Bushido bei einem vergangenen Prozesstermin (Archivfoto).Bild: imago images/Olaf Wagner
Vor Ort
Es ist das erste Mal seit seiner eigenen Zeugenaussage, dass Bushido wieder vor Gericht erscheint. In orangenem Pulli und inzwischen gewohnter Begleitung des LKA schleicht er sich in den Saal. Offenbar will er sich die Aussage des heutigen Zeugen nicht entgehen lassen. Ali Bumaye ist schon da. Er ist selbst Rapper und ein Cousin von Arafat Abou-Chaker und dessen Brüdern, den Angeklagten. Ali hat mit Bushido und Arafat jahrelang zusammengearbeitet. Seine Aussage ist daher durchaus brisant. Ganz in Schwarz gekleidet nimmt er auf dem Zeugenstuhl Platz.
Nach der Trennung von Bushido und Arafat setzte Ali Bumaye zunächst noch die Zusammenarbeit mit seinem Cousin Arafat fort. Doch auch zwischen den beiden schien es nach einiger Zeit nicht mehr glatt zu laufen und sie trennten sich.
Bisher war über die Beweggründe nur gemunkelt worden. Vor Gericht äußert sich Ali Bumaye nun zu der Trennung. Das Verhältnis zu Bushido und Arafat beschreibt er als "eigentlich immer gut". Freundschaftlich habe er sich mit Bushido sogar besser verstanden als mit Arafat.
Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.
Doch dann bröckelte die Freundschaft mit Bushido. "Ich weiß auch nicht, woher die Ablehnung plötzlich kam", sagt er über den anschließenden Streit. Nach der Trennung habe Bushido plötzlich angefangen, ihn zu beleidigen und Geschichten zu erzählen.
Ali Bumaye über Trennung von Arafat: "Ich habe mich darüber gefreut"
Auch die geschäftlichen Beziehungen mit seinem Cousin Arafat gingen dann bald zu Ende. Doch Ali Bumaye deutet an, mit dem Managerverhältnis schon länger unglücklich gewesen zu sein. Als Arafat und Bushido sich trennen wollten und ein gemeinsames Treffen mit allen Rappern des Labels organisierten, darunter Shindy und Samra, soll Ali Bumaye der Kragen geplatzt sein, sodass er von Arafat beruhigt werden musste. "Ich war mit vielen Dingen unzufrieden. Ich habe dann mal gesagt, was mich stört."
Der Rapper Ali Bumaye hat im Prozess gegen seinen Cousin Arafat Abou-Chaker als Zeuge ausgesagt.Bild: www.imago-images.de / Ralf MŸller
Nach eigenen Angaben hatte er bei Arafat einen Künstlerexklusivvertrag, fühlte sich aber nicht berücksichtigt und gefordert. (Der Vertrag wird im Laufe des Verhandlungstages von den Anwälten noch heiß diskutiert werden.) Als Arafat dann auf ihn zukam und die Trennung wollte, sei das für ihn ein "Segen" gewesen, sagt Ali.
"Arafat wollte nichts mehr mit Musik zu tun haben. Ich habe mich darüber gefreut, weil er konnte sich ja gar nicht um mich kümmern"
Die Worte purzeln jetzt quasi aus Ali Bumaye heraus. Er redet schnell und nuschelt dabei. Der Vorsitzende Richter hat große Mühe ihm zu folgen, immer wieder unterbricht er ihn. "Ich verstehe Sie ganz schlecht, Sie haben so eine kräftige Stimme", sagt er. Aber es hilft nichts, die Akustik im Raum ist schlecht. "Sie haben ja eine Zunge wie ein Maschinengewehr", attestiert der Richter dem Zeugen schließlich resigniert.
Ali nimmt jetzt etwas Fahrt aus seinen Worten und macht einen großen Bogen. Er erzählt, wie er damals zur Musik kam, als er noch für Bushidos Crew auf Tour gearbeitet hat. Arafat habe ihm vorgeschlagen, mal selbst das Rappen auszuprobieren. Bushido sei davon nicht begeistert gewesen, doch schließlich kam es zu einem Versuch. Aus einer Single wurden dann zwei Alben – jeweils mit Top10-Platzierung.
Fast scheint es, als ob Ali Bumaye sich für seinen Erfolg ein bisschen schämt, als er zu Bushido rüber blickt. "Ich bin ja kein krasser Rapper", winkt er ab, "ich bin eher ein Entertainer". Trotzdem sei er irgendwann unzufrieden gewesen, was vor allem auf die Bezahlung zurückzuführen sei. "Ich habe vielleicht zwei oder drei Mal Geld bekommen, danach nie wieder", beschwert er sich. Bushido habe ihn irgendwann nicht mehr abgerechnet. "Warum gibst du mir nicht einfach mein Geld", poltert er in Richtung Bushido, ohne ihn dabei direkt anzusehen.
Anwalt-Streit über Geld: Vertrag gleich nach Unterzeichnung wieder zerrissen?
Doch so einfach ist es offenbar nicht. Schließlich soll Ali ja einen Vertrag mit Arafat gehabt haben und nicht mit Bushido. Somit müsste sich Ali Bumaye das Geld bei Arafat holen. Was folgt, ist ein Streit der Anwälte über Vertragswirrwarr. Was eigentlich nichts mit der Verhandlung zu tun hat, wird zu einem Schlagabtausch zwischen Bushidos Anwalt und den Anwälten der Abou-Chakers.
Es scheint, als wollten beide Parteien die Gelegenheit nutzen, um vorbeugend zu argumentieren, warum ihr Mandant nicht für eine mögliche Forderung von Ali Bumaye aufkommen muss, sollte es darüber zu einem Rechtsstreit kommen. Doch so weit ist es noch gar nicht. Auslöser der Debatte ist ein angeblich zweiter Exklusivvertrag zwischen Bushido und Ali Bumaye, der laut Ali aber kurz nach der Unterzeichnung gleich wieder zerrissen wurde. Trotzdem hält Bushidos Anwalt eine angebliche Kopie dieses Vertrages in die Höhe. Welches Vertragsverhältnis also das gültige war, bleibt unklar.
Die hitzige Diskussion passt zu dem Verlauf des ewig langen Prozesses, bei dem sich immer wieder Nebenschauplätze öffnen und von denen nicht ganz klar ist, was sie mit der Sache zu tun haben. Beim eigentlich relevanten Thema wird Ali Bumaye schmallippig, sagt nur wenige, aber erwartbare Worte. Über den mutmaßlichen Vorfall am 18. Januar 2018, an dem es zu Straftaten gegen Bushido gekommen sein soll, wisse er nichts. "Kann ich nichts zu sagen", "weiß nichts davon". "Eigentlich mit niemandem darüber geredet." Und damit war die Zeugenaussage von Ali Bumaye dann auch beendet.
Für die zweite Hälfte des Verhandlungstages war eigentlich der Rapper Fler geladen. Doch offenbar wurde er aufgrund eines fehlenden 3G-Nachweises nicht ins Gebäude gelassen. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal – am 9. Februar.
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