Der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder zieht sich seit mehr als einem Jahr hin. Es sind zähe Verhandlungen gegen den ehemaligen Manager von Bushido und manchmal wundert man sich ein bisschen über die Detailversessenheit. Sämtliche Fragen scheinen relevant zu sein. Und so ergeben sich stetig neue Nebenschauplätze, die beackert werden.
Zuletzt wurde Bushidos Kurzzeit-Manager Ashraf Remmo als Zeuge verhört. Es dauerte drei Verhandlungstage, bis er der Staatsanwaltschaft eine Info lieferte, die nützlich erschien. Arafat Abou-Chaker habe vom Firmenkonto 180.000 Euro abheben lassen, um damit Kosten an seiner und Bushidos gemeinsamer Villa in Kleinmachnow zu bezahlen. Das habe er Remmo auf Nachfrage erzählt. Für die Staatsanwalt ein möglicher Grund für den Vorwurf der Untreue (eine Stellungnahme steht noch aus). Und ein weiterer Sachverhalt, der den Prozess aufbläht.
Ein Urteil ist noch nicht in Sicht. Bereits jetzt wurden weitere Termine bis ins neue Jahr festgelegt. Die Zeugenliste ist noch lang. Bushidos Ehefrau, Anna-Maria Ferchichi konnte aufgrund von Komplikationen in ihrer Schwangerschaft zuletzt nicht weiter angehört werden, das wird auch noch eine Zeit lang so bleiben. Mindestens bis November. Dann sollen Anna-Maria und Bushido erneut Eltern werden.
Am 48. Prozesstag arbeitete man sich daher erstmal weiter an der Zeugenliste ab. Ein Mann aus dem ehemaligen Umfeld Bushidos, der seinen Namen hier nicht lesen will, nennen wir ihn M., war geladen. Ein alter Freund und Weggefährte, der – das wird schnell deutlich – an Bushido kein gutes Haar lässt. Dennoch ist er für das Gericht im Gegensatz zu seiner eigenen Annahme ("Sie brauchen mich doch gar nicht") ein relevanter Zeuge. Er soll es nämlich gewesen sein, der den Kontakt zu Arafat Abou-Chaker vermittelte. Er habe Arafat schon aus Kindheitszeiten gekannt, erzählt er vor Gericht. Bushido habe er dann mehr oder wenig zufällig über Freunde kennengelernt. Man wohnte in der selben Nachbarschaft.
Doch die Freundschaft ist längst vorbei. "Ich habe mich von allen distanziert", erklärt er und meint damit nicht nur Bushido, sondern auch Arafat. Dass er aus der Beziehung nur Enttäuschung mitgenommen hat, daraus macht er keinen Hehl. Worte wie "wütend" und "gekränkt" verwendet er mehrmals. Gekränkt von Versprechungen, die ihm nach seiner Aussage gemacht wurden, die aber nicht eingehalten wurden. Bushido beschreibt er als einen, der "immer alles plant". Das Ziel des Rappers sei es gewesen, Kontakt mit Arafat aufzunehmen. "Bushido wollte das unbedingt", sagt M. Das sei zu der Zeit gewesen, als Bushido aus seinem Vertrag mit dem Label Aggro Berlin rauswollte. Auf der Suche nach angesehenen Unterstützern wandte er sich demnach an M., um so an Arafat heranzukommen. "Er wusste dass Arafat respektiert wird", erklärt M.. Bushido habe ihn immer wieder angefleht, ihm Arafat vorzustellen.
Arafat wurde dann tatsächlich der Mann an Bushidos Seite und schaffte es, Bushidos Vertrag mit Aggro Berlin aufzulösen. Die Umstände der Vertragsauflösung sind weiterhin ungeklärt und Gegenstand eines weiteren Verfahren. Wie im April bekannt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen Bushido und Arafat wegen des Vorwurfs der schweren räuberischen Erpressung. Der Gründer von Aggro Berlin habe den Vorfall von vor 17 Jahren nun zur Anzeige gebracht. Schwere räuberische Erpressung verjährt erst nach 20 Jahren.
M. selbst sei nur "Mittel zum Zweck" gewesen, um Bushido den Kontakt zu Arafat zu verschaffen. So beschreibt er die Situation vor Gericht und erklärt damit seine Verletztheit. Der Richter fasst zusammen: "Das klingt so, als ob Sie irgendwann nicht mehr gut genug waren." M. zieht die Schultern hoch und seufzt. "Ja", sagt er. Von dem großen Geld hat er nie etwas gesehen, obwohl vorher vereinbart worden sei, ihn an den Umsätzen zu beteiligen. "Das hat er nicht nur mit mir gemacht", erklärt M. weiter. Bushido habe immer "überall seine Versprechen gemacht". Aus der Geschäftsbeziehung zu Bushido und Arafat fühlte er sich "rausgeekelt".
Trotz allem habe mit der Sache "längst abgeschlossen", erklärt er und ist sichtlich erleichtert, als er aus dem Zeugenstand entlassen wird. Nächster Termin ist am Mittwoch.
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