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Ghost in Berlin: Handy-Verbot auf Konzerten ist eine grandiose Idee

Ghost performing at O2 Arena, London LONDON, ENGLAND - APRIL 19: Papa V Perpetua Tobias Forge of Ghost performing at O2 Arena, Greenwich, on April 19, 2025 in London, England. CAP/MAR MAR/ London Grea ...
Tobias Forge hat ein neues Alter Ego: Papa V Perpetua.Bild: IMAGO / Capital Pictures
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Ghost in Berlin: Warum sich ein Handy-Verbot bei Konzerten durchsetzen sollte

Ein Konzert von Ghost ist in mehrfacher Hinsicht eine Offenbarung. Aktuell lässt sich bei den Shows der Bands sogar beobachten, was ein Konzert überhaupt ausmacht.
08.05.2025, 08:1408.05.2025, 08:14
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Es kommt ja nichts mehr nach, lautet seit Jahren das Urteil, mit dem sogar Fans des Genres eingestehen, dass sie die Rockmusik aufgegeben haben. Allerdings zu Unrecht.

Ghost hat gerade mit "Skeletá" Platz eins der US-Billboard-Charts erobert. Vier Jahre lang war dieser Triumph keiner Hardrock-Platte mehr vergönnt gewesen.

Am 7. Mai spielte die Band in Berlin und wer danach nicht bestätigen kann, dass sie das nächste große Ding ist, hat vermutlich Tomaten auf den Augen und Watte in den Ohren.

Abgesehen davon, wie aufmüpfig es sich anfühlte, am Tag einer Papstwahl Zeilen wie "Hell Satan" zu singen und jedes Synonym dieser Welt für den Teufel einmal durchzugehen.

Zusammen mit dieser Band, die aussieht, als klinge sie brutaler als Cannibal Corpse. Und dann ist es eher ABBA mit E-Gitarren.

Doch es geht nicht nur um Musik und Inszenierung. Frontmann Tobias Forge hat auf seinen Konzerten bei dieser Tour etwas durchgesetzt, das schon ein wenig ungeheuerlich ist: ein Handyverbot.

Warum verbieten Ghost Handys auf ihren Konzerten?

"Im Laufe der Jahre ist es völlig verrückt geworden. Wenn 10.000 Leute bei einem Konzert sind und 8000 von ihnen ein Telefon in der Hand halten, dann besteht da ein zutiefst ungutes Gefühl", sagt Forge im Interview mit "Audacity".

Seine Tochter habe sich sehr skeptisch zu der Idee geäußert und der Musiker lässt anklingen, dass er sich der Risiken (für seine eigene Karriere) durchaus bewusst ist.

Handys gehören für viele Menschen heute so selbstverständlich zum Alltag (und zwar rund um die Uhr), dass der Gedanke nicht fern liegt, zwei Stunden ohne das Gerät könnten für manche schon zwei Stunden zu viel sein. Egal, was ihnen als Ausgleich geboten wird.

Zugleich ist Tobias Forge überzeugt, die Fans werden eine bessere Zeit auf seinen Konzerten haben, wenn sie sich nur auf die Maßnahme einlassen.

Nun: Die Uber Arena in Berlin war gut gefüllt und überhaupt scheinen Ghost zu den wenigen Acts zu gehören, die gerade keine Probleme haben, Hallen zu füllen.

Doch wie kann das sein?

Was ist eigentlich der Mehrwert von Handys auf Konzerten?

Es ist normal, beim Thema Handyverbot erst einmal schlucken zu müssen, denn ja, natürlich ist es eine "autoritäre" Maßnahme, die Fans bei den Shows stark in ihrer Handlungsfreiheit einzuschränken.

Dabei geht es nicht nur um die, die gefühlt den gesamten Auftritt durch ihren kleinen Bildschirm sehen – die ganz große Mehrheit zückt bei einem Konzert früher oder später das Telefon, und sei es nur für einen Schnappschuss. Ich bin davon nicht ausgenommen.

