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Bushido-Prozess – AK Ausserkontrolle zeigt Enttäuschung: "ist mir scheißegal"

Bild-Motiv: Bushido Berlin den 25.01.2021 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung, Noetigung, Beleidigung,  ...
Bushido, der im Prozess als Zeuge und Nebenkläger auftritt, war selbst nicht im Saal (Archivfoto).Bild: www.imago-images.de / Olaf Wagner
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Bushido-Prozess – AK Ausserkontrolle spricht über seine Enttäuschung: "Bushido ist mir scheißegal"

26.10.2021, 08:5427.10.2021, 18:20
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Richter Martin Mrosk hat in seiner Karriere schon einiges erlebt. Doch manchmal kann man ihn noch mit Kleinigkeiten beeindrucken. "Ist denn der Zeuge erschienen?", will er zu Beginn des Prozesstages wissen. Die Antwort überrascht ihn. Tatsächlich ist der Zeuge erschienen. "Ja?", ruft er verwundert. Gelächter im Saal.

In dem über ein Jahr alten Prozess gegen Bushidos ehemaligen Musikmanager Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder ist das fast schon eine Seltenheit. In mittlerweile 52 Prozesstagen hat es sich eingebürgert, dass Zeugen aus den verschiedensten Gründen absagen oder nicht erscheinen. Zuletzt hatte der Rapper Samra unentschuldigt gefehlt. Dafür wurde ihm jetzt ein Ordnungsgeld von 600 Euro aufgebrummt.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Für den heutigen Zeugen braucht es keine Disziplinarmaßnahmen. "Manche Zeugen kommen ihrer Bürgerpflicht eben nach." Richter Martin Mrosk lächelt zufrieden. Der Bürger, der seiner Pflicht nachkommt, heißt Davut Altundal. In der Rap-Szene ist er unter seinem Künstlernamen AK Ausserkontrolle bestens bekannt.

AK von Bushido "sehr enttäuscht"

Mit silber-weißen Sneakers, blauer Jeans und weißer Daunenjacke im Fell-Look betritt AK den Gerichtssaal. "Sie können die Jacke ruhig ausziehen, das könnte hier länger dauern", informiert ihn Richter Mrosk. Will AK aber nicht. Stattdessen beginnt er gleich zu erzählen. Er erzählt, wie er über seinen Bruder den Kontakt zu Arafat suchte und schließlich mit ihm über einen Vertrag bei Bushidos Label Ersguterjunge (EGJ) verhandelte. Arafat sei zu diesem Zeitpunkt schon auf ihn Aufmerksam geworden, erklärt AK. Schließlich einigte man sich. "Ich habe das alles mit Arafat besprochen", erzählt er. Bushido sei erst zur Vertragsunterzeichnung dazugekommen.

AK habe einen 30-Prozent-Vertrag erhalten. 30 Prozent der Einnahmen für ihn, 70 Prozent für Arafat und Bushido. Die beiden wiederum hätte sich ihren Anteil gleichberechtigt aufgeteilt. 50/50. Das hätten sie ihm zumindest so erzählt, beteuert AK. Im Vergleich zu seinem vorherigen Vertrag bei Universal Music, den er "Abzocker-Vertrag" nennt, sei der 30-Prozent-Vertrag gut gewesen. "Ich war damit zufrieden", so der Rapper.

Doch mit den Einnahmen klappte es nicht wie geplant. Die Miene von AK verzieht sich jetzt. Es ist der Punkt, an dem er von seiner großen Enttäuschung spricht. Davon, wie sich die Hoffnungen, die er in Arafat und Bushido gesteckt hatte, plötzlich verflüchtigten und in Frustration umschlugen. Er habe seinen Teil der Abmachung erfüllt, erklärt er. Arafat und Bushido jedoch nicht. "Ich habe alle Songs aufgenommen", sagt er, "habe zwei Monate durchgearbeitet. Ich war auf einem guten Weg." Doch Bushido hatte plötzlich andere Pläne. Den gemeinsamen Sampler wollte der Label-Gründer nicht mehr aufnehmen. AKs Arbeit war ohne die Parts von Bushido somit wertlos. "Man hat mich eineinhalb Jahre hingehalten", beklagt AK. Bushido habe nur an seine eigene Karriere gedacht.

