikt aus. Doch bis heute konnte der Fall nicht geklärt werden. Trotz zahlreicher Spuren und der mehrfachen Ausstrahlung des Falls im Fernsehen. Hoffnung gibt es dennoch.
Am Mittwoch wird der mysteriöse Tod der Sonja Engelbrecht erneut Thema bei "Aktenzeichen XY" im ZDF sein. Die Ermittelnden erhielten schon bei der letzten Ausstrahlung Anfang März zahlreiche Hinweise. Zwei Tage danach waren bereits über 160 Hinweise eingegangen, wie der Münchner Polizeihauptkommissar Sven Müller gegenüber watson bestätigte.
Nun hoffen die Ermittelnden wohl auf weitere Anhaltspunkte. Konkret sucht die Polizei derzeit nach Hinweisen, die möglicherweise zum Täter führen können. Sie bittet um Hinweise auf Personen aus dem Raum Kipfenberg in Oberbayern, die dort in den Jahren 1994 und 1995 Renovierungsarbeiten durchgeführt hatten.
Denn: Die Leiche war laut Behördenangaben in Müllsäcke und Planen verpackt. Eine Analyse ergab, dass die Folie wohl von Bau- oder Renovierungsarbeiten stammte. An ihr wurden Reste von weißer Malerfarbe gefunden.
Dass der Fall innerhalb kürzester Zeit erneut ausgestrahlt wird, könnte mit einem Ermittlungsdetail zusammenhängen, das besonders große Hoffnung auf eine Klärung des Falls macht: Der Münchner Kriminalhauptkommissar Roland Baader bestätigte, dass es eine "DNA-Spurenlage" gebe. Diese sei an der Decke aus Kunstfaser vom Fundort der Überreste festgestellt worden. Ob die Spur tatsächlich vom Täter stammt, dazu äußern sich die Ermittelnden nicht.
Dennoch: Fällt der richtige Name und stimmen dann die DNA-Spuren mit den Proben der Person überein, könnten die Ermittelnden bei der Lösung des Falls einen großen Schritt weiter sein. Deshalb forderte der Ermittler die Zuschauenden schon in der vergangenen Sendung dazu auf, sich selbst bei einem "vagen Verdacht" bei der Kripo zu melden. Gesucht würden auch Hinweise auf Menschen, die eine solche Decke bis 1995 besessen hätten.
Die Ermittelnden gehen davon aus, dass der Täter die Wälder in der Kipfenberger Gegend gut gekannt haben muss. Denn der Fundort der Überreste Sonjas sei ein "spezieller" gewesen, wie es aus Ermittlungskreisen heißt. Sie hatten an einem abschüssigen Hang im Bereich einer Felsspalte im Jahr 2020 weitere Knochenteile entdeckt.
Die Kripo München geht deshalb davon aus, dass der für den Tod Sonjas Verantwortliche in der Nähe von Kipfenberg zumindest zeitweise gewohnt, gearbeitet oder länger dort Urlaub gemacht hat. Und: Die Polizei glaubt, dass der Mörder, nachdem er die nackte, tote 19-Jährige in den Felsspalt geworfen hatte, später noch mindestens zweimal zum Versteck der Leiche zurückkehrte, wie die "AZ" berichtet.
Nach der Ausstrahlung der vergangenen "Aktenzeichen XY"-Folge gab es Hinweise mit konkretem Ortsbezug zu Kipfenberg. "Auch konkrete Namen wurden genannt", bestätigte Hauptkommissar Müller gegenüber watson.
"Tatsächlich haben wir heute vielleicht die letzte Möglichkeit, diesen Fall Sonja Engelbrecht zu klären", sagte Baader bereits in der betreffenden Sendung. Nun hoffen die Ermittler auf einen Durchbruch in dem Fall.
Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, werden den Angaben zufolge mit 10.000 Euro belohnt.
Hinweise an: Kripo München, Telefon: 089 / 29 100