Und doch ist eine Sache in den letzten Jahren für mich immer evidenter geworden: Eigentlich brauche ich das nicht. Die meisten Fotos und Videos werden ohnehin nicht gut, und wie oft schaut man sich das eigene Material später nochmal an ... ganz ehrlich?

Geht es nicht vor allem darum, etwas zu haben, womit man auf Instagram prahlen kann? Vielleicht brauchen manche auch die Fotos und Bilder, um sich selbst davon zu überzeugen, etwas Großes erlebt zu haben.

Ich allerdings habe meine besten Konzertmomente nicht festgehalten. Mit Handy in der Hand wären sie vielleicht gar nicht zustande gekommen.

Es ist verständlich, dass Tobias Forge keinen Bock auf Handys hat

Dabei hilft es, sich in die Lage der Stars auf der Bühne zu versetzen. Ich stelle es mir frustrierend vor, immer häufiger in Kameras statt Gesichter zu schauen.

Es macht Konzerte unpersönlicher und motiviert die Band vermutlich nicht gerade, mehr mit dem Publikum zu interagieren. Und ja, viele Stars suchen den Augenkontakt mit Fans.

Somit sorgen Handys dafür, dass beide Seiten gehemmt beziehungsweise verhindert sind.

Und dann ist da noch das Offensichtliche: Wer permanent filmt, steht ruhig da und konzentriert sich auf die Aufnahme statt auf die Musik. Das ist absolutes Gift für das komplette Event.

Wer sieht, dass alle im näheren Umkreis still sind, dem ist es womöglich sogar peinlich, so auszurasten, wie es bei einem Konzert eigentlich sein sollte. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass gar keine Stimmung aufkommt.

Um das zu beweisen, reicht es, sich Konzertausschnitte von vor 15 bis 20 Jahren bei Youtube anzuschauen. Mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird einer der obigen Kommentare entweder lauten: "Wow, keine Handy-Displays!" oder "Krass, die Leute gehen ja voll mit!".

Beides hängt unmittelbar miteinander zusammen.

Handyverbot auf Konzerten: Bitte jetzt überall

Doch zurück zum Ghost-Konzert. Handys müssen in einem Beutel verstaut werden, der den Gästen gestellt und nach der Show vom Personal geöffnet wird. Ich habe mein Gerät direkt zu Hause gelassen.

Kurz bevor es losging, hörte ich jemanden in der Reihe hinter mir meckern, er vermisse sein Handy.

Zudem musste ich einen Kreis von circa zehn ungeduldigen und vom stundenlangen Warten erschöpften Personen hinter und neben mir über die Zeit auf dem Laufenden halten, da ich die Einzige war, die eine Armbanduhr trug. Das war es auch schon mit den "Nachteilen".

Das eigentliche Konzert zeigte dann, wie leicht es sein kann. Niemand war abgelenkt und alle lebten im Moment statt durch ein Display, was sich sehr deutlich im Geräuschpegel niederschlug. Um mich herum kreischten junge Menschen, wahrscheinlich schlimmer als bei Harry Styles.

Von Headbangen über die Faust in die Höhe recken bis Springen lief in den ersten Reihen vieles synchron ab. Gruppendynamik bei Konzerten funktioniert auch in die andere Richtung, was dank Ghost jetzt nicht mehr alte Youtube-Clips in Erinnerung rufen müssen.

Das Gefühl, mit Tausenden Fremden eine Einheit zu sein, gibt es nur bei Live-Shows. Aber nicht mit Handys.

Das Verbot wie bei Ghost ist sicher die denkbar drastischste Maßnahme, aber auch die einzig effektive.

Würden ein paar Hundert Fans freiwillig entscheiden, auf ihr Handy zu verzichten, reicht das wohl nicht, wenn immer noch genug da sind, die den Rest mit ihrer Lethargie infizieren.

Also ja: Musikfans müssen dazu "erzogen" werden, Konzerte wieder besser zu machen (mittlerweile wurde schon eine ganze Generation um ihr Glück betrogen). Denn das ist keineswegs eine einseitige Angelegenheit.

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