"Bushido war das scheißegal. Deswegen ist er mir auch scheißegal"
AK über Bushidos Reaktion auf seine Steuerschulden

Die fehlenden Einnahmen wurden für AK schnell zum Problem. Beim Finanzamt hatten sich Steuerschulden angehäuft. 10.000 Euro musste er zahlen. Geld, das er nicht besaß. Also wandte er sich an Bushido. Ob er ihm dabei helfen könne, soll AK seinen Label-Chef gefragt haben. Doch dieser flüchtete sich in Ausreden, hielt ihn hin und meldete sich in der Angelegenheit schließlich nicht mehr. Also wandte AK sich an Arafat, der ihm das Geld schließlich vorstreckte.

Im Streit zwischen Arafat und Bushido sei er neutral, betont AK. Doch dass er vor allem von Bushido "sehr enttäuscht" ist – daraus macht er kein Geheimnis. Seine Stimme wird jetzt lauter. "Dieser Typ hat nur an sich gedacht", poltert AK. "Ihm war das scheißegal. Deswegen ist er mir auch scheißegal." Die vorher ausgemachten Pläne seien außerdem "leere Versprechen" gewesen. "Ich wurde einfach liegengelassen." Der geplante Sampler von AK und Bushido erschien letzten Endes nicht.

Diss von Kollegah und Farid Bang: Bushido wollte nicht antworten

Aber warum? Warum lieferte Bushido seine Parts nicht ab? AK hat einen Verdacht. "Bushido hatte in der Zeit Probleme mit zwei Rappern", erzählt er. Farid Bang und Kollegah. Die Düsseldorfer hatten mit JBG3 gleich ein ganzes Diss-Album gegen Bushido und die Berliner EGJ-Crew rausgebracht. Eigentlich wäre darauf eine Antwort gefolgt. Der Sampler von AK und Bushido war ursprünglich dafür gedacht. "Alle wollten, dass geantwortet wird", erinnert sich AK, "aber Bushido wollte nicht."

Im Bild: Kollegah und Farid Bang bei einer Autogrammstunde nach ihrem abgesagten Konzert in Dresden Dresden - Trotz abgesagtem Konzert: Kollegah und Farid Bang kommen nach Dresden *** In the picture K ...
Die Rapper Farid Bang (l.) und Kollegah (r.) schossen auf ihrem Album gegen Bushido und die Berliner – doch eine Antwort blieb aus.Bild: imago images/ xcitepress

Der Grund dafür: Es soll ein Video gegeben haben, das Bushidos Frau, Anna-Maria Ferchichi, in einer kompromittierenden Situation zeige. Angeblich seien Farid Bang und Kollegah im Besitz dieses Videos gewesen. Bushido habe Angst gehabt, dass es an die Öffentlichkeit kommt, vermutet AK.

AK: "Bushido und Arafat hatten ein freundschaftliches Verhältnis"

Als Arafat und Bushido ihre Trennung offiziell verkündeten, gaben sie den EGJ-Rappern um AK, Shindy und Samra die Wahl: Entweder sie arbeiteten fortan nur noch mit Bushido oder nur noch mit Arafat zusammen. AK habe sich für Arafat entschieden, so wie die meisten anderen auch. "Bushido war in dieser Zeit nicht fähig, Musik zu machen", begründet er seine Entscheidung. Dieser habe ständige Paranoia wegen Farid Bang, Kollegah und des Videos gehabt.

Doch auch die Zusammenarbeit mit Arafat sei danach im Sande verlaufen. "Arafat hatte kein Bock mehr auf Musik", stellte AK fest. Das habe ihn zu sehr gestresst. "Also haben wir uns auch getrennt." Das Verhältnis zwischen Arafat und Bushido beschreibt AK als freundschaftlich. "Ich habe da nichts Negatives gesehen. Für mich waren das zwei Freunde, die waren wie Brüder." Etwas anderes sei ihm nicht aufgefallen.

Und auch zu der entscheidenden, prozessrelevanten Frage kann AK keine Auskunft geben. Es geht um den mutmaßlichen Vorfall am 18.1.2018. Laut Anklage kam es an diesem Tag zu Straftaten gegen Bushido: versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung, Freiheitsberaubung. Ob er davon etwas gehört habe, will der Richter wissen. Ob ihm jemand darüber berichtet hätte? AK schüttelt den Kopf. Er habe von den Vorwürfen aus den Medien erfahren. "Da wissen Sie mehr als ich", sagt AK in Richtung des Richters. Doch das bleibt abzuwarten. Für die nächsten Prozesstermine sind weitere Rapper geladen. Unter anderem Fler. Weiter geht's am Mittwoch, 27.10.

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